Kapitel 1

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Amina betrachtete wütend das Wasser. Ihre braunen Augen, die im Licht schimmerten, waren zusammengekniffen.

"Wieso passiert nichts?!" Aufgebracht sah sie zu mir. Ich lachte leicht und trat zu ihr "Vielleicht solltest du für eine Flamme unter dem Topf sorgen." Schlug ich ihr vor.

Sie seufzte "Wenn ich keine Kerze anzünden kann, wie soll ich dann dieses Teil anzünden?" Ich verdrehte die Augen "Und wie willst du das Wasser zum kochen bringen, wenn du kein Feuer hast?"

"Jamie! Du weißt genau was ich meine! Ich rede von meinem Blick, vielleicht kann ich mit ihm nichts zum entflammen bringen, aber vielleicht zum kochen."

"Das wirst du ihm Unterricht lernen, du musst Geduld haben." Meinte ich und nahm ein Feuerzeug.

"Die sagen ich muss erst lernen etwas anzuzünden, ohne solcher Hilfen." Sie zeigte auf das Feuerzeug in meiner Hand, mit dem ich für Feuer auf der Gasplatte sorgte.

"Dann lerne das zuerst." Ich lächelte sie an und verließ die Küche.

Ich trat in mein Zimmer und sah auf mein Handy. Ich hatte zwei verpasste Anrufe von meiner Mutter. Wir hatten erst vor einer Stunde gesprochen.

Ich seufzte und rief sie an, schon nach ein paar Tuten nahm sie ab.

"Na Schatzi, wie läuft es so? Hast du deine Kräfte schon gefunden?" Fragte sie aufgeregt und ich konnte mir zu gut vorstellen, wie sie mich mit strahlenden Augen ansehen würde, doch das Strahlen schnell wieder weg wäre, da ich wieder mal sagte:

"Darüber haben wir schon geredet Mama." Sie seufzte "Jamie mein Gedächtnis, mein Gedächtnis ist nicht gut, vergieß das nicht. Außerdem denke ich erinnere ich mich an das falsche." Nein das tat sie nicht und das wusste sie genau so gut wie ich!

"Ich kann durch Menschen hindurch sehen." Eigentlich würde dies ja heißen sie wären für mich unsichtbar, dachte ich, aber mir viel kein besseres Wort dazu ein. "Ich weiß was sie fühlen und was sie träumen." Wiederholte ich bestimmt schon zum dreißigsten mal in dieser Woche.

"Uhhh!" Ich nahm das Handy von meinem Ohr, sie war einfach zu laut, wenn sie in den Hörer sprach. "Ist das toll! Das ist selten!" Hörte ich sie, obwohl ich das Handy nicht an mein Ohr hielt. Die Kraft war tatsächlich selten, aber auch unnützlich, was sollte ich damit anfangen?

"Und deine Freundin, äh wie war nochmal ihr Name?" Ich verdrehte die Augen "Amina, ihr Name war Amina."

"Stimmt, genau Amina. Wie läuft es bei deiner Freundin Amina mit ihren Kräften?" Das war eine Sache an meiner Mutter, die ich mochte, sie interessierte sich für meine Freunde, wie es ihnen ging und sowas.

"Es ist noch genauso wie vorher, sie bekommt es nicht mehr hin." Sie hatte bisher erst einmal versehentlich aus Wut ihr Kissen angebrannt, weil sie wütend auf einen Jungen war, musste ihr armes Kissen leiden.

"Oh schade, nunja ich muss jetzt auflegen. Tschüss Liebes und grüße deine Freundin", sie stockte kurz doch sprach stolz, weil sie sich erinnerte, weiter "Amina." Ich lächelte "Ja, mache ich. Tschüss."

***
Ich half Amina den Tisch zu decken, während wir der laufenden Musik nachsangen.

"Denkst du Ophelia erinnert sich daran, dass sie heute mit uns essen wollte?" Ich dachte über Aminas Frage nach, Ophelia könnte es tatsächlich vergessen. Wie meine Mutter hatte sie ein schlechtes Gedächtnis, der Unterschied war, dass meine Mutter es bloß sagte und es bei Ophelia wirklich so war.

"Sie wird diesmal bestimmt daran denken, wenn nicht holen wir sie ab." Amina und ich teilten uns ein Zimmer in diesem Internat, Ophelia hatte ein Zimmer ein paar Türen weiter und hatte keinen Mitbewohner.

"Sie könnte mir heute Nachhilfe geben." Überlegte Amina laut "Wieso Nachhilfe geben?" Fragte ich verwirrt.

Sie lächelte mich an "Wegen meinen Kräften." Ich seufzte "Bei ihr ist es etwas anderes als bei dir." Erinnerte ich sie.

Ophelia musste etwas berühren um es anzubrennen oder sie wärmte es durch Berührungen, während bei Amina Blicke reichten, sie aber mit Berührungen nichts erreichte.

"Trotzdem, sie wird mir erklären, wie sie es macht und ich versuche es auch so nur ohne Berührungen." Ich sah sie zweifelnd an.

Plötzlich klopfte es an der Tür "Sie hat sich erinnert!" Wir beide lachten und ich lief zur Tür.

"Gratuliere ihr auch!" Rief Amina mir hinterher. Grinsend öffnete ich die Tür.

"Oh" Ich hörte auf zu lächeln, verwirrt sah ich meinen Bruder an "Will was machst du hier?" Er sah ebenfalls leicht irritiert aus "Ähm, Mama hat gemeint ich sollte dringend zu dir..."

"Wieso hast du auf sie gehört?!" Ich zog eine Augenbraue hoch "Du weißt sie ist seltsam, seitdem wir auf dem Internat sind, du solltest nicht auf sie hören. Oh Ophelia!"

Sie drängte sich lächelnd an Will vorbei "Ich gratuliere dir, du bist ohne unsere Erinnerung hierher gekommen." Sie grinste freudig "Ich gehe." Ohne auf eine Antwort zu warten, ging mein Bruder los.

"Wieso solltest du denn dringend hierher kommen?" Er zuckte bloß mit den Schultern und setzte seinen Weg fort.

"Hmm, es riecht hier gut." Stellte Ophelia fest und zog mich mit ins Zimmer. Ich sah noch einmal durch die Tür, um Will hinterher zu sehen, doch sie schlug die Tür zu.

Was hatte ihm meine Mutter erzählt? Ich konnte seine Besorgnis deutlich spüren und es kam nicht oft, eigentlich nie, vor, dass er sich um mich sorgte.

***

"Also zuerst fasse ich die Feder natürlich an." Amina nickte und Ophelia sprach weiter "Danach weiß ich ja nicht wie die anderen es machen, aber ich lasse dann die ganze Wut, die ich angesammelt hatte, aufkommen."

Ich seufzte, es wäre viel besser, wenn Amina es auf ihre Art lernen würde und es nicht wie die anderen versucht. Vorallem hätte ich nicht gedacht, dass Ophelia zusagt und ihr wirklich zeigt wie sie es macht.

"Bei mir ist es immer so, dass wenn ich meine Wut raus lasse, ich mich seltsamerweise verkrampfe, aber ist ja nicht so wichtig. Ich fokussiere mich auf den Gegenstand und übe mit meiner Hand Druck aus, bei der Feder zum Beispiel, indem ich sie fester halte und so entsteht eine Flamme." Endete Ophelia mit ihrer Erklärung.

"Ok", murmelte Amina "Das heißt ich sehe die Feder zuerst an, danach lasse ich meine Wut aufkommen, ich fokussiere mich auf die Feder, sie fängt an zu brennen." Ich zog eine Augenbraue hoch "Verstehst du es jetzt? So wie Ophelia es macht, geht es nur mit Berührungen.

"Leute ich gehe jetzt, ok? Ich muss das Zimmer vorbereiten." Ophelia lächelte uns entschuldigend an und machte sich auf den Weg zur Tür.

Amina schien genau so verwirrt wie ich "Welches Zimmer?" Ophelia blieb stehen und sah sie an, als wäre es selbstverständlich "Das Zimmer in dem ich schlafe."

"Was willst du da denn vorbereiten?" Ich zog meine Augenbrauen in Verwirrung zusammen. Ophelia wollte zu mir, ihrem Blick nach zu urteilen, etwas selbstverständliches sagen, doch verstand sie dann.

"Ich habe vergessen euch zu erzählen, dass ich eine neue Mitbewohnerin bekomme." Amina verdrehte die Augen "War ja klar, dass du vergisst uns so etwas zu erzählen, aber ist schön." Sie lächelte sie an.

"Ja, ich weiß aber noch nicht ob sie morgen oder erst in ein paar Tagen kommt, daher sollte ich die Unordnung im Zimmer besser noch heute beseitigen." Wir gaben ihr nickend recht und verabschiedeten uns von ihr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2016 ⏰

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