Zu dieser einen Stunde

Prolog

„Er drückte mir die Uhr in die Hand 'Die Zeit ist wertvoll Rosalie. Vergeude sie nicht' war sein letzer Satz, ehe er mir einen letzen Kuss auf den Scheitel drückte und mich auf dem Dorfplatz zurückließ. Ach Kindchen, das waren noch Zeiten. Schöne aber auch traurige. An den darauffolgenden Tagen habe ich Tonnen von Tränen vergossen, das kannst du mir glauben. Wie hätte ich anders gekonnt? Er war meine erste große Liebe. Zum Glück kam Jahre später dein Großvater, sonst wäre ich noch immer nicht über ihn hinweg", schmunzelte meine Großmutter mich an. Ihr Name ist Rosalie, Rosalie Morrison. Ich nenne sie jedoch Rose. Sie erzählt mir, wie schon so oft, von ihrer ersten großen Liebe. Aber den Namen von ihrem Lover will sie mir nicht verraten. Egal wie oft ich versuche, es aus ihr herauszuquetschen, sie bleibt stur. Die Sturheit habe ich wohl von ihr. Ich bin Mallory Morrison, aber die meisten nennen mich Lory. Ich bin 17 und so wie jeden Sommer, verbringe ich meine Ferien bei Rose auf dem Land, das weit abgeschieden von der Stadt liegt. Hier gibt es nur ein paar Nachbarschaftshäuser, Bauernhöfe, Felder, Wiesen und einen See, der genau gegenüber vom Haus meiner Großmutter liegt. Wie es bei uns Tradition ist, erzählt sie mir ein paar Geschichten aus ihrem Leben. Die meisten kenne ich schon, aber ich höre ihr gerne zu. Es fasziniert mich, wie ihre Augen glänzen, wenn sie zurück an die 'schönen, aber auch traurigen Zeiten' denkt. Sie schweift mit ihren Gedanken immer so weit ab, dass sie nicht einmal hören würde, wenn jemand bei der Haustür klingelt. Es ist so, als würde sie alles noch einmal erleben. Faszinierend. „Lory Liebes, auf was hast du Lust? Sollen wir an den See? Frische Luft würde dir gut tun!", meinte sie. Ich nickte nur grinsend, woraufhin sich meine Großmutter von ihrem Ledersessel erhob und wir uns auf den Weg zur Tür machten. „Danach widmen wir uns der Zeit!" Durch diese Aussage musste ich anfangen zu lachen.