For the First Time

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Mal wieder hatten sie sich gestritten, über irgendetwas was die Firma betrifft. In letzter Zeit stritten sie sich ziemlich häufig. Eigentlich wollte er sich nicht mit ihr streiten, mit seiner Gillian. Frustriert nahm er noch einen Schluck von seinem Scotch. Seit sie sich von Alec getrennt hatte, spürte er die Grenze stärker als jemals zuvor. Er sah es doch an ihrem Gesicht, dass es sie belastet, aber sie zieht die Grenze und sagt es sei alles gut.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?", schreckte eine weiche Frauenstimme ihn aus seinen Gedanken. Ohne aufzusehen nickte Cal und trank noch einen Schluck. „Na, einen schlechten Tag gehabt?", hackte sie nach. Nun sah er doch auf. Vor ihm saß eine durch aus attraktive Brünette, die sich ein wenig zu ihm vorbeugte, eine Antwort erwartend. Lange sah er ihr einfach nur ins Gesicht ehe er ihr charmant lächelnd antwortete: „Noch ist der Tag nicht vorbei. Vielleicht wird er ja noch besser." Ein bisschen Ablenkung würde ihm ganz gut tun. Natürlich sprang die Brünette sofort darauf an. „Was würde deinen Tag denn besser machen?", fragte sie mit einem rauen Unterton und rückte näher an ihn heran. Unbewusst leckte sie sich über ihre Unterlippe und ihre Pupillen waren erweitert. Es würde ein leichtes werde sie zu erobern. Langsam ließ er seinen Blick über sie gleiten. Würde sie stehen, wäre sie durch aus größer als er. Ihre langen Beine hatte sie übergeschlagen und der Ausschnitt ihres engen schwarzen Kleider ließ mehr als nur als ein bisschen erahnen. „Vielleicht kann ich dir dabei helfen und deinen Tag etwas versüßen?", versuchte sie es erneut, als er keine Antwort kam, zupfte an seiner Krawatte und zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Das war schon fast zu leicht. Siegessicher zog er einen Mundwinkel nach oben. Doch plötzlich erschien ein anderes Gesicht vor seinen Augen. Das schokoladen braune Haar der Frau vor ihn, wich einem helleren Ton, fast schon blond. Es war Gillian, die sich mal wieder in seine Gedanken drängte. „Ich glaube das hier wäre ein Fehler", sagte er plötzlich, schmiss etwas Geld auf den Tresen und ging. Warum hatte er das genau getan? Ganz genau wusste er das nicht. Wem machte er sich hier was vor? Er wusste genau warum er das gemacht hatte. Es war sie. Immer war es nur sie. Er wollte keinen bedeutungslosen Sex mehr, nur noch sie.

Stundenlang irrte Cal ruhelos durch die Straßen von Washington. Nirgendswo hielt er an, nirgends fand er Ruhe, dabei wusste er ganz genau wo er seine Ruhe finden würde. Aber nun stand er hier, irgendwo in Washington und konnte sich nicht durchringen das eine zu tun, was er wirklich wollte. Es schon fast lächerlich. Er, der große Cal Lightman, hatte Angst vor seinen Gefühlen, hatte Angst vor seiner Reaktion, dass er alles kaputt machte, wenn er die Grenze übertrat. Er durfte sie einfach nicht verlieren.  (AN: Eigentlich der perfekte Cliffhänger)

Sie wusste nicht wie lange sie das noch aushalten konnte. Seit sie Alec verlassen hatte, schien es immer schlimmer werden. Cal vernachlässigte die Firma, investierte mehr Zeit in für ihn interessante Fälle, als in die, die Geld brachten. Wenn es nach ihm ginge würde er die Firma wieder von seiner Küche aus führen. Mit deutlichem Nachdruck, schloss Gillian die Tür des Geschirrschrankes. Mit einem Weinglas in der einen und einem Schokopudding in der anderen Hand ging sie zum Sofa. Nach so einem Tag brauchte sie nur ein Glas, was Süßes und ein gutes Buch. Mit einem Seufzer ließ sie sich auf das weiche Polster sinken. Doch schon nach den ersten paar Seiten legte sie das Buch wieder zurück. Sie konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren, immer wieder drängte er sich in ihre Gedanken. Etwas frustriert legte Gillian das Buch weg, schaltete die Musikanlage ein und widmete sich ihrem Schokopudding. Vielleicht würde Frank Sinatra sie auf andere Gedanken bringen. Die Musik half nicht viel, aber der Pudding beruhigte ihre Nerven etwas. Warum war sie in letzter Zeit eigentlich so gereizt, wenn es um Cal ging? Es fing an kurz nachdem sie sich von Alec getrennt hatte. Sie reagierte empfindlicher auf seine Eigenheiten, die ihn aber zu dem machte, der er war. Am schlimmsten waren diese ganzen Frauengeschichten.

Komplett in Gedanken versunken hörte sie die Türklingel erst beim zweiten Mal. Erschrocken fuhr Gillian zusammen. Schnell stand sie auf und öffnete die Tür. Überrascht schnappte sie nach Luft, als sie Cal erblickte, der mit einer Flasche Rotwein in der Hand vor ihr stand. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. „Reiß dich zusammen, Cal! Sonst hast du damit doch auch keine Probleme!"; wies er sich innerlich zurecht. „Ich ähm", begann er zögerlich. Er wusste einfach nicht was er sagen sollte. Das war ihm ja noch nie passiert. „Cal? Was machst du hier?", fragte sie etwas überrascht. „Naja ich war gerade in der Gegend und wollte mal wieder vorbei schauen", antwortete er wenig überzeugend. Ungläubig zuckte eine ihrer Augenbrauen nach oben, aber sie sagte nichts. „Darf ich reinkommen oder soll ich die ganze Nacht hier draußen stehen?", fragte er ganz wieder er selbst. Sie konnte es nicht verhindern und ein leichtes Lächeln zeigte sich ganz kurz auf ihrem Gesicht. „Komm rein", forderte sie ihn mit einem kurzen Kopfnicken auf und trat zur Seite. Er machte einen Schritt auf sie zu nur um gleich darauf wieder einen zurück zu machen. „Wegen vorhin im Büro"; begann er zögerlich, „ich wollte nur sagen es tut mir leid. Der ganze Zahlenkram ist deine Sache. Ich sollte dir da nicht reinreden." Ein warmes Lächeln breitete sich auf Gillians Zügen aus. „Cal, wir sind Partner. Das heißt wir treffen die Entscheidungen zusammen", erwiderte sie mild. Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie ihm reinzukommen. Doch im Türrahmen, ganz nah vor ihr, blieb Cal stehen. Plötzlich fiel ihm die Flasche Wein in seiner Hand wieder ein. Mit einer ruckartigen Bewegung brachte er die Flasche zwischen sich und Gillian. „Ich habe dir deinen Lieblingswein mitgebracht", erklärte er kurz. Ein Friedensangebot. Dabei hätte er das gar nicht gebraucht. Seine Gillian konnte einfach nicht lange wütend auf ihn sein. Trotzdem nahm sie den Wein dankbar an. Wo hatte er den nur um diese Uhrzeit aufgetrieben? Cal trat noch näher an sie heran. Obwohl er es nicht aussprach, sagte er doch genug. Sein Gesicht zeigte ihr die gleiche Freude über diese Versöhnung, die sie empfand. Denn trotz all seiner Kanten und Ecken war er ihr bester Freund. Ohne lange nachzudenken schloss sie ihn in die Arme. Kurz vergrub Gillian ihr Gesicht an seiner Schulter, um den ihr so vertrauten Geruch einzuatmen, ehe sie sich von ihm löste. Cal lächelte sie an und betrat das Haus.

Er war lange nicht mehr hier gewesen, aber viel hat sich nicht geändert. Gut sämtliche Bilder von Alec waren verschwunden, aber sonst war alles wie er es in Erinnerung hatte. Es war schon immer mehr Gillans Wohnung gewesen als Alecs. Es dauerte einen Moment bis ihm die Musik gewahr wurde. Fly me to the Moon. Plötzlich passierte etwas, was Cal sonst sehr selten tat. Schnell schlang er einen Arm um Gillians Hüfte, zog sie zu sich und begann sich im Takt der Musik leicht zu wiegen. "Cal was soll das?", protestierte sie lachend. "Mir war danach", erwiderte er schulterzuckend und begann sich mit ihr zu drehen. Lachend tanzten sie noch ein wenig, ehe sich Gillian lachend von ihm löste und ihn kopfschüttelnd ansah. "Was ist los?", fragte sie noch einmal eindringlich. "Gar nichts", gab er schnell zurück, vielleicht etwas zu schnell, denn er konnte sehen wie für den Bruchteil einer Sekunde ihre Augenbrauen ungläubig hochschnellten. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. "Möchtest du ein Glas Wein?", fragte sie einfach und ließ sein Verhalten unkommentiert. Cal nickte nur und schaffte sich so etwas Zeit zum nachdenken.

Wollte er alles riskieren, nur wegen ein paar komischen Gefühlen? Um nichts in der Welt wollte er sie verlieren, aber so wie es jetzt war konnte er auch nicht weiter machen. Vor anderen tat er immer so, als würde nichts an ihn rankommen und seine Mitmenschen wären im total egal, so war es jedoch nicht. Es gab ein paar wenige Menschen, die im etwas bedeuteten und für diese Menschen würde er sich mit dem Teufel persönlich anlegen. Gilian war eine von ihnen.

"Rot oder weiß?", durchbrach ihre Stimme seine Gedanken. Genau in diesem Augenblick wusste er was zu tun war, mit großen Schritten trat er auf sie zu, nahm ihr Gesicht in seine Händer und küsste sie. Überrascht ließ Gillian die Gläser fallen, doch beide störten sich nicht daran, als sie klirrend auf dem Boden zerschellten.

(AN: So damit lasse ich es jetzt mal enden, ich hoffe es hat euch gefallen. Ich muss zu geben, mit dem Ende bin ich nicht zufrieden, aber ich habe auch einfach drauflos geschrieben und nicht wirklich an das Ende gedacht... naja... dann bleibt es halt offen.)

For the first TimeWhere stories live. Discover now