Short stories

Das Spiel

Max stand vor dem Spiegel und fuhr sich durch sein Haar. Ein paar lange, schwarze Haare blieben ihn in den Fingern hängen und er schüttelte sie über dem Waschbecken ab. Er lachte sich selbst an. Das wird ein leichtes Spiel, dachte er und band seine Haare zu einem Knödel am Hinterkopf zusammen und verließ das Bad um sich seine Ausrüstung anzulegen. Seinen finger losen Lederhandschuh über seine linke Hand und den Lederhandschuh, der nur Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger bedeckt über die rechte Hand. Max war der einzige, der ohne Maske spielte, was viele als Nachteil sehen, da seine Haut sehr hell war. Eine Maske schränkt nur das Sichtfeld ein und ist ohnehin unbequem.

Er legte noch Brustpanzer und dann nahm er seinen Recurvebogen und den Köcher mit markierten Pfeilen. Jeder Mitspieler spielte mit einer Art Paintball-Gun, doch Max bevorzugte Pfeil und Bogen. Die markierten Pfeile stammen aus seiner eigenen Werkstatt, denn keine Firma produzierte sie.
Er kaufte einfach billige Pfeile, entfernte die Spitzen und ersetzte sie mit in Farbe getränkte Schwämme oder befestigte eine Farbkugel, die man auch als Munition für die Paintball-Guns nimmt auf den Pfeil ohne Spitze.
Bögen sind leise und schießen auch auf Distanz gut und genau. Naja, kommt auf den Schützen an. Dachte Max und lächelte schelmisch.

Die Leute warteten schon in einer großen Gruppe, um dann in zwei kleinere Teams aufgeteilt zu werden, als Max das Gebäude verließ. Er erntete viele verwunderte Blicke mit dem Bogen auf der Schulter und dem Köcher am Gürtel.
Der Supervisor nahm eine Paintball-Gun von dem Tisch der vor ihm Stand und fing an zu erklären wie man sie benutzt und wieder nachlädt. Die Anfänger (die meisten in der großen Gruppe sind zum ersten mal dort und nur wenige Erfahrene waren dort an diesem Tag) lauschten dem Supervisor und Max setzte sich in die Wiese und checkte seine Pfeile und seinen Bogen.
Der Supervisor war nach 20 Minuten fertig und sagte, dass alle ohne Ausrüstung sich jetzt in einer langen Schlange neben dem Tisch aufstellen sollen.
Nacheinander bekamen die Anfänger ihre Panzer und Guns und halfen sich gegenseitig sie anzulegen. Nur ein Junge stand irgendwo alleine und kämpfte mit dem Brustpanzer. Max legte die Stirn in Falten, stand auf, hing seinen Bogen um die Schulter und ging zu dem Jungen. "Hey, soll ich dir helfen?", fragte er und lächelte den Jungen, der mindestens einen Kopf kleiner war als er, an. Er wirkte verschreckt, als wäre es nicht selbstverständlich, dass ihm jemand hilft. Er nickte schüchtern und murmelte etwas, das wie ein "Dankeschön" klang. Max half ihm den Brustpanzer zu schließen und zu befestigen. "Meine Name ist Max.", er streckte dem Jungen seine Hand entgegen. Er schaute Max mit großen Augen an, erwiderte den Handschlag und sagte: "Ich heiße Trevor."

  "Bist du alleine hier?"
"Ja, ich hab keinen der mitgehen würde."

Trevor tat Max ein wenig leid. Er beschloss bei ihm zu bleiben. Der Supervisor tauchte auf einmal neben ihnen auf und Trevor erschrak kurz.

"Max! Bitte nimm das Gegenteam nicht zu hart ran heute. Das sind fast alles Anfänger."
  "Keine Sorge George, ich werde aufpassen.", lachte Max.
"Jetzt kommt. Die Teameinteilung fängt an."

Trevor und Max setzten sich langsam in Bewegung und gingen zurück zur Gruppe. Max hoffte insgeheim, dass Trevor zu ihm ins Team kommen würde, weil auch wenn die meisten Anfänger waren, würde er wahrscheinlich ziemlich hingerichtet werden. Es verwunderte ihn, dass er noch keine Frage zu seinem Bogen bekommen hatte.

10 Minuten später waren zwei Teams mit jeweils 20 Mitgliedern gebildet und Teamshirts wurden ausgeteilt. Trevor war im Roten Team und glücklicherweise Max auch. Sie zogen sich die Shirts über den Panzer und stellten sich zum jeweiligen Team.

"Ihr werdet capture the flag spielen! Die Zwei Teams müssen versuchen die Flagge des jeweiligen anderen Team zu holen, zu verstecken und zu verteidigen! Es gibt aber Regeln: Ein Treffer und ihr seid draußen! Ich will keine Verletzten am Ende der Runden. Absichtliches Verletzen und ihr seid ebenfalls raus, aber für den Rest des Tages!"