1. Bourbon und Caipirinha

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"Mum. Ich bin zuhause.", brülle ich und werfe den Schlüssel auf die Kommode.
Ich gehe die Treppe hoch und ab in mein Zimmer. Ich stelle meine Tasche neben den Schreibtisch, ziehe meine Jacke aus und folgend dann auch meine Schuhe. Es folgen Hose und Oberteil. Ich schnappe mir eine kurze Jogginghose und ein lockeres T-Shirt und mache mich auf den Weg in die Küche.
In Gedanken vertieft öffne ich den Kühlschrank und greife mir einen meiner Smoothies und die restliche Pizza des Vortags. Die Kühlschranktür wird zu geworfen und mit Schwung drehe ich mich Richtung Küchenzeile.
Wie erstarrt bleibe ich stehen.
"Hallo Schatz.", sagt meine Mutter.
"Wer ist das?"
"Ich habe dir doch immer von dem Mann erzählt, bei dem ich so oft bin und den ich schon seit zwei Jahren treffe."
"Mhh."
"Nun. Das ist Jason.", sagt meine Mutter erfreut.
Jason kommt auf mich zu:"Sehr erfreut.", sagt er und Strecke seine Hand aus.
"Das kann doch nicht dein Ernst sein, Mum.", sage ich und gehe an Jason vorbei.
"Er wird jetzt hier wohnen..."
Alles was sich in meinem Gesicht befunden hat, ist scheinbar auf den Boden gefallen, denn meine Mutter kommt auf mich zu.
"Stopp.", sage ich. "Dad darf mich in den Arm nehmen, du nicht! Er kommt zurück Mum. Er kommt zurück...", sage ich und merke wie meine Stimme versagt. Schnell drehe ich mich um und gehe in die Richtung meines Zimmers.
"Sie wird sich schon daran gewöhnen.", höre ich noch eine weibliche Stimme, bevor ich meine Tür zuknalle.
_____

Das war vor ungefähr einem Jahr und jetzt? Nun. Jason hat sich bei uns fest eingerichtet. Seine Sachen stehen überall und das beste? Er schläft auch noch neben meiner Mum. Wo mein Dad bis vor vier Jahren noch lag. Bevor er... Bevor er einfach über Nacht abgehauen ist. Meine Mum und ich haben uns noch nie gut verstanden, aber nachdem mein Dad ausgezogen war, hatten wir so gut wie keinen Kontakt mehr. Klar, wir haben zusammen gewohnt, aber das war's dann auch.
Langsam öffne ich meine Augen. Der vorletzte Ferientag. Ich Strecke mich einmal und drehe mich dann um. Das sonst durch Tageslicht erhellte Zimmer ist nun, trotzdem es zwei Uhr ist, fast stockdunkel.
Ich stehe auf und reiße direkt die Vorhänge auf. Eine Welle an hellem Licht trifft mich und ich muss die Augen kurz schließen.
Ich schnappe mir eine Jogginghose, BH, Shirt und Socken und verschwinde im Bad. Schminken tue ich mich nicht, da ich heute nicht vorhabe aus dem Haus zu gehen. Schnell binde ich meine Haare zu einem Zopf. Verschlafen putze ich mir die Zähne und greife nach dem Deo, das, bevor ich es benutzen kann, mit einem lauten Knall auf dem Boden landet. Ein kurzes grummeln meinerseits und schon bin ich fertig.
Ich reiße die Tür auf und laufe die Treppe runter. Ein warmer Bacongeruch kommt mir entgegen. Ich komm durch die Küchentür und erblicke eins, zwei... Drei Teller!
"Bekommt ihr Besuch?", meine Mum kocht eigentlich nur noch für sich und Jason. Sie meint, ich sei alt genug mir selbst essen zu kochen.
"Nein, der Teller ist für dich.", erwidert meine Mum.
"Was wollt ihr?", frage ich misstrauisch.
"Nichts."
Ich ziehe misstrauisch eine Augenbraue hoch.
"Na gut... Also... Äh...", stottert meine Mutter vor sich hin.
"Mein Sohn zieht hier her.", beendet der seit ein paar Monaten sogar Ehemann meiner Mum, ohne von seiner Zeitung aufzusehen.
"Hahaha guter Witz.", lache ich.
"Das... Ist kein Witz...", meldet sich meine Mutter zu Wort.
"Ihr wollt mich doch verarschen."
"Er kommt morgen. Er zieht in das zweite Gästezimmer."
"Das was neben meinem Zimmer liegt?!", brülle ich schon fast.
"Ja, das."
"Mum das hat Zugang zu meinem Badezimmer. Deswegen ist das doch unbenutzt.", sage ich.
"Ich weiß. Ihr werdet euch ein Bad teilen."
"Womit habe ich das verdient?!", brülle ich sie an und renne in mein Zimmer. Ich knalle die Tür zu und verschwinde im Bad. Nach einigen Minuten komme ich geschminkt und in einer engen Jeans und einem engen Trägertop aus dem Bad. Haare in einem sauberen Zopf. Ich greife mir ein paar Sneakers und verlasse dann erst mein Zimmer und dann das Haus.
In meiner Stammbar angekommen setzte ich mich auf meinen Stammplatz und rufe Wade zu mir.
"Bourbon. Wie immer.", sage ich.
"Geht klar.", sagt der schnuckelige Barkeeper. Klar, ich war noch nicht mal achtzehn, aber diese Bar schert sich da einen scheiss drum. Ich trinke hier schon seit Jahren Alkohol und hatte nie ein Problem. Ich kann mit Alkohol gut umgehen.
Vor mir landet ein Glas und ich ziehe es mit einem Zug leer.
"Schlimmer Tag, hm?", fragt eine männliche Stimme und ich spüre wie sich jemand neben mich setzt.
"Jap.", sage ich. "Nachfüllen, Wade."
"Mein Tag war auch nicht besser.", sagt der Typ.
"Bourbon?", frage ich und blicke ihn das erste mal an.
Tief blaue Augen, blond-braune Haare und ein atemberaubendes Gesicht. Und dieses Lächeln...
"Ich nehme lieber einen Caipirinha", lächelt er. Ohne es zu wollen erwidere ich sein Lächeln.
"Zwei Caipirinha.", sagt er an Wade gewandt.
"Bist du denn schon 21?", fragt Wade.
"Er gehört zu mir.", sage ich und Wade nickt.
"Und wie alt bist du?", fragt der süße Typ.
"17"
"Und wieso kriegst du hier schon Alkohol?"
"Mein Vater war mal Inhaber in dieser Bar. Und eigentlich nehmen die es hier nicht so ernst mit dem Alter."
"Ah"
"Du?"
"Ich?"
"Wie alt bist du?"
"17, auch."
"Ah"
Die Caipirinha kommen und er schiebt mir einen rüber.
"Auf scheiß Tage.", sagt er und hebt sein Glas.
"Auf scheiß Tage.", tue ich es ihm gleich.
Er war echt attraktiv, in meinem Alter und hatte anscheinend einen genauso beschissenen Tag wie ich.
Mit einem Zug zogen wir beide die Gläser weg. Und die nächsten und die nächsten.
"Eigentlich hatte ich vor mich volllaufen zulassen und danach irgendein Mädchen aufzureißen..", sagt er.
"Was spricht dagegen?"
Er blickt mich entspannt an.
"Das Mädchen hast du doch schon.", setzte ich fort.
Es wäre nicht mein erster OneNightStand. Ich war siebzehn und nachdem mein Vater vor vier Jahren verschwunden war, hatte ich so ein Bedürfnis nach männlicher Nähe, dass ich schon ziemlich früh meine Jungfräulichkeit verloren hatte.
"Achja?"
"Also... Wenn du willst...", flüsterte ich und konnte mich dafür fast selbst Ohrfeigen. 'Hol dir was du willst!' Hatte mein Dad immer gesagt. Ohne zu zögern zog ich seinen Kopf zu mir und drückte ihn einen Kuss auf die Lippen.
Ohne zu antworten zog er mich am Arm Richtung Toilette. Die waren in dieser Bar echt sauber. Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie Wade lächelnd die Drinks wegstellte.
Wenig später fand ich uns im Vorratsraum der Damentoilette wieder. Seine Hände gierig an meinem Oberteil. Er presst seine Lippen auf meine und wie automatisch lege ich meine Hände in seinen Nacken. Er legt seine Hände an meine Hüfte und hebt mich mit einem Mal hoch. Etwas erschrocken drücke ich mich noch enger an ihn, was auch die letzte minimale Lücke zwischen uns füllt. Er setzt mich auf eine kleine Kommode, die passender weise genau die richtige Höhe hat. Meine Hände wandern von seinem Nacken zu seiner Hüfte, greifen nach dem Rand des Oberteils und ziehen es hoch. Wir lösen und kurz voneinander, damit er sein Oberteil über den Kopf ziehen kann und schon sind seine Lippen wieder auf meinen. Ich platziere meine Lippen auf seinem Hals, was ihm ein kleines stöhnen entlockt. Meine Hände streichen über sein leichtes Sixpack.
"Jackson.", bringt er zwischen einem stöhnen hervor.
"Was?", lache ich leicht und blicke ihn an.
"Mein Name.", sagt er, doch als er meinen fragenden Blick sieht, ergänzt er: "Mein Name ist Jackson."
"Tyler.", lache ich und drücke meine Lippen wieder auf seine...

Verdammt - StepbrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt