Liebes Tagebuch

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Elenas POV   ( point of view)

Liebes Tagebuch, es kommt mir immer noch vor als wäre es gestern gewesen.Der Autounfall, Der Tod meiner Eltern, beinahe auch meiner. Wie sie vor meinen Augen gestorben sind. Die Bilder flackern immer wieder in meinem Kopf auf. Wie ich hilflos dort sitze und ihnen nur dabei zusehen kann wie sie sterben, ohne etwas zu machen. Ich möchte sie nicht so in Erinnerung behalten, aber auch diese, schmerzhafteste Erinnerung holt mich immer wieder ein.Und der Teil meines Herzens, den meine Eltern eingenommen haben- es ist als hätten sie ihn rausgerissen und mitgenommen und ein Stück würde fehlen, und es tut immer noch verdammt weh. Ich glaube, das wird fürimmer so bleiben und nie aufhören. Man sagt, Zeit heilt die Wunden, aber ich glaube, man gewöhnt sich nur an den Schmerz. Und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ehrlich geantwortet habe, als ich gefragt wurde, wie es mir geht. Ich habe immer nur ,, Gut, danke " geantwortet, und es nie so gemeint. Und ich weiß nicht, ob man es gemerkt hat, dass es nicht so ist, aber fast jedes Mal werde ich dann mitleidig angeguckt, meistens bestimmt nur aus Höflichkeit, denn weiter wird eh nie nachgefragt. Wenn die Leute dich fragen, wie es dir geht, wollen sie es doch eigentlich nicht wirklich wissen. Aber ich will auch kein Mitleid. Das bin ich leid. Ich will einfach kein Mitleid mehr , ich bin es satt so angeguckt zu werden wie eine Porzellanvase, die jeden Moment zerbricht. Und ich will mich selbst auch nicht mehr bemitleiden. Ich möchte das nächste Mal, wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, das ,,Gut" von ganzem Herzen ehrlich meinen. Ich muss weitermachen und anfangen wieder zu leben. Ich muss anfangen damit abzuschließen und zu akzeptieren, dass dieser Teil fürimmer weg sein wird. Und genau das werde ich jetzt probieren.


Ich klappe mein mittlerweile älteres, relativ volles Tagebuch mit dem Ledereinband zusammen, ohne vorher zu vergessen, den ausgefransten Faden, der als Lesezeichen dient, in die Seite zu legen, an der ich stehengeblieben bin. Ja,ich schreibe Tagebuch.Es hilft mir, meine Gefühle auszudrücken und damit klarzukommen, wenn es niemanden gibt, den ich damit belasten will, denn in der Zeit nach dem Tod meiner Eltern habe ich mich sehr zurückgezogen.

Ich stehe auf und mache mich fertig für meinen ersten Tag in der High School nach den Sommerferien. Ich gucke in den Spiegel in der Mitte meines pastell/ beigefarbenen Zimmers und bürste mir meine langen, schokobraunen Haare, die ich mir immer glätte.Lächelnd betrachte ich eines der Fotos, die an meinem Spiegel aufgehangen sind. Darauf bin ich mit meinem roten Cheerleaderoutfit mit weißer Schrift und passenden, bordeauxroten Pompons zu sehen.Meine langen Haare sind zu einem Pferdeschwanz gebunden, an dem eine rote Schleife befestigt ist .Ich streiche immer noch lächelnd über das Foto. Cheerleading hatte mir immer Spaß gemacht, und auf dem Foto war ich unglaublich glücklich.Doch nach dem Tod meiner Eltern hatte ich es aufgehört. Vielleicht sollte ich damit wieder anfangen.

,,Elena! Kommst du ?" die Stimme meiner Tante Jenna unterbricht mich. Nach dem Tod meiner Eltern ist sie bei uns eingezogen und kümmert sich jetzt um mich und meinen Bruder, Jeremy. Er ist zwei Jahre jünger als ich und hat die selben braunen Augen und Haare wie ich. Ich antworte kurz und gehe die dunkelbraune Holztreppe unseres Hauses herunter. Dort steht auch mein Bruder und grinst mich erwartungsvoll an. Ich grinse zurück. Egal was passiert, wir halten immer zusammen und er ist mit sehr wichtig. Zusammen gehen wir zum Auto und fahren los.

***

Nachdem Jenna uns an der Schule abgesetzt hat, laufe ich, meine braune Umhängetasche über der Schulter, auf die ,,Covington High School" zu. Covington ist die Stadt, in der ich wohne, sie wurde früher ,,Mystic Falls" genannt. Als ich meine beste Freundin Bonnie sehe,dreht sie sich auch zu mir um. Ich sehe  kurz etwas in ihren Augen aufblitzen. Es ist wahrscheinlich Mitleid und sie weiß nicht wie sie mich behandeln soll, nach allem was passiert ist. Doch schnell lächele ich sie an und möchte ihr zeigen, dass alles okay ist und es funktioniert, denn sie kommt strahlend auf mich zugerannt um mich in eine liebevolle, halb erdrückende ,,Beste Freundin"-Umarmung zu ziehen.

,, Ich hab dich so vermisst" murmelt sie während sie mich immer noch nicht losgelassen hat. ,, Ich dich auch. Aber jetzt bin ich wieder hundertprozentig die alte Elena. Es geht mir gut, wirklich." Sie lässt mich los und guckt mich zuerst prüfend, jedoch dann liebevoll und glücklich an und verzieht ihr Gesicht wieder zu einem ehrlichen Lächeln. Es ist nicht dieses ,, Du tust mir ja so leid"- Lächeln sondern ein warmes ,, Ich bin so froh dich zu haben" lächeln. Dann sehe ich auch Caroline, eine gute Freundin und umarme sie ebenfalls. Als ich meinen ehemals besten Freund Matt erblicke, bekomme ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Er war seit ich denken kann mein bester Freund, doch dann hatte er mehr Gefühle als Freundschaft für mich, die ich in meiner zurückgezogenen Phase nicht erwidern konnte und ihn eher wie einen besten Sandkastenfreund liebe. Seitdem ist alles komisch zwischen uns, doch ich vermisse ihn und auch er guckt mich wehmütig an.

Es ist aber besser, wenn wir erstmal Abstand halten, wenn ich seine Gefühle nicht erwidern kann, denn ich will ihn nicht weiter verletzen. Schließlich klingelt es auch schon und ich will nur noch kurz zu meinem Spind gehen, aus dem mir beim Öffnen Bücher entgegenfliegen und polternd auf dem Boden landen. Als ich mich bücke um sie aufzuheben, stoße ich gegen etwas hartes, was sich eher als jemand herausstellt. Ich drehe mich um und versinke in den tiefen, braunen Augen eines fremden Gesichtes...

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