Uuund....Action! -Kamera ab für die Liebe

"Ok, Cut!", schrie ich. das Unterwäschemodel hielt inne in ihrem verführerischen Lächeln und fiel aus ihrer sexy Pose. "Sind wir durch?", fragte sie. Ich sah mir die Aufnahme nocheinmal an. Alles schien perfekt.

"Ja",sagte ich zögernd, doch ich hatte schon öfter etwas übersehen und wir hatten Szenen neu drehen müssen. Ich hoffte, dass Amy, meine beste Freundin, die hier das Unterwäschemodel spielte, mir das verzeihen würde.

Sie zog sich gerade wieder an und mich durchströmte das unglaubliche Gefühl, das mich immer überkam, wenn ich einen Film fertig hatte oder ihn gerade schrieb oder drehte. Ich wollte unbedingt Regisseurin oder Schauspielerin werden. Vielleicht auch beides.

Auf meinem Youtubechannel "Movies 4 u" zeigte ich jeden Monat einen 90 Minutenfilm,den ich selbst geschrieben, gedreht, geschnitten hatte und meistens spielte ich auch mit, genau, wie Amy. Sie war eine ausgezeichnete Schauspielerin und hatte bestimmt eine tolle Karriere vor sich. dasselbe hoffte ich jedoch auch von mir. Seit ich in der 4. klasse einen eigenen Film mit der klasse gedreht hatte, achtete ich in den Filmen, die ich mir ansah, auf die Art, wie er gedreht wurde und die Idee, die dahinter steckte. ich konnte nicht anders, es interessierte mich einfach. Ich war jetzt endlich 18 geworden und konnte alleine wohnen. naja, nicht alleine, ich hatte einen Mitbewohner,Mike. Eigentlich wäre ich niemals mit einem fremden Typen zusammengezogen,aus Angst, es könnte irgendsoein Pädophiler sein. Mike jedoch gab mir die Chance, ihn besser kennenzulernen und versicherte mir, dass er kein Interesse an Mädchen habe. Er war 2 Jahre älter als ich und richtig nett. Man konnte mit ihm quasi richtige Frauengespräche führen und Spaß haben. Auch unterstützte er mich häufig bei meinen Filmen, obwohl er sich strikt weigerte mitzuspielen. Er sei "unfotogen", wie er immer sagte.

Mein neuer Film hieß "Auf des Messers Schneide" und es war mein erster Thriller. Es ging um einen psychisch gestörten Stalker und Serienmörder. Ich hatte sehr viel mit der Psyche der Leute gespielt, die ihn sehen würden und hoffte, dass er tatsächlich so schockierend war, wie ich es beabsichtigte.

Ich baute ab, schleppte mich aus dem Keller nach oben zu Mike und schmiss mich zu ihm auf das Sofa.

"Na RoRo?",fragte er. Er war unheimlich stolz darauf, dass er das R rollen konnte und machte das ständig. Er war auch der Einzige, der mich RoRo nennen durfte.

"Bin total geschafft", keuchte ich "Amys Stuntdouble hat echt einen harten Job. Sie sucht sich immer die Actionrollen aus und spielt die Szenen dann fast nie selbst." Von hinten sahen wir etwa gleich aus, weshalb ich auch die Rolle ihres Stuntdoubles übernahm.

Mike hielt mir eine Cola hin "Hier, zum Erfrischen der Künstlerkehle."

"Danke, du unwürdiger Nichtkünstler",erwiderte ich ironisch. Er lachte nur. Als ich mein Glas ausgetrunken hatte, bedeutete er mir sitzen zu bleiben. Geheimnisvoll lächelnd ging er zum Tisch.

Was sollte das denn werden?

"Bleib sitzen und lass die Augen zu." "Öh, ok"

Eine Überraschung? Cool, aber ich hatte doch in letzter Zeit gar nichts besonderes geleistet?!

Ich hörte etwas rascheln und knistern. Wie dickes Papier. Ja, ich war mir sicher, er hielt Papier in der Hand. Vielleicht Pappe.

"Augen auuuf!",schrie Mike.

Langsam öffnete ich meine Augen. Das Oberlid trennte sich von dem Unterlid, die Wimpern folgten. Durch einen milchigen Schleier, der aber sofort verschwand sah ich

"Herzlichen Glückwunsch!

Sie haben eine freie Eintrittskarte zum 'Rund ums Video'-Workshop gewonnen!"

Ich kreischte los und fiel meinem Mitbewohner stürmisch um den Hals.

2 Wochen in Köln, quasi nebenan, lernen noch bessere Filme zu drehen und Gleichgesinnte treffen! Ich hätte vor Glück am liebsten geweint. Vor 4 Jahren hatte ich nur einen Traum, der so albern klang. Niemand hatte so richtig an mich geglaubt, vor allem niemand, der mich verarscht hatte.

Doch jetzt war ich meinem Traum so nah, dass ich nur noch etwas weiter herankommen musste, um ihn zu berühren. Ich konnte ihn schon sehen und freute mich auf die erste Berührung. Er würde flauschig und weich jedoch prickelnd und zischend sein. Mein Herz schlug Flickflacks vor Freude.

"DU hast die für mich gewonnen?", lachte ich in Mikes Schulter hinein.

"ja", antwortete er gelassen,"ich dachte mir, das könnte dir eventuell Freude bereiten"

"Du DACHTEST?! EVENTUELL?! EINE FREUDE?!",kreischte ich,"das ist der HAMMER!!!"

Noch lachend griff ich zum Telefon und rief Amy an. Zuerst verstand sie mich gar nicht, da ich viel zu schnell und viel zu laut in den Hörer kreischte. Doch als sie verstand, kreischte sie mit mir.

Wir quatschten fast 2 Stunden und schließlich fiel ich übermüdet in mein Bett.

Meine Gedanken und schließlich auch meine Träume hingen dem Workshop hinterher.

2 Wochen lang würde ich Leute finden, die mich verstehen, die so waren wie ich.

Ich würde mir wahrscheinlich ein Hotel nehmen müssen, damit ich nicht jeden Morgen und Abend zurückfahren musste.

Und ich würde meinen Laptop, meine Kamera, mein Mikrofon mitnehmen...

Die Sterne funkelten hell am Himmel mit meinen Augen um die Wette. Bald war es soweit...