Coole Katze

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Die Sonne war schon lange untergegangen, als der rotgetigerte Kater Singer den mit Blumensträuchern und Bäumen bestückten Garten verließ. Er sprang auf eine Mauer und dann auf den asphaltierten Gehweg. Für einen Moment hielt er inne und sog die Nachtluft ein. Ein kühler Wind wehte durch die Straßen, weshalb er sein Fell aufstellte und dadurch wie ein Plüschball aussah.

Laut fing er an zu singen:»

Es ist eine coole Katze in der Stadt.

Streunt, wenn alle schlafen, durch die Straßen in der Nacht.

Sie ist zeitgleich überall – übernatürlich!

Viele wollen sie fangen, aber wird nichts, wird nichts.

Es ist eine coole Katze in der Stadt.

Streunt, wenn alle schlafen, durch die Straßen in der Nacht.

Du glaubst mir nicht, doch diese Katze gibt es wirklich.

Viele wollen sie fangen, aber wird nichts, wird nichts. «

Irgendjemand riss scheppernd das Ding vor diesen durchsichtigen Platten hoch und warf einen Tontopf nach dem Getigerten. » Ruhe! «, rief man dabei. Doch Singer wich unbekümmert aus und stolzierte weiter. Dabei sang er weiterhin mit seinem Englischen Akzent.

» Grüßt jeden Hund und jede Maus.

Du wirst lachen, doch ihr kann man nichts vormachen, sie kennt sich eben aus.

Das Spiel verstanden, alle Regeln gerafft.

Weil sie das schon ganze neun Leben lang macht.

Sie hat alles gesehen.

Und vielleicht ist sie deshalb 'n kleines bisschen schizophren.

Keiner weiß, was sie sich als nächstes überlegt. «

Plötzlich kam ein Hund angelaufen, laut kläffend und mit spitzen Zähnen. Für einen Moment sprang der Kater beiseite und unterbrach seinen schrillen Gesang. Der Vorgarten, in dem der Hund hauste, besaß keinen Zaun. Erst als der große schwarze Köter ruckartig stehen blieb und kurz auf keuchte, fasste sich Singer wieder. Erfreut stellte er fest, dass das Monstrum festgebunden war. In dem Haus ging Licht an und dann wurde es laut im Inneren. Schnell winkte Singer mit der Schweifspitze zum Abschied und sprang seelenruhig weiter.

Während er weiterhin schrill und schief sang machte sich der junge Kater auf in den Wald. Dort wollte er eine Katze treffen. Ihr Name war Ozeanpfote. Noch immer fand der Hauskater diesen Namen seltsam, aber was soll's? Für ihn war die Schildpattkatze nur eine Freundin, immerhin hatte er in Großbritannien seine Angel.

» Hallo Singer! «, begrüßte ihn eine freundliche Stimme. »Ozeanpfote! «, rief er zurück und legte einen Zahn zu, sein Lied schon längst beendet. Kurz berührten sie sich an der Nase. » Also«, sagte er gedehnt, » was wollen wir heute gemeinsam machen? « Die kleine Katze legte den Kopf schief. » Wie wär's mit einem Wettrennen? « Singer zögerte nicht lange, nickte und rannte auch schon los. » Warte! Wir müssen noch die Route festlegen! «, rief Ozeanpfote hinter ihm her, seufzte dann und sprintete ihm nach, wobei sie auf den Boden guckte, damit sie nicht stolperte. Schließlich hat sie Angst vor Verletzungen und Krankheiten, genauso wie vor Wasser, Feuer, Höhlen, der Höhe und noch vielem mehr.

Irgendwann hatte sie ihn eingeholt, weil er in einen lockeren Trab verfallen war. » Ich würde sagen, ich habe gewonnen. «, schnurrte er. Ängstlich blickte sich die Schildpattfarbene um. Fragend legte Singer den Kopf schief. » Was hast du? « Weiterhin blickte Ozeanpfote unsicher drein, während sie ihm antwortete: »Mein Clan hat von unseren gelegentlichen Treffen mitbekommen und mich ausgequetscht. Er will dich kennenlernen und gerade habe ich den Geruch von... von meinem Vater und Regenstern wahrgenommen. « Singer legte den Kopf schief und starrte sie nur fragend an:» Wer ist Re...«

Ein tiefes Knurren unterbrach ihn und der Getigerte drehte den Kopf in dessen Richtung. Vor ihm stand ein grau getupfter Kater mit blauen Augen. Neben dem streng wirkenden Kater stand ein hellbrauner Kater mit dunkleren Pfoten. Kurz leckte Singer sich mit der Zunge über die Lippen und setzte sich im selben Moment hin. Neben ihm verbeugte sich die zierliche Schildpattkatze vor den beiden. » Regenstern«, murmelte sie während dessen unterwürfig.

Regenstern nickte der Schülerin nur knapp zu, bevor er sich an das Hauskätzchen wandte. »Ich habe gehört du seist ein guter Jäger für deine 9 Monde. «, fing er an mit tiefer Stimme, » Nun mein Clan ist momentan nicht der Stärkste und wir könnten jeden gebrauchen, den wir kriegen können. Ich mache dir einen Vorschlag: Du schließt dich uns an und wir werden dir die beste Ausbildung zum Jäger oder Wächter zukommen lassen. So schwer mir es auch fällt ein Hauskätzchen aufzunehmen. «, dabei schielte er leicht zu seinem Clangefährten Braunfell.

Lange fackelte Singer nicht an seiner Entscheidung. » Wieso nicht? Ein Versuch ist es schließlich wert. «, meinte er nur achselzuckend. Die anderen Drei starrten ihn nur einen Moment verblüfft an, ehe Regenstern sich wieder fing, kurz nickte und schließlich miaute:» Dann komm morgen Mittag hier hin. Mein Clan wird dich auf dieser Lichtung erwarten. « Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen drehte er sich um, schnippte mit dem Schweif und Ozeanpfote und ihr Vater folgten dem Anführer. Kurz drehte sich seine Freundin nochmal zu ihm um und ihre Blicke trafen sich. Ihr Vater rief sie und nach einem » Ich komme, Braunfell! « drehte sie sich um und sprintete davon.

Die Sonne stand bereits ganz oben, brannte angenehm auf das Fell der jungen Schülerin Ozeanpfote hinab. Schon seit gefühlt zwei Stunden saß sie nun schon hier und wartete auf ihren getigerten Freund. Sie wollte gerade umkehren, als sie eine vertraute Stimme » Es ist eine coole Katze in der Stadt...« mit unbekanntem Akzent singen hörte. Urplötzlich brach der Gesang ab, als der Neuling in ihrem Clan sie sah. » Pünktlichkeit gehört wohl nicht zu deinen Stärken. «, begrüßte sie Singer ein wenig trocken. Doch der Kater ging darauf nicht ein, sondern sagte nur:» Ich dachte wir würden uns auf der Lichtung von gestern Nacht treffen? «

» Regenstern ist der festen Überzeugung, dass du nicht der aller Hellste bist und hat mich darum gebeten dich hier abzuholen und zu begleiten. «

Die beiden sprachen nicht sehr viel, heute war Ozeanpfote nicht so gesprächig wie sonst. Als sie die Lichtung endlich nach einer – für Singer – unerträglichen Stille erreichten staunte er nicht schlecht. Viele Katzen von den verschiedensten Alterskategorien, Farben und Rassen saßen hinter ihrem Anführer Regenstern. Jetzt, während er sich genauer umschaute, fiel ihm auf, wie groß die Lichtung war. Sie war ein wenig schräg und ziemlich sandig und staubig, nur vereinzelt setzten sich ein paar Flecken Gras durch.

» Willkommen Hauskätzchen. «, miaute der graugefleckte Kater. » Dies ist mein Clan«, er deutete mit seinem langen Schweif auf die Katzenschar hinter sich, » Wir werden dich nun als einen unserer Schüler aufnehmen, du wirst nicht mehr zu deinen Hausleuten zurückkehren können. « Singer nickte nur, er hatte seinem Gegenüber nicht wirklich zugehört.» Vom heutigen Tage an, bis zu deiner Ernennung zum Jäger wirst du Liedpfote heißen. «

Lyrics: Namika, Coole Katze

Gesangsunterricht mit Liedpfote - Ein Kater geht auf ReisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt