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28.6.2016

Du hättest es mir sagen sollen, Jae.
Und ich hätte den Brief früher lesen sollen.
Ich wusste nicht, dass man so traurig und leicht zugleich sein kann.
Und für dieses eine Mal, während ich den Brief gelesen habe, deine schlampige Handschrift im Blick hatte und du dich verabschiedet hast, für dieses eine Mal habe ich so intensiv gefühlt.
Beinahe hoffnungsvoll.
Aber nur ein wenig.
Du schreibst, dass es dir schon lange schlecht geht, aber du nicht mit mir darüber reden wolltest, weil du Angst hattest mich noch mehr runter zu ziehen.
Du entschuldigst dich für deinen Tod.
Immer und immer wieder.
Dass du nicht mehr kannst.
Und dass du mich mehr als nur geliebt hast.
Dass du mich liebst.
Du hast die Worte aufgesprochen und am liebsten hätte ich sie erwiedert, aber das hätte nichts geändert. Du hättest es nicht gehört.
Wir waren beide ineinanderverliebt, ein Paar, aber heimlich, und niemand außer uns wusste es.
Du hast geschrieben, dass du wirklich Schlaftabletten genommen hast und dass die letzten Monate die schönste und gleichzeitig die schwerste Zeit deines Lebens waren.
Dass du dich noch nie so lebendig gefühlt hast, wie bei unserem Roadtrip.
Und dazu gelegt zu dem Brief hast du die Landkarte, die wir auf unserer Reise dabei hatten.
Ich habe so viel geweint Jae, die Tinte deiner Schrift ist ein wenig verronnen und ich habe versucht meine Tränen so wenig wie möglich darauf tropfen zu lassen.
Dieser Brief war so schön und traurig zu gleich, du hast mich damit mehr als nur noch umso mehr traurig gemacht, dass ich dir nie sagen kann, wie viel du mir bedeutet hast und gleichzeitig war ich so froh, ein letztes Mal von dir zu hören. Einen Abschied zu bekommen.
Ich habe den Brief nach dem Lesen verbrannt. Das Einzige was ich behalten habe war die Karte.
Ich konnte einfach nicht so viel Last auf mich nehmen.
Aber Jae, egal was passiert, du fehlst.

365 DAYSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt