Hey, ich bin Ever, 15 Jahre alt, wurde am 30.05.2000 geboren, dachte ich. Bis genau heute vor zwei Wochen, als mein Tag eigentlich ganz 'normal' begonnen hat.
FALSCH GEDACHT.***
*Ring* *Ring*
Fuck!
Ich schaute auf meinen Wecker.
„Du musst aufstehen, Schätzchen!", rief Dad, als er hektisch an meinem Zimmer vorbei rannte. „Bin doch schon wach..." Also hatte ich keine Wahl und kletterte aus meinem Bett. Ich ging ins Bad, putzte Zähne, kämmte meine Haare und schminkte mich. Pink oder bordeaux? Oder gar kein Lippenstift? Doch! Dachte ich noch etwas verschlafen, nahm den Lippenstift (bordeaux) und trug ihn auf. Lidschatten? Ne, oder?! „Riley! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du deine Freunde oder wen auch immer du anschleppst in dein Bad schicken sollst, nicht in meins!" „Sorry Everchan!" „Und hör auf mich so zu nennen! Ich bin schon ewig aus meiner Japan-Phase raus!" „Hört auf such zu streiten!", hörte ich meinen Vater von sehr weit weg rufen „wenn ich noch ein Wort höre bekommt derjenige Küchendienst und Olga bekommt frei!" Und schon war es still im Haus. Ich ging wieder zurück in mein Bad und schminkte mich fertig. Das Frühstück musste heute dann halt ausfallen. „Olgita, hast du meine schwarze Hose von ONLY gesehen?" „Ich habe in Wäsche getan, hatte Dreck!" hörte ich Olga aus ihrem Zimmer Antworten.
Ach stimmt ja...ich bin mal wieder umgekippt...
***Da sich mein Bus um eine fucking halbe Stunde verspätet hatte, kam ich 15 min zu spät zum Unterricht. Als ich an unser Klassenzimmer klopfte machte Frau Strengle die Tür auf. Scheiße falsche Tür.
„Sorry!", sagte ich und lief ins nächste Gebäude, da ich sonst keine Ahnung hatte wo ich suchen sollte, doch die Strengle hielt mich gekonnt davon ab. Sie schob ihren rundlichen Körper durch die Tür und holte mich erstaunlich schnell für ihre Figur ein. „Nicht so schnell, junge Dame! Die neue Schulregel, schon vergessen?", fragte sie seufzend. Als ich nur mit unschuldigem Gesicht die Arme hob fing sie an mir zu erklären was ich laut ihr nicht in meinen Kopf bekommen habe, da, ich zitiere: mein blonder Haarwasserfall und meine blauen Augen kein noch so interessantes Wort der neuen Schulregeln in meinem Gehirn ankommen lassen haben, was ja typisch für Blondinen ist.
Hat sie noch alle?!
Was ich heute schon alles falsch gemacht habe:
- bauchfreies, schulterfreies T-Shirt
- Löcher in der Hose
- zu spät ohne mich im Sekretariat zu melden
Okay, ja, das hat aber alles einen Grund, z.B. hat es heute 27°C und bei der Hose hatte ich keine Wahl mehr, da ich meine Anderen zwei schon zerstört hatte und mit arschfreier hotpants wollte ich jetzt auch nicht kommen, für den Bus kann ich nichts und das Sekretariat hatte noch geschlossen (hoffte ich mal), daher hatte ich relativ gut begründete Gründe für meine Missachtungen...
Frau Strengle schickte mich trotzdem zum Direktor. Soll sie doch...Ist das dem sein Scheiß Ernst? Weil ich drei Punkte missachtet habe muss ich jetzt nach Hause?! Und Nachsitzen?
„Entschuldigung Ever... Baker? Aber das sind die Richtlinien."
Als ich die Türe hinter mir schloss, hörte ich ein Auflachen und ein gemurmeltes „Hach,...ich liebe die Neuen Regeln!"
So ein Arsch!***
Als ich gerade vor dem Haus unserer Nachbarn stand und mich schon freute in unserem Haus 'Hey, ich wurde heim geschickt! Wo bist du?' zu schreien wollte sah ich einen fremden schwarzer Lieferwagen vor unserem Haus stehen, und so seltsam das jetzt klingen mag, aber irgendwie dachte ich mir da schon das etwas nicht stimmte aber als kurz darauf zwei Männer in schwarzer Kleidung aus dem Haus kamen wurde ich erst recht misstrauisch. Es kam zwar öfter vor das Fremde Menschen bei uns im Haus sind, da mein Vater in irgendwelche Geschäfte verwickelt ist, aber dafür habe ich mich nie interessiert. Ich wollte sichergehen und wartete deshalb bis sie verschwunden waren.
Als ich dann unsere große Eichenholztüre öffnete schien alles normal zu sein, also rief ich „Dad?", aber er antwortete nicht. Vielleicht hat er mich einfach nur nicht gehört...
Also rief ich nochmal deutlich lauter „Dad?". Ich wartete doch er antwortete mir immer noch nicht. Langsam wurde ich panisch, „Dad?!...Dad!...Dad?"
„E...Ever...", hörte ich dann eine schwache Stimme aus der Küche leise rufen. „Olga?!", schrie ich verzweifelt und rannte in die Küche. Tatsächlich lag Olga auf dem Boden in der Küche. Anfangs verstand ich gar nichts, doch als sie mit ihrem spanischen Akzent „Ever...passen auf...Männer...Sachen schwarz...
Schießen...", im Verlauf dieses Satzes wurde ihre Stimme immer leiser und leiser. Erst da sah ich die roten Kreise die sich auf ihrer weißen Bluse langsam ausbreiteten und da nahm ich ihren Kopf und bettete ihn in meinen Schoß.
OMG was mach ich jetzt? Wo ist Dad?
„Brief...Fach in Wand...", flüsterte sie und schaute mich fordernd an. „Ein Brief im Wandfach?" fragte ich mit Tränen in den Augen, die sich langsam den Weg durch mein Gesicht bahnten. Sie lächelte nur noch einmal leicht und ein stummes „Ja..." flüsterte sie. Dann fingen ihre Lider an zu flattern, bis sie sich dann endgültig schlossen. Ich fing an zu heulen und zu schreien, bettete ihren Kopf auf ein Kissen und lief durch das Haus um meinen Vater zu suchen. Als ich in unserer Bibliothek ankam sah ich ihn liegen. Alles war voller Blut. Er hat nur einen Schuss abbekommen, aber dieser hat ihn scheinbar direkt ums Leben gebracht. Ich sah ihn da liegen und hob seinen Leichnam so gut ich konnte auf das Sofa in der Bibliothek. Erst da viel mir ein, dass ich die Polizei rufen sollte...***
„Hey!", hörte ich wie durch eine dicke Watteschicht in meinem ertönen. Langsam klärte sich mein Blick und ich sah zu einem nett aussehenden Polizisten auf. „Ist alles Okay bei dir?" Ich starrte ihn nur an, unfähig was zu sagen. Ist das gerade tatsächlich passiert? Ist mein Vater tot? Ist Olga tot? Wurden sie ermordet? Wer tut nur sowas?
„Ein Junge? So 17, 18 Jahre alt?", hörte ich den netten Polizisten sagen. Dann drehte er sich zu mir um und sein Blick war irgendwie aufgewühlt, auch wenn er versuchte gefasst zu wirken. „Hast du einen Bruder?", fragte er mich langsam und deutlich. „Ja...", flüsterte ich.
Riley? Warum sollte der Polizist nach ihm fragen?... Fuck...
Mir gefrohr das Blut in den Adern als ich begann mich zu erinnern, dass er irgendwas von 'erst zur vierten Stunde' murmelte.
War er auch erschossen worden? Das durfte nicht sein! Das konnte nicht sein! Scheiße!
Ich rannte gedankenlos zu dem Wandschrank, öffnete ihn obwohl Dad mir das immer strengstens verboten hatte und fand einen weißen Umschlag.***
Hallo Ever,
also zu allererst mal, wollte ich dir sagen das es mir Leid tut, aber ich habe es einfach nicht über mein Herz gebracht es dir zu sagen. Wenn du diesen Brief liest bin ich wahrscheinlich tot, aber mach dir keine Sorgen. Anstatt über mich geht es in diesem Brief um dich...
Ich versuche hier dein Leben zusammen zu fassen.
Ich war unterwegs auf der Schnellstraße und hatte schon lange nichts mehr gegessen. Ich hielt also an und nahm mir meinen Kaffee und ein paar Brötchen mit, die ich im Kofferraum verstaut hatte und setzte mich an eine Rastbank. Erst da viel mir die Babyschale mit dir darin auf, die direkt neben mir stand und weil mein Auto das einzigsze auf dem Parkplatz war und auch sonst keine Leute zu sehen waren, rief ich die Polizei. Deine Eltern wurden nie gefunden. Ich habe von Anfang an angeboten dich in meiner Familie mit aufzunehmen, meine Frau starb bei Rileys Geburt. Sie hatten nichts dagegen, da du sonst ins Waisenhaus hättest müssen und so nahm ich dich dann bei mir auf. Ich hoffe dir geht es soweit gut und bitte HASSE mich nicht dafür, dass ich es dir nicht selbst gesagt habe.
Ich habe David, also meinen Bruder gebeten dich und Riley aufzunehmen, sollte mir etwas zu stoßen. Du kannst also bei ihm wohnen. Wenn du das nicht möchtest kannst du auch im Waisenhaus wohnen, aber ich bitte dich mit Riley zu David zu ziehen.
Ich werde dich vermissen,
dein Dad
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Bad Girl, so what?
Teen FictionDie 15 Jährige Ever wurde ausgesetzt wie ein unerwünschtes Haustier, an einem Parkplatz neben einer Schnellstraße. Allerdings weiß sie das erst seit zwei Wochen, denn da starb der Mann von dem sie dachte, er wäre ihr Vater. Sie hatte daraufhin die...