Cheers

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Es war wieder so weit. Silvester. 

Die meisten Menschen freuten sich darauf, denn an diesem Tag vereinte sich für sie alles, was ihnen gefiel. Gutes Essen, Freunde, Feiern,... und das alles im Zauber eines Neuanfangs. Ach ja, und natürlich Silvesterknaller- was wäre diese Nacht ohne Raketen und Feuerwerk?!

Ich weiß, aber für mich hatte der Tag schon vor vielen Jahren seinen Glanz verloren. Ich machte mir nichts aus Vorsätzen- leeren Versprechungen, die man spätestens nach einen Monat in den Sand setzte- und auch nichts daraus, dass auf einmal alle Leute sich freundschaftlich in die Arme fiel, nur weil sich zwei Zeiger auf die Zwölf zubewegen.

Das hieß nicht, dass ich es nicht ausstehen konnte, ich konnte nur das Besondere daran nicht sehen.

Jetzt aber war ich an diesem berühmtberüchtigen Tag auf dem Weg zu meinen besten Freundinnen. Der Bus zockelte durch die überfüllten Straßen und es grenzte an ein Wunder, dass er endlich an der richtigen Haltestelle anhielt. Dort angekommen, stieg ich aus und lief in eine Parallelstraße. Dann stand ich schon vor dem richtigen Haus.

"Ness, da bist du ja endlich!" Fiel mir Leslie, oben im vierten Stock angekommen, um den Hals.

"Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!" Scherzte sie und kniff mich in die Seite.

"Ich kann euch Drei doch nicht hängen lassen", zwinkerte ich und drückte ihr die schwere Tasche entgegen, in der Flaschen klirrten.

"Uh, sehr gut." Grinsend zog sie die Augenbraunen in die Höhe, nachdem sie einen Blick auf den Inhalt geworfen hatte. Sie schnalzte mit der Zunge und winkte mich in die Wohnung.

Drinnen lief laute Musik und bevor ich auch nur zwei Schritte gehen konnte, wurde ich fast von Eve und Jamila erdrückt, die quietschen angerannt kamen.

"Da ist ja endlich unser Vorrat!"

"Wenn das so ist, dann kann ich mich ja wieder verdrücken", frozlte ich. Doch Eve zog mich weiter und ich fiel fast über den Schuhhaufen im Eingang.

"Eve!"

"Komm schon, Vani", lachte sie.

Ich warf meine Sachen in ihr Zimmer, dann quetschten wir uns zu viert in die kleine Küche. Jamila hatte bereits die erste Sektflasche geköpft und hielt jedem ein Glas entgegen.

"Auf uns, Mädels!" Ich nahm einen großen Schluck und der Sekt prickelte auf meiner Zunge. Auch wenn es Silvster war, dieser Abend würde gut werden.



Drei Stunden später hatten wir es in die Innenstadt geschafft und sogar eine Bar gefunden, die noch nicht komplett überfüllt war.

"Ich liebe Silvster!" Rief mir Eve in Ohr und lachte. "Komm lass uns was zum Trinken holen, sonst haben wir später nichts zum Anstoßen."

"Ja", brüllte ich über die laute Musik zu. Es war wirklich klug, weil kurz vor zwölf jeder bemerken würde, dass sein Glas leer war.

"Hol du was, ich sag den Anderen Bescheid", zwinkerte sie mir zu. Sie fing meinen bösen Blick auf. Wie immer drückte sie sich davor, sich an die Bar zu quetschen, stattdessen sollte ich- einen ganzen Kopf kleiner. Sie lächelte nur unschuldig und ich arbeitete mich zur Bar vor. Erstaunlich schnell war ich am Tresen. Doch die Barkeeperin brauchte eine halbe Ewigkeit am anderem Ende der Bar, ohne nur ansatzweise in meine Richtung zu kommen. Neben mir schob sich jemand an den Tresen. Unwillkürlich sah ich hinüber und blickte direkt in zwei dunkle Augen.

„So hübsch und so allein hier?"

Innerlich verdrehte ich die Augen. Wie ich das liebte. „Nein Mutti steht einen Meter hinter dir", antwortete ich ironisch.

Der Junge neben mir lachte.

„Ich wusste gar nicht, dass deine Mutti so schöne Oberarme hat." Er beugte sich nach hinten, sodass ich einen Blick auf ein braungebräuntes Muskelpaket hatte und ungewollt grinsen musste.

„Also, verrätst du mir wer du bist?", er hielt mich mit seinen ungewöhnlich dunklen Augen gefangen. Verdammt, eigentlich konnte ich solche Typen nicht leiden, doch er hatte etwas an sich. Aber trotzdem.

Ich beugte mich zu ihm, dass er mich trotz der lauten Musik hören konnte.

„Ich... versuche gerade verzweifelt, die Aufmerksamkeit dieser wundervollen Barkeeperin zu bekommen, damit ich endlich meine Drinks habe."

Ich wusste ganz genau, dass er nicht das zu hören bekam, was er wollte.

Trotzdem ließ er nicht locker. „Okay, sag mir was du willst."

Skeptisch sah ich ihn an, dann ratterte ich meine Liste hinunter.

Er nickte, beugte sich leicht über den Tresen und es dauerte nicht lange, bis die Barkeeperin ihn entdeckte. Sprachlos sah ich ihn von der Seite an, als er mir die vier Gläser mit einem charmanten Lächeln rüberschob. Natürlich, für das Mädchen auf der anderen Seite der Bar war ich einfach nicht männlich genug. Ein kurzer Blick zu ihr bestätigte mir meine Vermutung. Sie starrte ihm tatsächlich hinterher.

„Danke dir", ich lächlte mein bestes Lächeln und machte auf dem Absatz kehrt. Ich spürte seinen verdutzten Blick in meinem Rücken. Ein klein wenig schlechtes Gewissen hatte ich. Und das Gefühl etwas verpassen zu würden. Doch ich versuchte das Gefühl zu vertreiben. Richtig entschieden Vanessa, sagte ich mir und nickte mir selbst zur Bekräftigung zu. Wo waren nur meine Mädels?

Staying aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt