Jedes Mädchen hat in ihrer Kindheit sicher die ein oder andere Puppe besessen. Viele tun das sogar auch noch im erwachsenen Alter. Wir reden mit ihnen, vertrauen ihnen unsere Sorgen und größten Geheimnisse an. In dem sicheren Wissen, dass sie es für sich behalten. Doch was ist so faszinierend, an einem Spielzeug aus Stoff und Plastik oder besser Porzellan? Sind es die schönen Kleider? Die weichen Haare, die wir nach belieben frisieren oder doch die Sicherheit, einen Freund zu haben, der immer da sein wird und einem nichts übel nimmt?
Jeder, der einer gut verarbeiteten Puppe mehr als nur einen Blick schenkt, wird dies verneinen. Es sind die filigranen Züge des Gesichtes, die uns an andere Menschen erinnern. Besonders bei handgemachten Sammlerstücken, können wir unsere Augen kaum abwenden, hat sie unser Interesse erst einmal geweckt. Die Wangen meist zart gerötet, genau wie bei echten Kindern, sitzen sie still und geduldig auf ihren Regalen, die Umwelt genau beobachtend.
Sosehr uns diese Wunder der Handwerkskunst auch erfreuen, so sehr ängstigen sie uns auch zugleich. Viele Kennen das. Man kauft sich eine Puppe, weil sie einfach atemberaubend im eigenen Zimmer oder dem seines Kindes aussehen würde.
Bald darauf hat sie einen Namen und wird vom neuen Besitzer freudestrahlend entgegen genommen. Das erste was man unter die Lupe nimmt, sind die klaren Augen, die immer in die gleiche Richtung schauen. Absolut alles an ihr ist liebenswert und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Doch wisst ihr was diese Puppen seit ihrer Entstehung erlebt haben? Vielleicht waren sie Zeuge einer grausamen Tat? Wurden einfach weiterverkauft, weil etwas mit ihnen nicht stimmte? Natürlich würde das nie jemand zugeben. Dieser Gedanke ist für uns absurd. Es ist eine Puppe, ein totes Spielzeug, genau wie das Kuscheltier auf dem Bett, oder die Bauklötze auf dem Boden. Doch warum, lassen Kinder meistens für eine ganz spezielle Puppe, alles andere stehen und liegen? Manchmal, aber nur manchmal, wird sie zum einzigen und besten Freund. Einerseits ist es niedlich, wie die Kleinen mit ihren neuen Errungenschaften durch das Haus rennen und versuchen sie zu füttern oder mit ihnen reden. Die ersten Zweifel kommen auf, wenn das Kind unliebsame Dinge die im Haus geschehen, auf seine Puppe schiebt. Natürlich lügt das Kind in diesem Moment, denn es hat Angst vor einer Strafe, für die kaputte Vase oder den Dreck auf dem Boden, den man gerade erst frisch gewischt hat.
Doch was spornt Kinder an, sich so zu verhalten? Sobald sie heranwachsen, wissen die meisten nichts mehr von derartigen Geschehnissen und andere schieben es auf ihre lebhafte Fantasie. Wenn es zu bunt wird, nehmen wir ihnen das Spielzeug ab und legen es in unseren Raum, wo das Kind es nicht erreichen kann. Dann fällt es einem auf. Die Augen schauen nicht mehr starr, sondern scheinen einem zu folgen, als man das Zimmer wieder verlassen will. Wir tun es als "Einbildung" ab. Auch für die plötzliche Farbtiefe der Iriden haben wir ganz natürliche Gründe, wie zum Beispiel den Winkel des einfallenden Lichtes. So sehr das Kind auch quengelt und uns sagt, "ihr" würde das nicht gefallen, wir bleiben eine Weile hart.
Erst nachdem sich alle beruhigt haben, geht man wieder ins Zimmer, um sie zu holen. Unser Blick fällt auf die Puppe, die uns nicht ansieht, sondern in Richtung Fenster, durch das die Sonnenstrahlen hereinfallen. Es irritiert uns, da es sich vorher so angefühlt hatte, die Puppe würde uns beim gehen beobachten. Natürlich wird die Puppe sofort vom Regal genommen und inspiziert. Kurz schwebt der Gedanke, sie habe sich bewegt, durch unser Bewusstsein, wird aber sofort von der kalten Logik in unserem Hirn zertrümmert. Das Spielzeug ist von der Sonne auf Körpertemperatur gewärmt worden, sicher hat das etwas mit ihrer Postion zu tun gehabt, meldet unser Verstand. Diese offensichtlichen Gründe lassen uns in dem Gauben, alles sei in Ordnung. Mit einem Schulterzucken - schließlich ist es nur ein Stück Porzellan mit Stoff - tun wir alle Merkwürdigkeiten ab, obwohl auch in unserem Inneren die Faszination langsam dem Unbehagen weicht.
Abends liegen wir dann im Bett und denken über den Tag nach. Legenden kommen uns in den Sinn: Puppen die Haar von Toten Menschen trugen, die eine eigene Seele besaßen oder gar die von Kindern fraßen. Wir sind beunruhigt, doch legt sich das schnell, schließlich gibt es nichts Übernatürliches - Das suggeriert die Wissenschaft mit beeindruckender Härte und alle die nicht daran glauben wollten, galten als verrückt.
Dennoch...
Auch wenn wir der festen Überzeugung sind, es ist quatsch, schließen wir die Augen fest und schauen entgegen dem Drang, nicht zum Spalt der angelehnten Tür, obwohl wir uns durch kleine starre Augen beobachtet fühlen.
Was wir nicht sehen, ist nicht existent - so lehrt es die Gesellschaft.
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Welche Erfahrungen habt ihr mit diesen einzigartigen Objekten gehabt? Alles Unsinn, oder mehr Schein als Sein?
Meine Inspiration:Annabell the doll
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Die Puppe
TerrorPuppen - Sie faszinieren und ängstigen zugleich. Oft stellen wir uns die Frage: Was wäre wenn? Vollkommen lächerlich, zumindest für einen erwachsenen Menschen. Trotzdem ranken sich zahllose Mythen um eben jene Abbilder unseres Selbst.