OCEANBLUE

- Prolog -

„Ähm. Hi."

Ich räusperte mich.

„Ich bin Will Lawson. Und ich möchte Ihnen allen hier heute Abend eine Geschichte erzählen."

Nervös trommelte ich mit den Fingern auf dem Mikrofon herum. Es entstand ein unangenehmes Geräusch, das kurz darauf in einer ohrenbetäubenden Lautstärke aus den Lautsprechern ertönte und den ganzen Saal erfüllte. Verdammt.

Aus dem Publikum drangen ein paar vereinzelte Lacher zu mir auf die Bühne, doch irgendwie zwang ich mich dazu einfach weiter zu reden.

„Meine Geschichte handelt vom Anderssein. Ich möchte sie gerne einem ganz besonderen Menschen widmen."

Vergeblich suchte ich das Publikum nach der einen Person ab, die ich in diesem Moment so gerne an meiner Seite gehabt hätte.
Doch sie war nicht da.

Eigentlich hätte ich es mir denken können. Weil sie nämlich nie da war, wenn man sie brauchte. Und weil sie lange Reden und große Menschenmassen nicht ausstehen konnte. Dennoch hatte ich gehofft, dass sie zumindest heute Abend, an unserer Abschlussfeier, da sein würde. Wenigstens um sich ein letztes Mal über die ganzen Idioten und die selbstsüchtigen Arschlöcher lustig zu machen.

„Ich widme sie jemandem, der mir gezeigt hat, dass es nicht immer schlecht ist, anders zu sein. Und dass irgendwo jemand auf auf dich wartet, der keine Fragen stellt und dich so akzeptiert wie du bist. Diese Geschichte beginnt an einem regnerischen Morgen im Herbst, kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag."

Mit jedem Wort, das den Weg über meine Lippen fand, wurde ich schließlich ein klein wenig entspannter.
Nach und nach verdrängte ich die Tatsache, dass ich hier gerade von tausend kritischen Augenpaaren angestarrt wurde und dass diese tausend Menschen hier in der Aula am Ende dieses Abends Zeugen einer sinnlosen, vollkommen idiotischen Liebeserklärung werden würden.