Kapitel 17

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Jessi's Sicht:

Nach dem Telefonat legte ich mich auch schlafen...Naja zumindest legte ich mich ins Bett, schlafen konnte ich nicht.
Auch wenn ich gerne würde. Denn morgen musste ich schon um halb sieben raus.

Meinen Kopf interessierte das allerdings reichlich wenig, der dachte nämlich immer noch munter weiter.

Es half nur eins, ich musste mich irgendwie ablenken.... Nur mit was? Ah ich hab's... Carola bekommt ein Kind ...Schon ihr zweites vielleicht wird es ja diesmal ein Junge. Valentin und sie wollten nämlich immer einen Jungen und ein Mädchen... Ich freue mich so für die beiden. Immerhin gibt es ein glückliches Paar in meinem Freundeskreis. Alle meine Mädels waren Singel... okay Meli hatte eigentlich einen Freund.... Aber die beiden sind nur am zoffen und er ist beruflich auch ständig unterwegs, mit der Treue scheint er es auch nicht so zu haben... Warum sind die beiden überhaupt zusammen?

So grübelte ich mich langsam in den Schlaf.

Am nächsten Morgen:

Hendrik's Sicht:

Ein nervtötendes Geräusch riss mich aus meinem Schlaf.

Murrend drehte ich mich zu meinem Handy, um den Wecker auszuschalten.

Normalerweise bin ich kein Morgenmuffel, aber ich habe letzte Nacht definitiv zu wenig geschlafen. Die Sache mit Jessi ließ mir einfach keine Ruhe, aber fast noch schlimmer war das was Nina mir gestern erzählt hatte. Ich hoffte so sehr dass sie mir glaubt. Was fällt Anne überhaupt ein, solche Sachen über mich zu erzählen. Vor allem weil sie weiß das es nicht stimmt.
Will sie mich vor unserer Tochter schlecht machen oder was? Naja ich hoffe Nina glaubt mir jetzt. Eigentlich wollten Jessi und ich dass ja für uns behalten bzw einfach vergessen. Aber es geht nicht. Ich muss ständig an den Kuss denken. Wieso hab ich das überhaupt gemacht? Wieso hab ich mich hinreißen lassen? Und wieso hatte mir das so gut gefallen... Wie soll ich denn nachher mit ihr umgehen?

Oh... Ich sollte mich vielleicht fertig machen...
Und jetzt reiß dich zusammen Hendrik! Du hast selbst gesagt das es nichts verändert. Dann benimm dich auch so! Immerhin bist du ein erwachsener Mann!

Ich sprang schnell unter die Dusche, machte mich fertig, schnappte mir meinen Termobecher und mein Fahrrad und fuhr los. Nina musste erst später zur Arbeit deshalb konnte ich mal mit dem Fahrrad fahren.

Irgendwie fuhr sie lieber mit dem Auto. Naja muss ja auch nicht jeder mögen. Nachdem ich noch schnell in meinem Lieblingscafé war um mir meinen Kaffeebecher auffüllen zu lassen, trat ich etwas schneller in die Pedale weil ich ein bisschen spät dran war.

Als ich am Set ankam lief mir natürlich als erstes meine Lieblingskollegin über den Weg, mit der ich noch gestern knutschend im Wohnwagen gesessen bzw gekniet habe.

'Lass dir einfach nichts anmerken Hendrik. Verhalte dich wie immer.', sagte ich mir selbst und ging dann auch schon zu ihr und umarmte sie.

Wie immer eben. Nur das ich sie ein klein wenig länger umarmte.

"Hi.", flüsterte ich ihr ins Ohr.

"Hey.", flüsterte sie zurück.

"Kuscheln könnt ihr später, jetzt wird erstmal gearbeitet! Wir haben heute viel vor!", ließ uns die tiefe Stimme des Regisseurs zusammen zucken.

Schnell beendeten wir die Umarmung, und irgendwie war ich froh heute viel arbeiten zu müssen. Dann hatte ich wenigstens keine Zeit mir über gewisse andere Dinge den Kopf zu zerbrechen. Ich musste in die Maske, weshalb ich mein Fahrrad, was ich die ganze Zeit mit einer Hand fest gehalten hatte, an einem Fahrradständer anschloss und in Richtung Umkleidekabine verschwand. Auf dem Weg dorthin begegnete ich Nadine. Ich hatte im Gefühl dass sie das vorhin mitbekommen hatte. Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und begrüßte sie mit einem fröhlichen: "Morgen!"

"Morgen.", erwiderte sie nicht ganz so enthusiastisch wie ich und bestätigte mir damit meinen Verdacht.

Ich mag Nadine. Wir verstehen uns gut und sie passt perfekt in unseren durchgedrehten Haufen hier, sie ist eigentlich immer gut drauf und hat immer einen guten Spruch auf Lager. Aber wenn sie etwas herausfinden will, findet sie das auch heraus. Sie ist dann wie ein Drogenspürhund auf einer Hanfplantage.
Für sowas hatte sie ein schon fast beängstigendes Talent und ich wusste wenn sie misstrauisch werden würde, würde sie es aus mir oder Jessi herauspressen wie aus einer Zitrone.

Sie würde es zwar niemandem weitererzählen, aber Jessi und ich würden ständig unter Beobachtung stehen. Das musste ich irgendwie verhindern. Am Ende hält Jessi sich noch von mir fern... Ne, ne, ne...

Nadine's Sicht:

Da läuft doch was! Schon vor Wochen, wo sie sich so merkwürdig verhalten haben, und jetzt das.
Stimmt... Eigentlich wollte ich Hendrik ja mal genauer auf den Zahn fühlen, aber ich habe gar nicht mehr daran gedacht. Aber jetzt! Ich behalte die beiden im Auge. Falls da was läuft will ich schließlich Bescheid wissen. Ich habe ja mittlerweile auch mitbekommen das Hendrik und seine Frau sich scheiden lassen. Tut mir auch echt leid für ihn. Aber was ist, wenn Jessi der Grund für die Trennung ist? Andererseits, die beiden würden uns doch Bescheid sagen wenn sie ein Paar wären. Außer sie haben Angst das jemand damit ab die Presse geht und....

Naja, rein theoretisch könnte ich noch stundenlang weiter grübeln, oder ich gehe jetzt auch langsam an die Arbeit, weil ich schon spät dran bin und behalte die beiden einfach im Auge.

Muss ich sowieso. Steht ja so im Drehbuch... Hach... Ich liebe diese Rolle! Barbara ist mir ähnlicher als man meinen sollte...

Normale Sicht:

Jessi und Hendrik versuchten sich die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. Das Ganze ging so weit bis Jessi in der Pause sogar sagte, sie müsse noch etwas erledigen und würde deshalb in ihrem Wohnwagen essen.

Hendrik überlegte ob er ihr hinterher gehen sollte und entschloss sich schließlich dafür. Nadine hin oder her, er musste mit ihr reden.

Mit einem knappen: "Bin gleich wieder da.", lief er ihr nach.

Kurz darauf klopfte er vorsichtig an ihre Tür.

"Jessi, ich bin's. Kann ich rein kommen?", fragte er mit ruhiger Stimme.

"Ja", hörte er von innen und öffnete die Tür.

Er betrat den Wohnwagen und sah Jessi auf der kleinen Eckbank über einem Textbuch.

"Hey, wie geht's?", fragte er während er sich neben sie setzte

"Alles bestens...", sie sah weiter stur auf ihr Textbuch.

" Jessi?", er nahm ihr das Buch weg.

"Was denn?", jetzt schaute sie ihn doch an.

"Was ist los?"

"Ich will einfach nicht das die anderen irgendwas merken.", gab sie zu.

"Das tun sie aber wenn du ständig vor mir weg rennst. Nadine ist sowieso schon misstrauisch. Ich kann dich ja verstehen, ich weiß auch nicht genau wie ich mich jetzt verhalten soll.
Aber es ist immer noch alles beim Alten.
Es tut mir leid was ich da gemacht habe, aber ich will nicht das du darunter leidest. Also... Ich... Also... Das gestern... Das hatte jetzt keine tiefere Bedeutung für mich... Also versteh das nicht falsch... Es war echt toll und du bist mir sehr wichtig. Ich hoffe du bist mir nicht mehr böse.", er sah sie mit großen Augen an.

Eigentlich hatte es eine tiefere Bedeutung, aber solange er noch nicht weiß was für eine, sagte er besser nichts.

"Ich verstehe was du meinst. Mir geht es genauso.", das war zwar von vorne bis hinten gelogen, aber was sollte sie tun?

Ihm sagen: 'Hendrik, ich hab wegen dir letzte Nacht kaum ein Auge zu getan.'?
Wohl kaum. Vor allem nicht nachdem er jetzt gesagt hatte es hätte keine Bedeutung. Ein bisschen weh tat das schon. Aber wahrscheinlich ist es am besten so.

Also sagte sie noch: "Tut mir leid dass ich mich so benommen habe. Freunde?"

"Freunde!", er war ein bisschen enttäuscht, aber besser waren sie nur Freunde als gar keine Freunde.

Unverhofft, kommt oft... #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt