Kapitel 01

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Cassie:

,,Ich bin weg Theo", rief ich während ich meine Schuhe anzog.

,,Wann wird mein Schwesterherz mir endlich verraten, wo sie arbeiten wird?", rief er als Antwort und ich konnte schon förmlich sein Schmollen heraushören.

Schuldbewusst sah ich nur weg. Es tut so weh ihn anzulügen, aber er würde die Wahrheit nicht akzeptieren. Also setzte ich ein gekonntes Lächeln auf und ging ein letztes Mal zu ihm.

,,Wenn es fest steht, ob ich eingestellt werde.."

Er verdrehte grinsend die Augen, doch lächelte mich dann warmherzig an.

,,Viel Spaß, Cassie!"

-

Ich wusste genau, welchen Weg ich nehmen musste. Niemand kennt die Straßen New Yorks so gut wie ich, da ich schließlich jahrelang hier verzweifelt nach einem ruhigen Ort zum Schlafen gesucht hatte.

New York ist aber nicht ruhig, nie und nirgendwo. Hier bist du nicht geschützt.

Entweder du schützt dich selbst oder du bist verloren.

Es war schon beinahe unmöglich durch eine so große Menschenmasse zu kommen. Alle waren viel zu beschäftigt, um an andere denken zu können und einen Schritt zur Seite zu gehen.

Menschen nenne ich sie nicht, eher lebende Maschinen.

Am Straßenrand erkannte ich alte Freunde sitzen. Sie sahen mich wie immer erwartungsvoll an, doch ich konnte kaum mich selbst versorgen mit dem Geld, welches ich habe. Entschuldigend sah ich sie nur an und fuhr weiter.

Mein Weg führte in keine Straße, sondern in einem eher abgelegenen Wald. Theo und ich kannten jeden Wald in der Umgebung, da Wälder doch sicherer waren als die Straßen New Yorks.

Auch dieser Wald war mir bekannt, doch er gehörte nicht zu meinen Favoriten. Zu viele Gerüchte gingen herum, weswegen wir uns immer von diesem Wald ferngehalten hatten.

Erschöpft bremste ich. Die Schweißtropfen rannten mir förmlich hinunter und tropften auf meine Oberschenkel.

Unser Fahrrad war das einzige Transportmittel, welches uns seit Jahren zu Verfügung stand. Geld für ein anderes Fahrzeug hatten wir nicht.

Ich atmete erschöpft aus, nur um dann noch schneller weiterzufahren.

Es fühlte sich wie nicht endende Stunden an, in den ich jetzt schon durch diesen Wald fuhr und die einzige Motivation, die mich weiterfuhren ließ, war, dass ich bald da sei.

Ich achtete jedoch nicht auf die Zeit. Meine Gedanken beschäftigten sich viel zu sehr mit McAllen.

Ich war neugierig. Wie würde er wohl reagieren, wenn er mich sieht. Angst vor ihm selbst hatte ich nicht. Viel mehr hatte ich Angst vor seiner Zurückweisung. Ich brauche das Geld und er hat eindeutig viel davon.

Theo war nicht mehr fähig dazu die Miete zu bezahlen und uns genug Nahrung zu kaufen, weswegen ich mich nun darum kümmern muss.

Warum sollte er mich nicht für ihn arbeiten lassen? Nichts kann ich besser als das. Ich habe genug Erfahrung damit. Außerdem hätte er doch keinen Grund dazu, nein zu sagen. Innerlich hoffte ich, dass Gott mein Betteln hörte.

Wir würden untergehen ohne das Geld. Wir würden wieder auf der Straße landen und Theo würde es nicht überleben. Ohne Theo würde ich nicht am Leben bleiben.

Schnell schüttelte ich die Gedanken aus meinem Kopf. McAllen wird mich einstellen müssen. Ich werde nicht aufgeben, für Theo.

Staunend hielt ich an. Vor mir befand sich eine große, schimmernde Hütte. Auch wenn es ziemlich alt aussah, hatte es etwas Schickes und Luxoriöses an sich.

Obwohl die unendlich langen Bäume hier alles in Schatten und Dunkelheit setzten, leuchtete das Holz der wunderschönen Hütte mir entgegen.

Oh ja, er hat verdammt viel Geld.

Ich stellte mein Fahrrad an einem Baum ab und lief mit langsamen, aber großen Schritten zur goldbraunen Haustür. Selbst die Haustür faszinierte mich mit ihren Mustern so sehr, sodass ich völlig vergaß zu klingeln.

Verdammt, ich war nicht hier um sein Haus zu bestaunen.

Ich atmete laut aus und sah, wie meine Hand sich der Türklingel näherte und anschließend einmal lange draufdrückte. Ich wusste nicht, wer mir die Tür öffnen würde oder ob überhaupt jemand zu Hause war.

Ich wusste auch nicht, wie McAllen aussah oder ob ich einfach das Gefühl bekommen würde, wenn ich ihn sehe.

Noch weniger wusste er über mich Bescheid und vielleicht war ich deswegen so gespannt auf seine Reaktion mich zu sehen, da ich nicht weiß, wie er mit unangekündigtem Besuch umgeht.

Außerdem weiß ich auch nicht, wie er damit umgehen wird, dass ich ihn gefunden habe.

Ich finde aber alles und jeden, was er aber noch selbst sehr oft herausfinden wird.

Meine Nervosität stieg und es fühlte sich schon fast wie eine halbe Ewigkeit an, in der ich wartete, dass jemand endlich doch die Tür öffnen würde.

Erleichtert atmete ich aus, als ich meinte, Schritte gehört zu haben. Kurz blieb es erneut ruhig, bis sich die Tür öffnete. Ich hob meinen Kopf und sah in das Gesicht eines breit gebauten Mannes.

Seine dunkelblonden Haare passten zu seinen hellbraunen Augen, die in dem Moment nur Verwirrung ausstrahlten.

Ich biss mir kurz auf die Zunge, um wieder zu mir zu kommen.

Ich glaubte nicht, dass er Jayden McAllen war, eher ein Freund oder ähnliches, denn dieses bestimmte Gefühl, welches ich denke zu bekommen, wenn ich ihn sehe, hatte ich nicht.

,,Ich will mit McAllen reden", unterbrach ich somit die Stille und verschränkte meine Arme, während ich ihn erwartungsvoll ansah.

Er schien noch verwirrter zu werden und kratzte sich am Hinterkopf.

,,Und du bist.. ?", fragte er zögernd.

,,Cassandra Hardin. Kann ich nun zu ihm?" antwortete ich nun leicht gereizt.

Ich wollte endlich McAllens Antwort auf meine Frage hören.

Er schmunzelte.
,,Was lässt dich denken, dass ich nicht Jayden bin?"

Ich zuckte meine Schultern und sah ihn nun genervt an. ,,Ich habe so ein Gefühl"

Er seufzte und murmelte ein ,,Das klappt auch nie" zu sich selbst bis er mich wieder ansah.

,,Arme hoch!", befahl er plötzlich und ich sah ihn fragend an.

,,Ich muss nachsehen, ob du auch wirklich ein braves Mädchen bist und nichts Gefährliches bei dir hast, bevor ich dich zu Jayden lassen kann. Ich hoffe mal für dich, dass es sehr wichtig ist.", antwortete er somit meine unausgesprochene Frage lachend, während er in jeder Tasche nach einer Waffe nachsah. Als er nichts fand, lächelte er mich an und führte mich hinein.

Meine Augen huschten in schneller Geschwindigkeit über alle Möbeln und Wände, die ich leider nur zu kurz betrachten konnte, doch ich nahm mir vor, alles noch einmal später zu betrachten.

Dicht hinter dem Blonden lief ich, bis er an einer noch so schönen Tür klopfte und ich daraufhin ein Brummen wahrnahm. Er nickte mir zu und führte mich in den großen Raum, wo sich auch McAllen befand.

Und dieses Mal bekam ich das Gefühl, dass vor mir nun McAllen saß.

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Hey, ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel❤ Wie findet ihr den Anfang und habt ihr Verbesserungsvorschläge? :) Morgen kommt auf jeden Fall das nächste Kapitel :) Und sonst viel Spaß noch!

Remember the PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt