Das aller Letzte, oder das, in dem meine Mutter keine Worte fand

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Das aller Letzte, oder das, in dem meine Mutter keine Worte fand

Nervös klopfte ich an die große, hölzerne Haustür, meine Fingerknöchel traten weiß hervor und ich musste mich darauf konzentrieren, dass mir das Buch, welches Thomas mir gegeben hatte, nicht aus der schwitzigen Hand rutschte und gegen die metallene Brüstung knallte. Von mir aus hätte die Tür ruhig den ganzen Tag geschlossen bleiben können, trotz des Nieselregens, der hier draußen umher tobte, doch schon nach wenigen Momenten öffnete Mary-Ann die quietschende Türe.
Mit einem dankendem Kopfnicken trat ich ein, streifte mir den langen Frühlingsmantel vom Leib und hing ihn auf den Haken, der in der Eintrittshalle an die Wand genagelt war.
Mit zittrigen Händen stellte ich das Buch auf eine braune Kommode und lief auf den Salon zu, wo meine Mutter schon auf ihrem roten Sessel auf mich wartete.

"Ani, wo warst du denn so lange? Ich habe mir Sorgen gemacht!", rief sie empört aus, stellte sich vor mich und zog mich in eine Umarmung.
Mir war, als könne mein Körper sich nicht entscheiden, ob es nun heiß, oder kalt war.

Als sie ihre Arme wieder nach hinten nahm, streifte ihre warme Haut meine kalte, schweißnasse Hand und sie musterte mich besorgt.

"Geht es dir gut? Hast du Fieber? Ani, sieh mich doch nicht so schuldbewusst an, was hast du denn angestellt?"

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mir aufgrund der Verlobung auf geringste Weise schuldig vorkam, doch mein Ausdruck sprach wohl eindeutig dafür. Ich bereute es keineswegs, Thomas Antrag entgegen genommen zu haben, doch ich wusste nicht ob Mutter es verkraften würde, wenn sie erfuhr, dass ich eine Ehe mit dem mürrischen, unhöflichen und arroganten Bibliothekar eingehen würde. Natürlich war er in Wirklichkeit nicht der, für den mein Onkel ihn hielt, aber die Leute bildeten sich meistens ihre Meinungen durch Worte anderer. In Wahrheit war Thomas nämlich gar nicht eingebildet, sondern ging liebevoll mit den Menschen um, die ihm etwas bedeuteten. Erneut machte mein Herz einen Satz, als ich daran dachte, dass Thomas mich liebte und schätzte und das ich ihm etwas bedeutete.

"Nein Mutter...mir geht es gut. Möglicherweise solltest du dich setzten, denn dir geht es vielleicht gleich nicht mehr gut", sprach ich und streifte mir eine meiner Gold schimmernden Haarsträhnen hinter die Ohren.

Skeptisch blickte sie mich an, doch folgte meiner Aufforderung.

"Also...es ist so...ich-", doch ich kam nicht weiter, denn Mutters Blick, der sich in meinem Gehirn festsetzte, ließ einen Schwall Sorge in meinem Herzen auflodern. Ihr Kiefer schien bald den Boden zu berühren und ihre weit aufgerissenen Augen bohrten sich in die meinen.
Doch sie konnte sich schnell wieder fassen, sprang mit solcher Gewalt vom Sessel auf, dass die letzten beiden Kekse, die auf dem Teller, der im Schoß meiner Mutter geruht hatte, quer durch den Salon flogen und auf den Teppich hinunterfielen. Ich trauerte mit einem sehnsüchtigem Blick den Keksen nach, meine Vorliebe für Essen hatte sich keines Falls gelindert.

"Du bist verlobt!", schrie sie und sah mich wieder mit diesem Blick an, der Sorge in mir aufkeimen ließ, ob auch wirklich alles in Ordnung mit ihr sei.

Der Satz hallte in meinem Kopf wieder und meine Mundwinkel verzogen sich ungewollt zu einem Grinsen, dass allein der Vorstellung galt, Thomas demnächst meinen Ehemann nennen zu können.

Auch ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln und sie stammelte unsinnige Sätze vor sich hin.

"Ich...aber, wer...aber...Ani...was...oh Animant, ich finde keine Worte!"

Verlegen betrachtete ich den Fußboden. Meine Mutter fand keine Worte. Und das, wegen mir. Dem hoffnungslosem Fall. Ich hatte Mutter noch nie in solch einem Ausmaß an Fröhlichkeit erlebt, ich spürte nicht einmal, wie sich ihre Arme um meinen Körper schlossen, so aufgewühlt wie ich war.
Nachdem sie sich von mir löste schmunzelte ich und blickte ihr in die Augen.

"Sein Name ist Thomas. Thomas Reed."

Das Lächeln, das bis gerade eben noch ihr Gesicht zierte, erstarb, doch es kam genauso schnell wieder, wie es gegangen war.

"Der Bibliothekar?", fragte sie kichernd.

Stumm nickte ich.

"Ani, das ist großartig! Jetzt habe ich für beide meiner Kinder den richtigen Partner! Oh, das muss ich Luise erzählen!", rief sie glücklich und eilte aus dem Salon.

Mein gieriger Blick glitt ein letztes Mal zu den Keksen, bevor ich ihr folgte. Sie stand im Eingang und warf sich gerade ihren Mantel über, als sie mich noch einmal unter die Lupe nahm.

"Wo ist denn Mr Reed, Ani?"

"In einer Gaststätte...", murmelte ich verlegen.

"Doch nicht bei Mrs Quirrelle?!",rief sie entsetzt.

Mrs Quirrelle war eine ins Alter gekommene Dame, die jeden, im Umkreis von 10m, mit ihren Lästereien und Gerüchten auf den neusten Stand brachte. So ziemlich niemand empfand ihre Anwesenheit nett, mir tat Thomas jetzt schon gewaltig leid. Doch Mrs Quirrelle stand auch auf dem Platz, auf dem Thomas und ich uns ausgesprochen hatten und bot ihm einen kostenlosen Unterschlupf in ihrer Gaststätte an.
Schuldbewusst kaute ich auf meiner Unterlippe herum und blickte beschämt auf den Boden.

"Animant Crumb, du gehst jetzt sofort zu deinem Geliebten, lädst ihn zum Essen ein und bietest ihm das Gästezimmer an! Aber geschwind!", rief sie und schnappte empört Luft.
"Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet", sagte sie mit einem Blick auf Mary-Ann, die die Geschehnisse interessiert beobachtet hatte, und schloss hinter sich die Tür.

Perplex sah ich ihr hinterher, bevor meine Beine ihren Weg einschlugen und geradewegs in den Salon eilten. Mit den aufgeklaubten Keksen in der Hand, ließ ich mich in Mutters sanften Sessel fallen und grinste vor mich hin. Das, war der schönste Tag meines Lebens, definitiv. Versüßt mit einem Schokoladenkeks.
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So, es wurde nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber meine Finger gewannen den Kampf gegen meine Ideen. Naja, ich hoffe, es ist nicht zu kurz. Natürlich kann ich der lieben Lin_Rina nicht das Wasser reichen, aber wie mein Vater immer gesagt hat als ich klein war: 'Nen Versuch isses Wert gewesen.
Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass das ein Wettbewerb ist, an dem ich teilnehme und dass alle Rechte logischerweise bei der Autorin von Staubchronik liegen.
Ich glaube, ich werde das sowieso nicht veröffentlichen, es ist grottenschlecht, ich weiß. Aber mir ist langweilig.
-Kim

P.S.: Sorry für Rechtschreibfehler und Grammatikfehler, ich habe Deutsch nicht studiert und habe es ehrlich gesagt auch nicht vor xD

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 30, 2016 ⏰

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