4. Raus mit der Sprache!

37 0 0
                                    

"So dann Hau mal raus.", sagt meine Freundin, direkt nachdem ich die Tür hinter ihr geschlossen hab.
"Können wir bitte erst in mein Zimmer gehen? Hier sind überall Ohren..!", flüstere ich.
Ich werfe meinen Schlüssel in die Schlüsselbox. Ruckartig werde ich von meiner Freundin die Treppe hochgezerrt und in mein Zimmer gestoßen.
"Also: Raus mit der Sprache!", sagt sie und schließt meine Zimmertür.
Nun tritt sie lächelnd auf mich zu und zieht mich auf mein Bett.
"Nun... Was soll ich dazu sagen... Ich wusste nicht, dass er mein Stiefbruder ist und naja.. Dann ist es nunmal passiert und-"
"Herr Gott, Tyler! Raus mit den schmutzigen Details! Wie wars?", stochert meine Freundin nach.
"Nun... Äh... Ich...", stottere ich und spüre die Röte in meine Wangen steigen.
"Tyler! Wann bist du denn so prüde geworden?!"
"Ich bin nicht prüde!", erwidere ich.
"Doch das bist du!", lacht Joanna.
"Jo, bin ich nicht!"
"Doch Ty, bist du."
"Es ist nur... Es war perfekt."
"Mehr krieg ich nicht? Es war perfekt?"
"Er wusste einfach ganz genau wo er mich berühren musste. Was er tun musste damit ich..."
"Also ein echter Traumtyp...", schmilzt Joanna dahin und lässt sich auf mein Bett fallen.
"So in etwa, ja.", sage ich und lasse mich ebenfalls in die Kissen sinken.
"Und was ist dann dein Problem?", fragt sie. Ich gucke sie fragend an. "Schnapp dir den Typen doch einfach!"
"Er ist mein Stiefbruder, Jo."
"Du meintest, er will sich nicht von dir fernhalten, oder sowas in der Art."
"Ja... Ich meine, er hat mich geküsst und dieser Kuss war echt unglaublich... Aber äh... Ich meine, dass geht nicht. Wenigstens die paar Monate bis ich achtzehn bin nicht. Ich kann mir jetzt keinen Ärger mehr erlauben."
"Gut, das verstehe ich natürlich."
"Aber er kann einfach die Finger nicht von mir lassen."
"Wie?", fragt sie, nun sichtlich verwirrt.
"Er berührt mich, angeblich unbeabsichtigt. Diese Berührungen machen mich verrückt!"
"Dreh den Spieß um. Raub ihm die Kontrolle und bewahre deine."
"Raub ihm die Kontrolle und bewahre deine...", wiederhole ich langsam, leise.
"Dann haben wir einen Plan.", grinst Jo.
"Dann haben wir wohl einen Plan.", grinse ich zurück und wir schlagen ein.

"Tschüssi, Ty. Denk an unseren Plan. Konzentration!", sagt sie und zwinkert mir zu.
Ich grinse und schließe die Tür.
"Tyler?", fragt eine tiefe Stimme.
"Was willst du, Jackson?", frage ich ziemlich entspannt. Raub ihm die Kontrolle und behalte deine.
"Wieso darf sie dich 'Ty' nennen und ich nicht?", fragt er und zieht einen Schmollmund.
"Weil ich sie schon mein ganzes Leben kenne.", sage ich und gehe an ihm vorbei, die Treppe hoch.
"Das ist das erste Gespräch seit...", er stoppt, überlegt wie er 'es' umschreiben kann und redet dann weiter: "Seit langem, indem du mich nicht anschreist, anfauchst oder anbrüllst."
"Vielleicht gebe ich dir einfach langsam nach, Jack.", flüstere ich verführerisch.
Wären wir in einem Comic, wären seine Augen jetzt wohl in Herzchen-Form hervor getreten und seine Zunge würde sabbernd heraushängen. Nun, aber wir sind hier nunmal nicht in einem Comic. Also wackle ich etwas mit meinen hübschen Hintern und lächle ihm über die Schulter zu.

Am nächsten Morgen, stehe ich schon hellwach in meinem Zimmer, als es klopft. Schnell ziehe ich mir mein Oberteil über den Kopf und halte es mir vor die Brust. Ich öffne die Tür und blicke in zwei blaue Augen.
"Morgen.", lächle ich.
"Mo-Morg-Morgen.", stottert er. Sein Blick fällt auf meine Brüste und wandert dann wieder hoch.
"Frühstück fertig?", frage ich nach einer weile. Er nickt nur. Ich schließe die Tür und schmiere mir das aufgesetzte Lächeln aus dem Gesicht.
Ich öffne meinen großen Kleiderschrank und nehme eine weisse Hotpants und ein bauchfreies Oberteil, das im Ausschnitt geschnürt ist, heraus und schlüpfe hinein. Im Bad putze ich mir die Zähne und trage etwas Schminke auf. Fertig.
In der Küche blicke ich auf meinen Teller, wieder ein lächelnder Smiley. Ich verzeihe den Mund zu einem Lächeln und hole eine Packung Orangensaft aus dem Kühlschrank. Ohne in Glas zu nehmen, ziehe ich den halben Karton leer und setzte mich dann an den Frühstückstisch um mein Rührei zu verspeisen. Erst mache ich mich über den Bacon her und dann über das Ei.
Meine Mutter ist heute morgen schon früher außer Haus. Ich blicke im Jackson's weit aufgerissene Augen.
"Was?", lache ich.
"Nichts. Du bist nur so... So... Perfekt."
Ich ziehe die Mundwinkel runter und konzentriere mich auf mein Essen. Ich bin alles andere als perfekt.
"Denk dich nicht runter, Tyler.", mahnt er mich. Ich hole einmal tief Luft und setzte wieder ein falsches Lächeln auf.
"Wir müssen zur Schule.", sage ich und räume mein Geschirr weg.

Auf dem Schulhof kommt mir meine über beide Ohren strahlende Freundin entgegen.
"Was ist?", lache ich.
"Plan aufgegangen.", grinst sie.
"Hä?"
"Er kann die Augen nicht von dir lassen und scheint vollkommen in Gedanken zu sein. Guck dir nur seine dumm-guckenden Freunde an."
"Freunde?", frage ich verwirrt. Wo soll er denn nach einem Tag schon Freunde herhaben? Ich drehe mich um und sehe Jackson bei mehreren Jungen stehen. Ich inspiziere ihre Gesichter, Jan aus seinem Mathe-Kurs, Lukas aus Geschichte, Nick Lukas' Anhängsel, Tommes und... "Oh nein."
"Was ist?", fragt Jo aka. Joanna.
"Tyson. Bei ihm."
"Der Tyson?"
"Ja verdammt. Tyson mein Ex, der alles über mich weiß und mich eiskalt verlassen hat, nach zwei Jahren Beziehung. Der Tyson, der mich entjungfert hat, der mit mir das verschwinden meines Dads durchgestanden hat und dem ich danach zu anders war."
"Dann wird unser Plan niemals aufgehen...", sagt Jo resigniert. Ich schüttel perplex den Kopf, während wir beide die Gruppe Jungs anstarren. Tyson's Blick richtet sich ruckartig auf mich und sein Blick sagt förmlich: Du kommst damit niemals durch, Tyli.
Ja, er hat mich immer Tyli genannt. Bescheuert. Seine Mundwinkel ziehe sich zu einem bösartigen, verschmitzten, wissenden Lächeln hoch.
"Oder...?", Jo macht ein nachdenkliches Gesicht.
"Oder was?"
"Oder du sorgst dafür, dass Jackson dich mit Tyson rummachen sieht, aber dann wäre auch der andere Plan dahin...", man sieht ihr an, dass sie scharf nachdenkt.
"Und wenn Jackson sieht wie Tyson mich bedrängt? Würde das was bringen?"
"Ja... Ja! Ty du bist ein Genie!", sagt sie und fällt mir um den Hals.
"Dann brauche ich dich aber..."
"Du hast mich, immer, Ty, immer."
Wir gehen unseren Plan durch und setzten ihn für die Pause an.

Mögen die Spiele beginnen.

Verdammt - StepbrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt