Wenn es etwas gab was Tim Timolia mehr hasste als Regen, dann war das Regen im Sommer. Wenn er die dicken Wasserperlen sah, das eintönige prasseln an den Fenstern hörte und nichts tun konnte, außer Tee zu trinken, dann fühlte er sich seltsam verlassen. Zwar hatte er seit er klein war schon lieber alleine die Welt erkundet und seine Seele hatte nie nach Gesellschaft gefleht, doch wenn es regnete, fühlte er sich einfach einsam. Er wünschte sich, seine Sorgen bei jemandem zu lassen, jemandem sein komplettes Herz auszuschütten, jemanden zu haben, der ihm stundenlang zuhören würde. Es gab einen solchen Menschen, das spürte er, doch er war nur einer von vielen, vielen Menschen. Ein kleiner Regentropfen von Millionen, die vom Himmel fielen. Nachdenklich stellte er die warme Tasse auf einem Tisch ab. Vielleicht war es ja eben der junge Mann, der dort draußen um Regen saß und einen Blumenkranz flocht. Er saß dort im Gras, war ganz vertieft in seine Arbeit und während seine schlanken, nassen Finger die Stiele der Blumen miteinander verwoben lächelte er, nein, er strahlte förmlich. Seine Augen leuchteten wie Smaragde und sein blondes Haar bildete einen weichen Kontrast zur matten, grauen Umgebung. Warum er wohl freiwillig dort draußen im Regen saß...? Es war als würde er das Wasser, welches über seinen Körper rann, garnicht spüren. Stundenlang hätte Tim nur an seinem Fenster sitzen und ihm bei seinen Tätigkeiten zusehen können. So mühelos, sorglos schien er zu sein, als sei ihm noch nie etwas schlimmes zugestoßen. Er konnte nicht einschätzen, wie lange die strahlende Aura des Jungen ihn in seinen Bann gezogen hatte. Vielleicht waren es 20 Sekunden gewesen, vielleicht zehn Minuten, es hätte ihn auch nicht gewundert, wären es Jahre gewesen. Der junge Mann sah auf, sein Blick huschte von links nach rechts und wieder nach links, dann lachte er, sprang auf und rannte über das Feld davon, den fertigen Kranz ließ er zurück. Enttäuschung traf Tim wie ein Stein im Magen. ,,Ich werde dich nie wieder sehen, hm?" Sagte er leise. Seine Stimme klang rau und heiser, er hatte lang nicht mehr geredet. Seine Worte würden den jungen Mann nie erreichen, doch dazu waren sie schließlich nicht gedacht. Sie waren dazu gedacht, ausgesprochen zu werden und in der endlosen Weite unterzugehen, das Echo bei ihrem Besitzer zu hinterlassen um eine Erinnerung zu schaffen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das erste Lächeln seit langer Zeit. Dann lief er hinaus in den strömenden Regen, zu der Stelle, an der der junge Mann gesessen hatte.
-----------------------------------------------------------------
Ich schreibe mal wiedeeeer😁 Das war das depressiveste (und kürzeste) Kapitel, dass ich jeh in einer Fanfiction hatte (ich habe schon viele gedchrieben...)😂
Es hat hier gerade geschüttet wie aus Kannen und da kam mir die Idee, der weitere Verlauf wird dann wohl spontan entstehen😄