Ein Stern

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Eines Nachts, schlaflos nach Antworten suchend, ging ich meinen bekennten Weg entlang, schaute in den Himmel hinauf und sah die Sterne funkeln. Da sprach einer von ihnen zu mir:
Ich sehe dich jede Nacht wandern, ziellos und verwirrt. So will ich dir drei Wünsche erfüllen, um deine Seele zu heilen.

Ich überlegte kurz und antworte:

Vielen Dank für deine Großzügigkeit. Bitte lieber Stern, so wünsche ich mir nichts sehnlicher als Reichtum Macht und Glückseligkeit.

Nun, so sei es... antwortete der Stern und verblasste im Nachthimmel.

Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Meine Frau schlief bereits. Leise legte ich mich neben sie und schlief erschöpft ein.

Der nächste Tag war wie jeder andere. Nichts hatte sich verändert. Ich war weder reich, noch mächtig oder glücklich. Enttäuscht und verärgert über den Stern, verrichtete ich mein Tagwerk und suchte ihn nachts wieder auf. Da erschien er mir und ich sagte:

Es hat sich nichts verändert! Du hast mich belogen!

Mein lieber Menschenfreund, sagte er...
Betrachte dein Leben mit meinen Augen... Siehe, wer da jede Nacht zu Hause auf dich wartet und neben wem du jeden Morgen aufwachst.

Wenn du die Sterne siehst, könntest du dir Reichtum wünschen. Doch wie arm wärst du ohne sie?

Wenn du die Sterne siehst, könntest du dir Macht wünschen. Doch wie machtlos wärst du ohne sie?

Wenn du die Sterne siehst, könntest du dir Glück wünschen. Doch wie unglücklich wärst du ohne sie?

So lehrte mich ein Stern meine wichtigste Lektion. Ich verstand, dass ich nicht das bekam, was ich mir wünschte, weil ich bereits alles hatte, was ich brauchte.

Nur ein paar Zeilen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt