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Unentschlossen stand ich vor der Schule. Mein Bus fuhr in 10 Minuten.
Der Bus, in den zufällig auch Bastian stieg.
Ich spürte seinen Blick auf mirvund hob den Kopf.
"Alles okey bei dir?", fragte er.
"Ja klar. Wieso auch nicht?" Mein Gehirn meldete sich zu Wort. Lüge. Lüge. Es ist eine Lüge.
"Du siehst nicht gut aus."
"Na vielen Dank auch.", knurrte ich.
"So meinte ich das nicht. Natürlich siehst du gut aus, wie leider jeden verdammten Tag. Ich meinte eher dass du müde aussiehst."
"Könnte daran liegen dass ich müde bin."

Die letzten Nächte hatte der Schlaf sich von mir ferngehalten.
Wenn man um 3:00 Uhr nachts vorm Fernseher sahs, mit Schokoladenpapier knisterte und sich den Kika-Sendeschluss mit Bernd das Brot in Dauerschleife ansah, wusste man, dass man ein Problem hatte.
Und ich hatte anscheinend ein ganz gewaltiges Problem.

Zum ersten Mal an diesem Tag erlaubte ich mir, ihn genauer zu betrachten.
Auch er hatte tiefe Augenringe und sein Shirt war zerknittert, insgesamt sah er ziemlich erschöpft aus.
"Und was ist mit dir?"
"Soll ich ehrlich sein?"
"Ich weiß nicht. Ja."
"Ich schlafe nicht mehr viel. Ich denke ziemlich viel drüber nach. Über dich. Über uns."
"Geht mir ähnlich."

In dem Moment bog der Bus um die Ecke und kam kurz darauf vor uns zum Stehen.
Die Türen öffneten sich mit einem Zischen.
Ich ließ mich auf einen Sitz sinken und Bastian nahm neben mir Platz.
"Glaubst du es war ein Fehler?"
Über die Geräusche des anfahrenden Busses hätte ich seine Frage fast überhört.
"Nein. Wir hätten doch nicht einfach so tun können als wäre nichts gewesen."
"Das meinte ich nicht. Glaubst du das ganze war von Anfang an ein Fehler."
Ich starrte aus dem Fenster. Überallhin, nur bloß nicht zu ihm.
"Nein."
"Okey."

Ich kramte meine Kopfhörer aus dem Rucksack und stöpselte sie ein.
Die ersten Töne von "Collide" erfüllten meinen Kopf.
Plötzlich verschwand ein Kopfhörer aus meinem Ohr.
Genervt sah ich zu Basti rüber, doch als ich sein Grinsen sah, musste ich unwillkürlich auch lächeln.
"Ich finds gut dass du endlich zu deiner Schwäche für James Bay stehst.", neckte ich ihn, als er sich das Teil ins Ohr steckte.
"Vorsicht, Weib.", warnte er und ich musste Lachen.
Es war verrückt. Wir waren verrückt. Diese Welt war verrückt, wenn er mich mit so simplen Gesten glücklich machen konnte.
Ich seufzte.
Was hatten wir da nur angestellt?

Zu schön um wahr zu seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt