Zusammengekauert, zitternd saß ich auf dem ehemaligen Burghof. Ich war nicht fähig mich auf irgendeine Art und Weise zu bewegen. Ich spürte die kalten, stechenden Tropfen des Regens auf meinen Kopf und meine Schultern prasseln.
Ich saß hier schon eine ganze weile so, mir liefen aber immer noch die ganze Zeit stumm die Tränen über das Gesicht. Ich war ja so erbärmlich. "Der stärkste Soldat der Menschheit", sagten sie. Pah, von wegen. Ich war schwach. Viel zu schwach.
Ich öffnete langsam meine Augen und blickte nach oben. Meine durch die Tränen eher verschwommene Sicht, offenbarte mir einen mit dunklen Wolken zugezogenen Nachthimmel. Er sah eigentlich schon ziemlich trostlos aus, bis auf die vereinzelten Sterne die ab und zu mal zwischen den schweren, schwarzen Wolken durchblitzten.
"Ich glaube das wenn man stirbt, verwandelt sich die Seele in einen Stern und steigt in den Nachthimmel auf... Levi, findest du nicht auch das die Sterne ein wenig so aussehen, wie das Funkeln trauriger Augen?" Bei dem Gedanken an diese Worte, an seine Worte, durchfuhr mich ein leichtes Zittern und ich musste leise schluchzen.
Meine Klamotten waren schon ganz aufgeweicht und voll mit der nassen Erde auf der ich saß. Normalerweise hätte mich das ziemlich gestört, aber im Moment war mir das ziemlich egal, ich dachte nur noch an ihn.
Er hatte mir vertraut und zu mir Aufgesehen. Er war die einzige Hoffnung der Menschheit, und zugleich auch meine. Er war so selbstsicher, entschlossen und war aber dennoch so kindlich und unschuldig.
Ich hatte dir versprochen gehabt dich zu beschützen, dich nicht alleine zu lassen. Du warst die einzige Person die ich aufrichtig von ganzem Herzen geliebt hatte und mein Leben anvertrauen würde. Du hast mir auch blind vertraut. Du hast mir mit einem strahlenden Lächeln und funkelnden Augen gesagt das du mich liebst. Du hast mich geduldig angesehen und auf eine Antwort meinerseits gewartet. Es war das erste mal nach zwanzig Jahren das ich gelächelt habe. Ich habe dich in meine Arme genommen und dir voller Glück auch meine Liebe gestanden. Du hast sogar vor Freude angefangen zu weinen. Den einen Kuss den wir an jenem Tag hatten, war der schönste Kuss den ich mir hätte je vorstellen können.
Auch wenn wir unsere Liebe wegen der Missionen nie groß zeigen konnten, da niemand davon erfahren sollte, war es für mich dennoch perfekt. Alleine dich anzusehen hat in mir das schönste Gefühl ausgelöst das man sich vorstellen kann.
Ich hatte ganz vergessen was ich damals zugestimmt hatte...
Es war früh morgens und ich saß gerade im Hauptsaal und putzte meine 3D Manöver Ausrüstung, als Erwin gefolgt von zwei Männern der Militärpolizei zu mir kamen. Ich ahnte schon das es nichts gutes zu berichten gäbe, aber das was dann kam, versetzte mein Herz zum Stillstand und mir wurde augenblicklich übel.
Erwin berichtete mir mit monotoner Stimme, dass beschlossen wurde, das es das beste für die Menschheit sei, wenn man dich festnehme und beseitige. Ich hatte vergessen, oder auch einfach nur verdrängt was ich damals vor dem Gericht gesagt hatte...
Er sagte außerdem noch so als ob es Nebensächlich wäre, dass sie dich schon festgenommen und in den Kerker gebracht hatten. Ich konnte in dem Moment nicht mehr gescheit denken und mein Atem stockte.
Erwin drehte sich wieder weg und verließ gefolgt von den anderen Beiden den Saal.
Ich durfte dich bis zu deiner Hinrichtung nicht mehr sehen. An diesem Tag, als ich mit meinem Schwert auf dich zuging. Du saßt da, gefesselt und mich mit großen Augen anblickend. Ich sah so vieles in ihnen. Erschrockenheit, Enttäuschtheit, Wut, aber vor allem Angst. Vielleicht hattest du gehofft, das ich dich irgendwie retten würde, aber ich konnte nicht.
Ich wollte dich in den Arm nehmen, küssen, noch so vieles sagen und erzählen. Wollte dir noch einmal sagen wie sehr ich dich liebe. Doch dann hörte ich das Signal und ich musste es tun...
Sag mir Eren, bist du nun da oben? Bei all den anderen Sternen im Nachthimmel?
Ich liebe dich, bitte verzeih mir. Ich komme bald zu dir.
Versprochen.