Um ihn herum waren viele Zweibeiner, zu viele für seinen Geschmack. Ebenfalls war es so laut an diesem Ort den Kachine als Flughafen bezeichnete, dass sogar Liedpfote, der sonst nichts gegen Lautstärke hatte, die Ohren an den Kopf legte, um keinen Hörschaden zu bekommen. Wenn er doch wenigstens die Sprache dieser hochgewachsenen Kreaturen ohne Fell verstehen könnte... Aber dies würde ihm wohl immer ein Rätsel bleiben. Genauso wie es ihm zurzeit ein Rätsel war, wo der Fuchs abgeblieben war. In dem ganzen Gedränge hat er ihn verloren und seinen stinkenden Geruch konnte er auch kaum wahrnehmen, weil dafür zu viele Gerüche in der Luft waren, die ihm seine Nase zerstörten. Wenn er noch länger so viele Düfte – vor allem die penetranten von manchen weiblichen Zweibeinern – riechen musste, dann würde er wohl später nicht mal mehr den seiner Mutter erkennen können, wenn diese nur wenige Meter um die Ecke stand.
Während Liedpfote sich förmlich durch die Menge schlängelte und das eine oder andere paar Hinterpfoten über ihn stolperte, bemerkte er plötzlich etwas weißes, fluffiges herausstechen. Doch bevor der rote Kater auch nur einen Laut von sich geben konnte, wurde er plötzlich hochgehoben und er blickte in das hässliche Gesicht eines Zweibeinerjungen. Erneut sah er sich nach dem weißen Fuchs um, jedoch war Kachine bereits verschwunden.
~Jede normale Katze hätte in dieser Situation wahrscheinlich das Junge gebissen und gekratzt, aber ich bin nicht wie jede andere Katze. Das hat auch immer Angel gesagt... und Azrael.~, schoss es ihm durch den Kopf, während er sich wie ein Kuscheltier durch so komische Türrahmen tragen ließ, um dann einige Zeit später in einem riesigen Vogel zu landen. Seltsam fand das Liedpfote ja schon, immerhin verspeiste normaler weise, ER die Vögel und nicht umgekehrt.
Mittlerweile lag er bei dem Jungen auf dem Schoss und ließ es sich gut gehen. Abgesehen von ein paar ruckartigen Bewegungen und dass es ihn teilweise zu fest drückte – als wäre er wirklich ein Kuscheltier – behandelte es ihn ganz gut und streichelte ihm den rotgetigerten Pelz. Zwischendurch konnte Liedpfote ein schnurren einfach nicht unterdrücken und dann schauten sich die anderen Zweibeiner immer verwundert um. Wieso verstand der Kater zwar nicht, aber was solls? Es amüsierte ihn, die großen Wesen verwirrt zu sehen. Doch plötzlich kam ein weibliches Wesen auf sie zu und sprach irgendetwas in der Sprache der Zweibeiner und intuitiv hörte Liedpfote auf zu schnurren. Wieso er dies tat, wusste er nicht, aber es kümmerte ihn auch nicht weiter. Schließlich verschwand der Zweibeiner wieder und kam nach einiger Zeit wieder. Er hielt irgendetwas in den klobigen Vorderpfoten und darauf war etwas platziert. Und dies duftete... Der Speichel lief dem Roten im Mund zusammen, als er erkannte, dass es Fisch war, jedoch roch er anders. Und es kam Dampf davon aus. Was das wohl bedeutete? Ihm egal, er hatte Hunger, da kam ihm dieser Fisch gerade gelegen. Aber er würde es nicht zulassen, dass irgendeiner dieser Zweibeiner in diesem Vogel mit seltsamen Polstern etwas davon abbekommen würde und sich sofort verdrücken, sobald er diesen hatte. Gedacht, getan. Kaum hatte der Zweibeiner diese weiße Platte mit dem Fisch darauf auf einem ähnlichen Ding abgestellt, was er eben noch in der Hand hielt, erhob er sich aus seiner Liegeposition, nahm den Fisch und rannte davon.
Ein Gegröle entstand, jedoch konnte Liedpfote weder verstehen was diese Zweibeiner brüllten, noch wusste er warum. Er jeden Falls versuchte sich an einen ruhigen Ort zurück zu ziehen, an dem er in Ruhe futtern konnte, doch einige der pelzlosen Wesen kamen ihm hinterher und versuchten ihn zu berühren und einzufangen. Das passte dem sonst eher gelassenen Kater gar nicht, weshalb er begann zu fauchen und nach den Zweibeinern zu schlagen und zu beißen. Zwar Liedpfote eigentlich ein geselliger Kater, aber er mochte es dennoch nicht, von lauter Zweibeinern bei seiner Mahlzeit gestört zu werden. Wer mochte dies schon?
Irgendwann nachdem er ein paar dieser Pfoten verletzt hatte, ließ man ihn in Ruhe und er konnte endlich essen. Aber danach begannen sie erneut ihn einfangen zu wollen. Doch da haben sie nicht mit Liedpfote gerechnet! Dieser stand nämlich einfach selenruhig auf, ging den seltsamen Pfoten aus dem Weg und zurück zu dem Jungen, welches ihn mit in diesen Vogel genommen hatte und sprang wieder auf den Schoss. Die Zweibeiner sprachen auf das Junge ein, welches schließlich anfing zu weinen, aber er durfte dort bleiben – zumindest glaubte Liedpfote dies -, denn man machte keine weiteren Anstalten ihn fangen zu wollen und es wurde ihm zwischendurch sogar noch mehr zu fressen gebracht. Das war doch mal etwas, oder nicht? So könnte es immer sein, wenn es nach Liedpfote ging... Bequem und lässig. Mit seiner Angel an seiner Seite. Ein Seufzer verließ seine Lungen, als er an seine wunderschöne Angel dachte und er dämmerte so langsam in den Schlaf über.
Etwas berührte ihn, ja schüttelte schon fast seinen Pelz. Argwöhnisch, welcher Zweibeiner ihn aus den Schlaf riss, öffnete Liedpfote die Augen und merkte, dass es das Zweibeinerjunge war. Kurz darauf wurde er auch schon hochgehoben und sie verließen diesen Vogel. Erneut musste er Kuscheltier spielen, ehe er wieder in so einer großen Halle landete, wie bevor er von dem Jungen gefunden wurde. Und dann frische Luft. Aber immer noch hielt ihn dieses Junges mit seinen ungelenken Pfoten umschlungen. Jedoch wehrte sich der Kater nicht, aus irgendeinem Grund hielt er es erst mal besser bei diesen Zweibeinern zu bleiben und Nachforschungen anzustellen, wo er war. Vielleicht war er ja schon bei sich in London? Aber er könnte genauso wieder woanders gelandet sein. Und sollte er sich bereits in London befinden, dann würde er nach Azrael fragen. Immerhin war dieser Kater überall gefürchtet und – aber das gab Liedpfote nur ungerne zu – sogar er hatte vor dem gefallenen Engel in Katzengestalt Angst. Mit Azrael scherzte man nicht, außer man wollte unbedingt sterben. Bisher war der Rote nur verschont geblieben, weil der Schwarze wusste, dass Angel ihn mochte. Und wenn er ihn fand, dann fand er auch Angel. Aber er wird sie finden, mit Sicherheit.
DU LIEST GERADE
Gesangsunterricht mit Liedpfote - Ein Kater geht auf Reisen
FantasyDer Kater Liedpfote zog mit seinen Hausleuten aus GB nach Deutschland. Dort lernt er einen Clan kennen, dem er sich anschließt. Jedoch verweilt er dort nicht lange, weil er alle mit seinen Liedern verrückt macht und beginnt die Reise nach GB zurück...