p1

74 5 2
                                    

Sie zitterte vor Kälte, während er gemütlich in seinem New Yorker Büro saß und auf seine Papiere schaute.

Sie hungerte, während er genüsslich sein Hähnchenfilet mit Hollandaissauce aß. 

Sie schlief auf hartem Stein, und vielleicht auch mal auf Zeitungen oder einer Bank, während er aber in seinem 20.000 Dollar Bett seinen Schlaf suchte.

Er zog jeden Tag einen neuen Armani-Anzug an, während sie jeden Tag aufs neue die gleichen Sachen trug, weil sie sich keine neuen leisten konnte.

Er wohnte in einem der teuersten Apartments der Stadt, mit teuren Möbeln und Kunstwerken. Sie schlief jeden Tag auf der Straße. Kalter Boden, Nässe und scharfer Wind waren ihre Freunde. 

Priya Pernat musste auf der Straße leben, von allen verstoßen, von niemanden geliebt. Sie saß jeden Tag vor einem dieser großen Gebäuden und versuchte den vorbeilaufenden Menschen ein wenig Geld zu entlocken, damit sie sich wenigstens etwas kleines zu essen kaufen konnte. Sie wechselte das Gebäude jeden Tag oder noch am gleichen Tag, weil Polizisten sie verscheuchten. 
Heute saß sie vor dem Gebäude der Rable Interprises & Co.
Die schwarze Schrift war hoch oben am Dach des New Yorker Riesen festgemacht. Die Fenster schillerten von den Strahlen der Wintersonne. Der aufkommende kühle Wind lies die Flaggen vor dem Eingang wedeln.

Priya zog ihre Jacke fester an sich, versuchte sich zu wärmen. Ihre fettigen Haaren wehten in ihr Gesicht. Sie hatte lange nicht mehr geduscht, ihre Kleider strotzen vor Dreck. Wie konnte eine 19 jährige so enden ? 

Aren Rable war Besitzer der Firma Rable Interprises & Co. Er war ein junger attraktiver Mann, den viele Frauen haben wollten, aber nicht konnten. Nicht weil er anders orientiert war, nein, sondern weil er eine spezielle Richtung hatte. Er mochte es anders, er wollte es anders.

Aren stieg aus seinem Wagen, die Kälte schlug ihm sofort ins Gesicht. Er seufzte bei dem Anblick des Gebäude vor ihm. Der Tag würde sich wieder in lauter Papierkram und Meetings verlieren. Zu hause würde er sich minimal ausruhen nur um am nächsten Tag genau das gleiche zu wiederholen.

Er öffnete seinen schwarzen Mantel, damit er die Kälte auf seiner Haut spüren konnte. Es bescherte ihm Gänsehaut, er liebte es. Mit langsamen Schritten lief er auf den Eingang zu. Aren lies den Blick über den Bereich vor der Tür gleiten, und entdeckte mal wieder Straßenleute.

Es ist echt ätzend, dachte er sich, sowas verschreckt meine Kunden.  

Er schaute sich um, atmete laut aus. Seine Atemwolke war zu sehen, so kalt war es. Seine Füße kamen zum Stehen als er vor der Frau stand, die ihren Blick gesenkt hielt. Schlief sie ?

Priya zitterte stark, als schwarze beschuhte Füße in ihr Sichtfeld traten. Langsam hob sie den Blick, schaute den jungen Mann an. Er hatte helle Augen, markante Gesichtszüge.
Er war nicht einfach nur heiß oder wie sonst alle anderen ihn beschrieben hätte. Er war bildschön.

Seine Hände steckten in den Taschen seines Mantels, welcher geöffnet war. Friert er nicht ?
Unter dem Mantel trug er einen Anzug. Er war die Sorte von Mann, die in diesem Gebäude hinter  ihr arbeiteten, also war diese Kleidung sicher mehr wert als ihr ganzes Leben.

Aren musterte sie. Sie gehörte hier ganz und gar nicht her. Ihre Augen waren grün und einzelne Pigmente glitzerten darin, als die Sonne ihr Gesicht seitlich anschien. Man sah, dass sie lange keine ordentliche Pflege mehr genossen hatte oder man roch es auch. Eigentlich wollte er sie weg jagen, Straßenmenschen gehörten nicht vor seine Firma.

In seinem Hals kratzte es, er räusperte sich und sprach, "Wie heißt du ?"
Sein Blick glitt über ihr Gesicht zu ihrem Oberkörper und ihren Beinen. Sie zitterte, und das sehr stark.

"Priya.", antwortete sie überrascht. Was wollte solch ein Mann von ihr ?
Sein Blick war intensiv, sie spürte ihn unter ihrer Haut. Es war kaum aus zu halten. Sie schämte sich sehr, wie sollte es denn aussehen ? Sie hatte sich lange nicht mehr gewaschen, man sah und roch es. Jetzt stand ein Mann vor ihr, der vielleicht sogar noch in Honigmilch badete.
Sie rieb sich ihre Arme.

"Wie alt bist du ?", seine Stimme war rau, vielleicht von der Kälte oder vom Rauchen.
"Neunzehn.", ihre Stimme jedoch war klar, und ruhig; vielleicht auch ein bisschen ängstlich.

Er überlegte angestrengt, was er tun sollte. Aren nahm sein Handy, seine Geldtasche und Schlüssel aus seinen Jackentaschen und verstaute sie irgendwie in seinen Anzugtaschen. Er streifte seinen dicken Mantel ab und beugte sich runter. Langsam und vorsichtig legte er den teuren Stoff um sie und versuchte ihr Wärme zu schaffen. 
"Wozu ..?", murmelte sie verwirrt.
"Nehm es einfach an, Priya.", raunte er. 

Er schaute auf seine Uhr. "Ich muss los. Ich habe bis um 14 Uhr was zu tun. Du bleibst genau hier, wenn dich jemand wegscheuchen will, sag dass du hier bleiben darfst im Namen von Rable.", er schaute auf sie runter. Sie nickte langsam, aber verstand nicht wieso er das für sie tat.

"Ich komme und hole dich dann.", er straffte seine Schultern.  "Bis dann, babygirl."

Aren machte eine Kehrtwende und lief ins Unternehmen. Er machte sich Gedanken.

Er würde sie von der Straße holen, mit zu ihm nach Hause würde sie kommen. Er sah etwas in ihr, dieses spezielle wonach er gesucht hatte. Er hatte sie endlich gefunden.

Unschuld, Unberührtheit, Zerbrechlichkeit.

Aren würde sie umsorgen, ihr alles geben. Er würde ihr Sicherheit und Geborgenheit geben.

Denn sowas tut ein Daddy für sein Babygirl. 

*

 


1-800-DaddyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt