1 Kapitel

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Foto:Atlanta

'Weil Daddy dich lieb hat ' Wieder hatte ich dieses Bild aus dem Müll geholt.Kurz bevor er abgeholt wurde.Ich merkte wie mir die erste Träne über die Wange rollte.Warum hatte er mir das angetan?!Ich wollte doch nur eine ganz normale Familie...doch das war sie schon längst nicht mehr.
Nicht mehr ,nach dem Tod meiner Mutter.
Dabei hätte ich ihn so gebraucht,dass er für mich dagewesen wäre...und stattdessen saß ich jetzt zwischen Umzugskartons in einem Waisenheim in der Nähe von Frankfurt.Alleine.
Wo er war?
Im Gefängnis, acht Jahre musste er jetzt dort sein.
Ich wurde adoptiert, hatte man mir gesagt.Von einer Familie in Altana,Kalifornien.

"Lottie,beeil dich!Wir müssen in 3 Stunden los."Meine Betreurin Wendy klopfte gegen meine Tür , doch ich machte nicht auf.
Ich wollte nicht Lottie genannt werden, es war mein alter Spitzname und er klang fröhlich...ich war nicht mehr fröhlich, ich war ein Wrack,äußerlich und innerlich.

Ich lief zum Spiegel.Lange, dünne Beine und Arme , ein flacher Bauch,viel zu abgemagert .39 Kg bei einer Größe von 1,76m.Übersäht von blauen Flecken und Narben.Bei jeder kleinsten Berührung verursachten sie riesige Schmerzen.Mein Gesicht war leer,ich hatte schon lange nicht mehr ehrlich gelacht und von dem sonst so frechen und lebenslustigen Funke in meinen gras-grünen war auch nichts mehr zu sehen.Umrandet von dunkelbraunen Haaren,die glatt runterhingen und mir bis zum Po gingen.Ich wollte wieder ich sein....

Wir standen jetzt am Flughafen,alle schauten mich komisch an.Klar , war es villeicht seltsam bei über 30 Grad mit langen Sachen rumzulaufen , aber ich wollte einfach nicht , dass jeder mir diesen bemitleidigen Blick zuwerfen.Ich brauchte niemand der mich bemitleidet.Ich brauchte auch sonst niemand.Meine alten Freunde hatte ich verloren, als ich mich damals irgendwann komplett verschlossen hatte und mit keinem mehr geredet hatte.Ich ließ keinen an mich ran,was sich bisher noch nicht geändert hat.

Mein Flug wurde aufgerufen und ich verabschiedete mich von Wendy. Sonst hatte ich ja keinen , von dem ich mich hätte verabschieden können, geschweige denn hätte er mich wahrscheinlich vermisst.

Der Flug hatte sich meiner Meinung ewig in die Länge gezogen. Ich schwitzte total,hier war es sogar noch wärmer,als in Deutschland.Sicher um die 38 Grad.Zugern hätte ich meine Jacke ausgezogen, aber die Blicke lagen sowieso schon auf mir und ich hatte echt keine Lust hier gleich im Mittelpunkt zu stehen.
Also bestellte ich mir ein Taxi und sagte dem Fahrer die Adresse.
Mein Englisch war ziemlich gut,jedoch werden die wenigsten es zu hören bekommen,ich redete fast nie,mit niemand.

"Sind sie sicher , dass das hier die richtige Adresse ist?"Wir hielten vor einem riesigen Penthouse,es sah luxuriös aus, keine Frage.

Hier sollte ich also wohnen?
Es war nicht meine Welt.
Ich war es gewohnt in einer verdreckten ,kleinen Wohnung in der Harz4-Gegend zu wohnen.Mit stickiger Luft aus Alkohol und Rauch.Manchmal habe ich sogar unter einer Brücke geschlafen, aus Angst, vor dem ,was mich zuhause erwarten würde.
Man sollte keine Angst vor zu Hause haben?
Tja , doof nur , das ich sozusagen Angst haben musste.Es wäre bedenklich gewesen, wenn mir das alles nichts ausgemacht hätte.
Ich war immernoch ausgelaugt,auch wenn ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen,es tat verdammt weh zu versuchen , alles zu verdrängen, obwohl man genau weiß, dass es sowieso nicht klappt.
Es hat Spuren an mir hinterlassen,Spuren,in Form von Narben...an den Armen,am Bauch und eine kleine zwischen der Brust.Er hatte mir die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben,mich beleidigt.Danach hatte er dann immer gemeint,er hätte nicht nachgedacht und , dass es ihm leid tut.
Ich wollte ihn nicht mehr sehen,nicht jetzt und auch nicht in acht Jahren.
Er war nicht mehr mein Vater,auch wenn ich ihn liebte , ich sollte versuchen ihn zu vergessen.
Ein kleiner Teil von mir redete mir ein ,dass ich ihm eine Chance geben sollte,wenn er wieder frei kam.Aber was war, wenn er immernoch so war,wie jetzt?
Er würde mir wieder wehtun,sobald er high sein würde .
Er war nicht mehr mein Vater...
jedenfalls nicht das ,was man als 'Vater bezeichnen würde.

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