"Höher, spring höher, du schaffst das!", feuerte ich meine beste Freundin Clara an, die wahrscheinlich mit Abstand am höchsten bei Wettkämpfen gesprungen wäre, wenn sie an welchen teilnehmen würde. "Ich kann nicht mehr", sie stöhnte auf und ließ den Kopf nach hinten hängen. "Meine Füße, mein Rücken, meine Beine, einfach alles tut mir weh", begann sie sich zu beklagen, als wäre ich daran schuld, dass ihr Talent nun mal das Springen und nicht das Sitzen war und sie es eigentlich auch immer gerne mit Leidenschaft und Freude machte. "Das stimmt gar nicht, du willst dich doch nur drücken", zog ich sie grinsend auf. "Gar nicht wahr", quengelte sie wie ein kleines Kind, "Ich bin einfach nur müde". "Bist du auch noch müde, wenn ich dir sage das Luke gerade zu uns herüberschaut?", fragte ich grinsend. Ich hatte mein Ziel erreicht, sofort sprang sie auf und nahm neuen Anlauf zu einem Sprung, der sie wahrscheinlich über eineinhalb Meter in die Höhe fliegen ließ. Dabei sah sie sich suchend nach Luke um, den sie natürlich nicht finden würde, ich hatte ihn nur ein weiteres Mal als Motivationsantrieb genutzt, sonst würde Clara ja nie zu was kommen. Ich konnte gut verstehen, dass sie kaputt und müde war. Jedoch mussten wir eine bestimmte Zeit Sport pro Tag machen und ich hätte meine Demotivation nie so offen gezeigt, wenn die Trainer, wie jetzt gerade, im Raum waren. Gerade stand ich auf einem Laufband und strampelte mir seit zwei Stunden die Beine ab, nebenbei noch Clara zu motivieren war echt nicht ganz so leicht. Zumal ich noch ein wenig Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen für meine Prüfung morgen aufbewahren musste. Sonst durfte ich das gesamte Paket nochmal machen und das war alles andere als leichte gewesen. Ich ging auf eine ganz besondere Art von Schule. Wir wurden nicht in Semestern oder Halbjahren unterrichtet, sondern in Paketen. Ich glaube es gab noch nicht einmal einen großen Unterschied, aber davon hatte ich keine Ahnung. Ich war noch nie auf, geschweige denn in, einer normalen Schule gewesen. Man hatte uns erzählt, wie es dort zuging. Dort sind Klassen und alle im selben Alter müssen die selben Sachen machen. Es gibt Pausen und Examen. Am Ende des Jahres kommt man eine Klasse höher und irgendwann hat man etwas, das sie Abitur nennen, und damit lassen sie dich dann in die Welt hinaus. So etwas war für mich fremd. Klar, wir hatten auch Prüfungen, doch wir hatten keine Klassen. Bei uns kam man in verschiedenen Altern hierher. Ein paar, hat man uns erzählt, seien auch schon hier geboren. Ich kam mit sechs Jahren hier her. An meine Eltern erinnerte ich mich nicht mehr. Ich wusste nicht wieso. Ich musste das erste Paket zusammen mit Clara, einem vierzehnjährigen Jungen und einem fünfjährigem Mädchen machen, das war unsere Gruppe. Die ersten Pakete seien so ähnlich wie in der Schule, hatte man uns gesagt. Im Ersten haben wir gelernt richtig und fehlerfrei zu schreiben, wer das innerhalb eines halben Jahres nicht konnte, musste das Paket wiederholen, die anderen machten weiter. Nach dem Schreiben kam Rechnen, hierfür hatten wir nur noch ein Vierteljahr Zeit. Das nächste Vierteljahr verbrachten wir dann mit Singen. Das halbe Jahr danach mit Englisch und so ging es immer weiter. Ich hatte noch Unterricht in Französisch, Spanisch, Geschichte, Wirtschaftswissenschaften, Politik, Theater, Sport, Zeichnen und Instrumental-kunde, wobei die Sprachen jeweils ein halbes Jahr unterrichtet wurden und die anderen Pakete nur vierteljährig. Mit vierzehn ein halb hatte ich die Grundausbildung beendet. Nun kamen die anspruchsvolleren Sachen. Ich hatte ein halbes Jahr Waffenkunde und in einem Jahr hatte ich gelernt mit Schwert, Säbel, Florett und Degen, als auch mit einer Pistole und mit Granaten umzugehen. Da ich noch zu jung für die Endprüfung war, musste ich bis jetzt noch einmal alle Fächer im Schnelldurchlauf wiederholen und jeden Tag fünf Stunden Sport treiben, da ich mit sechzehn die Endprüfung machen sollte, so etwas wie ein Examen. Danach käme ich in einen anderen Unterricht, der speziell auf meine Talente ausgerichtet wäre. Wozu das alles hier gut war, wusste ich jedoch nicht, dass wusste niemand hier, aber wir machten es, da wir es mussten. Weigerten wir uns, verschwinden wir, wohin auch immer, ein Paar sind schon verschwunden, wir haben sie nie wieder gesehen. Sie haben mal erwähnt, wir würden nach Beendigung unserer Ausbildung in die Welt raus geschickt werden, um da etwas für sie zu erledigen.
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Secret Lights
Action"Denkst du das wir das schaffen?", fragend sah Clara mich an. "Was ich denke ist unerheblich", fest schaute ich ihr in die Augen, "Wenn wir es nicht schaffen, sind wir tot". Eine geheime Organisation, eine Abschlussprüfung und die Gefahr, das erste...