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'Verdammter Scheißkerl!'

Das kalte Getränk läuft ihm über die geschlossenen Augen, das Kinn herunter und saugt sich in sein T-Shirt. Angeekelt wischt er sich über sein Gesicht und schnippt es auf den Boden der ranzigen Bar an der Ecke zum Highway. Sein graues Shirt ziert nun ein dunkler Fleck und auf seiner Stirn bildet sich eine Ärgerfalte.

Die aufgetakelte junge Frau schnauft, stellt das Glas zurück auf den Tresen und rauscht davon.

'Schon wieder eine vertrieben?'

'Ach halt doch die Schnauze, Tris.'

'Bleib Locker Kleiner, ich hab dir nichts getan.'

Sie reicht ihm ein Handtuch, welches er halbwegs dankbar entgegennimmt und sich lustlos abtrocknet.

'Scheiß Bitch.'

'Was hast du denn zu ihr gesagt?'

Tris lehnt sich locker zu ihm herüber und grinst ihn fast wissend an.

'Hab sie gefragt ob wirs aufm Klo treiben...'

Die Dunkelhäutige lacht laut auf und übertönt die Musik bei weitem.

'Und sie wollte nicht?'

Gespielt streicht sie sich eine Träne aus dem Auge. Ihre Rastalocken hat sie zu einem Knoten auf ihrem Kopf zusammengebunden und über ihren Augen glitzert auffälliger goldener Liedschatten.

'Anscheinend ja nicht.', brummt er. 'Scheiße verdammte, das T-Shirt war neu. Ich geh dann jetzt.'

'Was? Es ist erst halb 11.'

'Hab kein Bock mehr.'

'Bezahlst du denn wenigstens den Alkohol.'

'Hab kein Geld.'

Tris schaut ihn missbilligend an, unternimmt aber nichts weiter als ihm noch einen schönen Abend zu wünschen.
Er schnappt sich seine Jacke und rutscht vom Barhocker um sich dann durch eine Reihe Betrunkener zu drängen.

Die kalte Nachtluft schlägt ihm entgegen als er die Bar endlich verlässt. Am Tag waren es noch an die 20 Grad gewesen, doch am Abend hatte sich die Sonne hinter den Hochhäusern von Chicago verkrochen und ließ ihn damit fröstelnd in den Straßen zurück.

Nach Hause will er eigentlich noch nicht, aber es viel ihm nichts anderes ein, er war müde und in der Bar konnte er auch nicht bleiben. Seufzend setzt er sich in Bewegung und kramt dabei mit seiner rechten Hand nach den Kippen in der Tasche seiner Lederjacke. Er zündet sich eine an und lässt dann den Rauch langsam in seine Lungen und wieder heraus strömen.

Aufreizend angezogene Frauen zwinkern ihm zu, während er die Straße runtergeht um aus der Innenstadt herauszukommen. Er hat das dringende Bedürfniss alleine zu sein, was sich seltsam fremd für ihn anfühlt.

Nachts ist es nie wirklich dunkel, dafür sorgen lauter Straßenlaternen, das Licht der Wohnungen und schrille Leuchtreklamen. Chicago ruht nie.

Das fünfstöckige Haus, zu dem er unterwegs war, ragt nun hoch über seinem Kopf auf. Es ist sicher nicht das höchste Haus und mit der schmutzig braunen Fasade auch nicht das schönste, aber es hatte doch einen Platz in seinen Herz. Nicht wegen einer Erinnerung, nein, die Erinnerungen an dieses Haus ließen sein Herz krampfen und brachten seine Augen zum tränen. Nein, das Haus sollte er eigentlich nicht mögen, aber er fühlte sich dennoch fast magisch von ihm angezogen. Er sieht sich selbst in ihm. Kaputt. Hässlich. All die Narben. Die gestorbenen Träume. Alles was er glaubt, das ihn ausmacht.

Er schnippt seine Kippe auf den Boden und tritt sie mit einem Fuß halbherzig aus. Mühselig schleppt er sich die Treppen hinauf bis in den dritten Stock, kramt den Haustürschlüssel heraus und lauscht. Es scheint still zu sein und vorsichtig öffnet er die Tür. Das Licht ist aus und er huscht zielsicher durch den kleinen, mit Kartons zugestellten Flur. Mit Leichtigkeit umgeht er die eine knarschende Diele und verschwindet dann in seinem Zimmer. Aufatmend zieht er seine Klamotten bis auf die Boxershorts aus und schmeißt sich auf die am Boden liegende Matratze. Nur wenige Momente später ist er eingeschlafen.



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Er wird grob gepackt, hochgezogen und gegen eine Wand geschleudert. Schlagartig ist er wieder wach, versucht halbherzig sich von den erneut zugreifenden Händen zu befreien. Er spürt den nach Alkohol riechenden Atem seines Vaters in seinem Gesicht.

'Hast du schon wieder getrunken?'

'Halt deine Klappe, kleines Arschloch!'

Die Faust trifft ihn im Gesicht und er stöhnt schmerzvoll auf.

'Wixxer.'

Er schlägt zurück, trifft seinen Vater auf der Nase, welcher zurücktaumelt und dann mit seinen wütend funkelnden Augen zurückstarrt. Einen Moment kann man nur das angestrengte Schnauben der beiden hören, dann schmeißt er sich mit wütendem Gebrüll auf seinen Sohn. Dieser versucht, sich so gut es geht gegen seinen aggressiven Vater zu wehren. Etwas scharfes trifft ihn auf der Wange und für einen kurzen Moment fühlt er nichts als Schmerz. Vorsichtig ertastet er die Wunde, aus der Blut über sein Gesicht läuft, am Kinn runterläuft und auf dem Boden seines Zimmers landet.

Sein Vater scherrt sich nicht darum, sondern greift ein weiteres Mal nach seinen Schultern. Als sie über das Ende der Matratze stolpern fangen sie an, am Boden des vom Mondlicht erhelltem Zimmer weiter zu prügeln.

Nachdem er sich edlich von dem Älteren trennen konnte, indem er ihn mit seinen Füßen von sich runterschubste, springt er auf und bringt mit schnellen Schritten Abstand zwischen sie.

Sie atmen schwer und er kann Blut seine Wange runterlaufen fühlen, kümmert sich jedoch nicht darum sondern behält seinen Vater im Auge. Dieser liegt am Boden und versucht schwankend wieder auf die Beine zu kommen.

'Verschwinde aus meinem Haus!'

Er rührt sich nicht und schaut seinen Vater nur mitleidig an. Es wird immer schlimmer, von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Monat zu Monat.

'Raus hab ich gesagt!' Der Mann fällt wieder zurück auf den Boden und bleibt diesmal entgültig liegen.




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Hey. Schön, dass du Noah und Legolas kennenlernen möchtest. Sie sind nicht ganz perfekt, aber wer ist das schon. ^^ Ich freue mich jedenfalls auf die Reise mit ihnen, die noch nicht so ganz ausgereift ist und auch noch nicht ihre ganze Gestalt angenommen hat. Aber ich hoffe doch, dass sich ein paar Menschen für ihre Geschichte begeistern können.


Noch ein oder zwei Hinweise: Ich bin nicht die größte und auch nicht die beste Schreiberin aber ich versuche es, so menschlich wie möglich zu gestalten und dennoch bin ich auch eine hoffnungslose Romantikerin (danke John Green und Jojo Moyes) und deshalb wird euch vielleicht auch mal was unlogisch vorkommen. Ich versuche mein bestes.

Desweiteren noch, falls du (trotz des schon ziemlich auffallenden Titels und der Beschreibung) angefangen hast zu lesen und irgendwie übersehen hast, dass es sich um zwei Jungen handelt, die möglicherweise oder möglicherweise auch nicht eine sexuelle Beziehung miteinander anfangen, obwohl du etwas gegen Homosexualität hast, dann verlass die Geschichte bitte einfach ohne irgendeinen Kommentar. Danke.


Nun ganz viel Spaß (und damit die Hoffnung, dass ich endlich mal eine Geschichte beenden kann)


Möp. Lissy.

Noah & LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt