Also, so wie ich die Sache sehe, erlebt jeder irgendwann mal ein Wunder. - John Green
Eigentlich überraschte es mich nicht wirklich, dass ich als einziger keinen Arbeitspartner gefunden hatte.
Denn abgesehen von sämtlichen Lehrern gab es auf dieser Schule absolut niemanden, der mich in irgendeiner Form würdigte.
Ich war ein totaler Loser. Ein Außenseiter und Lehrerliebling. Beim Mittagessen saß ich mit Leuten wie Jonathan Buckley oder Marta Sullivan an einem Tisch und nicht selten kam es vor, dass wir mit angekauten Pizzakrusten oder kalten Nudeln beworfen wurden.
Mittlerweile war ich ganz gut darin geworden, diese lächerlichen Provokationen zu ignorieren.Ich saß also alleine an meinem Tisch in der ersten Reihe und starrte auf das leere Blatt Papier, das vor mir lag.
Wir sollten ein Porträt von unserem Partner anfertigen. Wie witzig.Mr Walker hatte mir einen mitleidigen Blick zugeworfen und dann irgendwo aus den Tiefen seines Pultes einen zerkratzten Spiegel hervor gekramt und ihn vor mir auf dem Tisch positioniert.
Dort stand er jetzt seit einer guten halben Stunde, ohne dass ich auch nur im Entferntesten auf die Idee gekommen wäre einen Blick hinein zu werfen.
Ich hasste es grundsätzlich mich anzuschauen, weil ich einfach unglaublich langweilig aussah.
Seit Jahren trug ich den gleichen hässlichen Haarschnitt, einen Pony, der mir viel zu tief ins Gesicht fiel.
Mein Kleiderschrank bestand aus einfachen einfarbigen Shirts und einer handvoll karierten Hemden.
Und ich war so ziemlich der einzige, der bei seiner Schuluniform ordnungsgemäß auch den obersten Knopf zuknöpfte.Deshalb beobachtete ich viel lieber Leute, die es auch wert waren, betrachtet zu werden.
Charlotte Davis zum Beispiel.
Charlotte war unglaublich schön und wurde letztes Jahr als erstes Mädchen zur Schulsprecherin gewählt.
Nur leider war sie seit schon seit Ewigkeiten mit Jason Fitch, unserem Quarterback, zusammen.
Ich hätte ihr gerne klar gemacht, was für ein riesiges Arschloch Jason war und dass er sie sowieso irgendwann mit einer ihrer besten Freundinnen betrügen würde, aber das Problem war, dass Charlotte noch nicht einmal meinen Namen kannte. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, dass ich überhaupt existierte.„William, wo liegt Ihr Problem?"
Mr Walkers Frage ließ mich zusammenzucken.
Für einen kurzen Augenblick hatte ich tatsächlich vergessen, dass ich mich immernoch im Kunstunterricht befand.„Tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken nicht ganz bei der Sache."
„Ja, das habe ich durchaus bemerkt. Ich weiß, dass Ihre Aufgabe sehr viel anspruchsvoller ist, als die Ihrer Mitschüler, William, aber ich möchte Sie bitten sich darauf einzulassen. Ein Selbstporträt kann ganz ungeahnte Gefühle hervorrufen."
Ach, tatsächlich? Ich hatte gerade höchstens das Gefühl vollkommen unfähig zu sein.
Dennoch bemühte ich mich den Rest der Stunde ein künstlerisches Meisterwerk zu Papier zu bringen, auch wenn das, was ich am Ende des Unterrichts auf Mr Walkers Tisch ablegte nicht unbedingt überzeugend war.
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Als ich in der Mittagspause wie gewohnt auf unseren Tisch in der Ecke zusteuerte, war mir sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Und das lag nicht daran, dass Marta schon den dritten Tag in Folge diese hässliche geblümte Bluse trug.
Es war ungewöhnlich still in der Mensa, sogar Jason Fitch, der normalerweise immer lautstark mit seiner neuen Diät oder seinem neuen Trainingsplan herum prahlte, starrte nur gebannt auf den Tisch, der offiziell für die Cheerleader reserviert war.
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OCEANBLUE
Teen FictionAls der pflichtbewusste Will auf die rebellische Blue trifft, prallen zwei Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.