Kalter Schneesturm

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Kim Taehyung, ein Hobby-Schriftsteller. Jeon Jungkook, ein Highschool-Absolvent und Park Jimin, sein bester Freund. Was diese drei miteinander gemein haben? Nun, sie kennen sich seit dem Anfang ihres Lebens und doch haben nur Jimin und Jungkook über die Jahre Kontakt gehabt.

Jungkook war total in seine Gedanken versunken, als ihn jemand am Ellenbogen anstupste.

"Hey Jung, wie lange willst du noch grübeln? Lass uns irgendwohin gehen... Es ist Freitag! Partyzeit!" Er rannte vor ihn und hielt ihn somit an.

Doch Jungkook hob nicht einmal den Kopf. "Ich habe wirklich keine Lust auf deine Flirtspielchen. Du kannst doch auch alleine irgendwelche Weiber anbaggern, dazu brauchst du mich nicht." Er ging um ihn herum und hielt weiter den Kopf gesenkt.

"Maaan Jungkook, was ist denn los?", schrie Jimin ihm hinterher und rannte nach. "Ey, das macht überhaupt keinen Spaß wenn du so depri bist! Sei mal ein bisschen locker und genieße die Freiheit! Du hast die Highschool hinter dir! Mach was aus deinem Leben, anstatt nur den Kopf hängen zu lassen!"

Jungkook seufzte. "Jimin, ich bin momentan wirklich nicht in der Stimmung."

"Du bist schon seit Wochen nicht mehr in "der Stimmung". Was ist denn passiert? Hat Yuna Schluss gemacht?"

Jetzt drehte Jungkook sich um und sah Jimin verwirrt an.

"Yuna?"

"Ja, Yuna, deine Freundin, die du schon seit Monaten im Bett hast!"

Jungkook schlug ihm auf den Kopf. "Jimin du Pabo! Ich hab mit Yuna überhaupt nichts am Laufen. Ich rede nur ab und zu mit ihr. Mehr ist da nicht, ich bin nicht so ein Playboy wie du."

Jimin war nun wirklich genervt. "Na gut, mach was du willst. Aber vermies mir damit nicht die Laune! Keine Ahnung, was du für Probleme hast, aber ich brauche die nicht auch noch zu haben! Geh doch zurück in deine Wohnung und setz dich einsam in deine Ecke."

"Werde ich!", schrie Jungkook ihm noch hinterher, bevor Jimin in die entgegengesetzte Richtung maschierte.

Man dieser Typ..., fing er an zu denken, doch bevor er den Gedanken fertig brachte, blieb er geschockt stehen. Sein Mund blieb offen.

Eine engelsgleiche Gestalt spazierte vor ihm den grauen Weg entlang. Jungkook brauchte erst gar nicht zu überlegen, wer diese Person war. Sie schien ihm viel zu vertraut, als auch nur einen einzigen Gedanken an etwas anderes zu verschwenden, wenn er sie ansah.

Seine goldbraunen Haare wehten im Wind und verdeckten seine rehbraunen Augen. Die Hände hatte er in die dunkelgrauen Hosentaschen gesteckt und sein himmelsblaues Hemd war mit Schneeflocken versehen, die ihm nun auch in die Haare fielen. Er kam in Jungkooks Richtung, der nun ganz versteinert auf dem Weg stand, mitten im kältesten Winter. Es schien, als ob je näher die wunderschöne Gestalt kam, desto niedriger wurde die Temperatur und desto schneller fielen die Schneeflocken.

Jungkook fing an den Kopf zu senken, als die Person fast so nah war, dass er ihren Atem spüren konnte. Doch genau in dem Moment, als Jungkook dachte, er würde einfach weitergehen, drehte sich die Person um - und starrte Löcher in seinen Kopf, so stark, dass es fast weh zu tun schien. Wie hypnotisiert fing Jungkook an, sich umzudrehen.

"Lange", fing der Engel an, "Lange ist es her."

Jungkook holte tief Luft und vergaß, sie wieder auszuatmen, als er ihn ansah.

Der Engel lachte, leise, fast überhörbar. "Wie es scheint, hast du mich nicht vergessen." Er kam einen Schritt näher. Und noch einen. "Nach all den Jahren..." Er trat nun direkt vor Jungkook, so dass er seinen Atem spüren konnte.

"Hast du mich nie vergessen."

Jungkooks Kopf blieb unten und würde im Normalfall tomatenrot werden, doch es war viel zu kalt, als das sein Gesicht eine andere Farbe als weißer Winterschnee annehmen konnte.

"Habe ich Recht?", ertönte die dunkle, raue Stimme des Engels.

Unfähig zu nicken, holte Jungkook nur knappe Atemzüge. Er war zu nah, viel zu nah.

Der Engel berührte mit seinen langen schneeweißen Fingern das Kinn des unschuldigen Kindes, dessen Atem nun ganz stockte, und hob es an.

Seine Augen waren wie die Sterne in der Galaxie. So hell leuchtend im Dunkel des Weltalls. Jungkook war komplett verloren im Universum und vergaß alles andere um ihn herum. Doch er fing sich wieder, als etwas das reine Universum unterbrach. Eine klitzekleine Träne formte sich in den Augen des Engels.

Engel dürfen nicht weinen, dachte Jungkook. Der Engel murmelte etwas, doch es hörte sich in Jungkooks Ohren nicht nach seiner Muttersprache an.

Und im nächsten Moment war alles vorbei. Die ganze Magie, die von seinen Augen und seiner Erscheinung ausging, die ganzen Erinnerungen waren Nebensache, und die schmerzhaft Starke Bindung die zwischen den Beiden, in den letzten Momenten herrschte war auch nicht mehr zu spüren.

Aus dem Engel wurde ein Mensch. Ein Mensch, den Jungkook schon sehr lange kannte.

"Es ist wirklich lange her", sagte Jungkook, nun fast gleichgültig.

"Ich... habe noch viel zu tun", redete er sich heraus. "Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!" Er rannte davon. Und ließ den Menschen auf der Straße alleine stehen.

Ganz sicher, dachte Kim Taehyung.

BTS Vkook FF - Auch Engel weinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt