Wenn die ersten Sonnenstrahlen an einem Frühlingsmorgen durchs Fenster fielen, war es für mich Zeit aufzustehen. Das wusste ich und so tat ich es auch jeden Tag aufs neue immer wieder und wieder. So machte ich es jedes Jahr aufs neue, meine Routine die mich aus jedem trostlosen Winter riss. So ging es seit der fünften Klasse. Nun war ich am studieren im vierten Semester und ging diesem Ritual immer noch nach. Es war ein Stück von mir. Ich hatte es noch keinmal ausfallen lassen. Bis heute. Als der erste Sonnenstrahl durch mein Fenster fiel und den Staub zum tanzen brachte, schlug ich meine Augen auf. Mein Blick fiel auf das orange Licht, welches sich immer mehr mit jedem Sonnenstrahl im Raum verteilte. Das Ritual war das selbe, doch der Raum war ein anderer. Ich hasste es wen der Sommer kam. Er zwang mich die Jalousien runter zu machen und mich in eine absolute Dunkelheit zu begeben. Das war einer der Gründe warum mir der Frühling am liebsten war.
Das Zimmer füllte sich mit immer mehr Licht, bis die weiße Wand die gegenüber des Fensters lag in eine satten Orange strahlte.Ich konnte mich nicht satt sehen an diesem wunderschönen Orange, noch nie hatte ich mich von diesem Schauspiel abgewand. Doch heute. Heute schloss ich meine Augen und starrte ins Dunkle. Das Dunkle was ich am Sommer, Herbst und Winter hasste, war mir in diesem Moment herzlich Willkommen. Ich wollte die Schönheit die sich mir darbot nicht sehen, nicht in diesem Raum. Ich wollte das wohlige Gefühl was mich durchströmte während ich dieses Schauspiel beobachtete nicht spüren. Ich wollte die eiserne Kälte die sich von meinem Herz in der Dunkelheit ausbreitete und nach kurzer Zeit meinen ganzen Körper durchströmte spüren. Die Angst die mit dieser Dunkelheit verbunden war. Jedes Mal tauchte dieses eine Gesicht vor mir auf. Jedes Mal wen ich die Augen schloß sah ich ihn. Wie er mich berühte. Wie ich schrie. In der Dunkelheit alleine war ok. Aber in der Dunkelheit mit ihm. Das kann ich nicht ertragen. Ich riss die Augen auf und starte wieder auf die Wand, doch ich sah sie nicht. Ich sah einen verschwommen orangen Fleck. Ich blinzelte und fühlte wie mein Sicht klarer wurde und mir eine Träne über die ohnehin schon Tränen beschmierte Wange lief. Ich sah die Wand, doch die eiserne Kälte blieb. Sie hatte von mir Besitz ergriffen. Ich konnte mich nicht rühren. Ich versuchte zu schreien, doch es kam nicht als ein leises krächzen aus meinem Mund. Ein Krächzen wie es diesem Mann ähnlich kam wen er lachte. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Ich hörte sein Lachen in meinem Kopf Widerhallen. Langsam drehte ich mich auf die Seite und blickte in sein lachendes Gesicht bevor er sich über mich beugte und mich küsste.
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Kurgeschichten
RandomDies ist eine Ansammlung an Kurzgeschichten. Viel Spaß beim lesen❤️