Remember.

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Du hast lange mit dir darum gerungen, ob du wirklich diesen Schritt wagen solltest oder nicht.
Hattest dich bis spät in die Nacht wach gehalten und darüber nachgedacht, was wäre, wenn du einfach mal der mutige wärst. Derjenige, der es einfach wagt, ohne lange nach zu denken. Derjenige der, trotz der Heiserkeit, weiter geschrien hat, obwohl man ihn nicht mehr hörte.
Du wolltest der sein, den sie noch liebte und nicht verspottete.
Einfach jemand sein, an den man sich auch nach Jahren noch erinnerte. Aber du bist der einzige, der sich erinnert und zwar an den Schmerz, den sie hinterließ. Mehr weißt du nicht. Nur dieses Etwas, dass sich immer tiefer in dich hinein frisst und nachts nicht schlafen lässt.
Du kannst es genau benennen. Es ist reiner Verlust, der dich zerstört.
Verlust, den die meisten nicht nachvollziehen können. Weder die Leute aus deiner Band, noch dein Bruder, oder irgendwer anderes aus deiner Familie.
Denn sie hatten dich alle gewarnt. Vor ihr. Vor ihrem Spiel.
Und doch warst du so dumm und hast es versucht. Du glaubtest, wenn du es genug wollen und für euch beide lieben würdest, würde es reichen.
Die grausame Wahrheit war nun, das es nicht gereicht hatte. Weder deine Liebe, noch deine Hoffnung.
Du hattest es versucht und bist gescheitert. Für jeden wäre das ein Grund zum weiter machen, aber nicht für dich. Für dich war diese Beziehung mehr als nur eine Bindung mit einem anderen Menschen. Es war der Versuch etwas gutes zu tun, doch dieses Gute wurde von ihr so schnell zerstört, wie es gekommen war.
Du wolltest immer was gutes tun, mit deinen Freunden zusammen. Du spendetest regelmäßig an arme Kinderheit. Schenktest ihnen die Kuscheltiere, die manche Fans dir schenkten. Zwar fragtest du diese immer, ob es okay war, aber dennoch landeten sie dort. Selbst wenn sie dagegen waren. Du wolltest einfach allen ein Gefühl von Liebe vermitteln.
Doch sie hatte das nicht mal angenommen. Sie hatte dich mit offenen Armen und gekreuzten Fingern angenommen und fies gegrinst, als sie dir während der Umarmung das Messer in den Rücken stieß.
Traue ihr nicht, waren die Worte deiner Freunde
Sie tut dir nur weh, war der Spruch deines Bruders.
Du bist zu gutherzig, als dass du sie nicht lieben könntest, aber das wird dir das Genick brechen, hatte deine Mutter gesagt.
Und sie alle hatten recht.
Ein penetrantes Klingeln reißt dich aus deinem niemals endenden Gedankenfluss. Teils glücklich, endlich aufstehen zu können, teils unmotiviert und zutiefst verletzt, räkelst du dich unter deiner Decke, bevor du sie zur Seite stößt und dich aus dem Bett quälst.
Dein Zimmer liegt dunkel und verlassen da. Das einzige Licht strömt durch den Türschlitz hinein und lässt dich die einzelnen Möbel zumindest erahnen. Desinteressiert, ob du irgendwo gegen stößt oder nicht, läufst du zur Tür, reißt diese vorsichtig auf und marschierst durch die angsteinflößende Ruhe der Wohnung.
Seit diesem Vorfall warst du immer als erstes wach, du konntest sowieso nicht schlafen, also warum sich weiter im Bett quälen, als nötig.
Warum deinen Membern nicht den Gefallen tun und ihnen Frühstück machen?
Diese waren zwar nicht sauer, aber enttäuscht. Und das war etwas, womit du nicht umgehen konntest. Sie bedeuten dir die Welt und auch wenn sie da war, waren sie immer, mit der Familie, die wichtigsten Personen für dich. Sie haben dich unterstützt und du hast sie durch die Trainee und Rookie Zeit gebracht.
[Anmerkung: Trainee: Idole vor deren Debüt. Rookie: Frisch debütierte Idole.]
Sie haben dir immer vertraut, genauso wie du ihnen. Sie vertrauten auf dein Wort als Leader und waren auch froh dich zu haben. Sie waren stolz.
Und nun hast du alles durch Gefühle für die falsche Person zerstört. Zwar hatten sie versucht, dich zu verstehen, aber letztenendes aufgegeben.
Müde von dem niemals stehenden Gedankenkarussel und dem Schlafmangel suchst du alles fürs Frühstück zusammen und deckst den Tisch. Je mehr Aufgaben du dir gibst, desto leichter lassen sich deine Gedanken verdrängen. Zwar wurdest du sie nie komplett los, aber es war okay für dich, denn so konntest du deine gesamte Energie in deinen Terminplan stecken, damit du nachts wenigstens etwas schlafen konntest.
Du gießt dir selber einen Tee auf um deine angespannten Nerven zu beruhigen und verschwindest danach im Aufenthaltsraum, lässt dich auf das breite Sofa fallen und schließt die Augen.
Sofort taucht ein weibliches Gesicht vor deinen Augen auf.
Das zierliche weiche Gesicht grinst mit dem schönsten Lächeln, dass du jemals gesehen hast. Die Augen sind zwar zu, aber dennoch hast du genau ihre dunkelbraunen Augen im Kopf, die dir entgegen funkeln. Die dunkelblonden Haare, die in leichten Wellen um ihr Gesicht fielen, waren sogar noch weicher, als ihre Haut und fühlten sich unglaublich gut zwischen den Fingern an.
Vorsichtig streckst du deine Hand aus, doch das wunderschöne Mädchen verschwindet unter deinen Fingern, während sie dich fies grinsend ansieht.
Erschrocken reißt du die Augen auf. So war es immer. Du konntest einfach nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.
Du wünschst dir immer noch, dass sie dir sagt, es wäre alles nur ein Scherz. Enttäuscht und resigniert atmest du aus, bevor du die Augen aufmachst.
Sie tun unheimlich weh, aber du kennst den altbekannten Juckreiz deiner trockenen Augen.
Er war dir genauso bekannt wie das viel zu laut pochende Herz.
Aus dem Konzept gerissen, stehst du wieder auf und schleichst in die Küche, um dir deine Tasse zu holen und im Arbeitszimmer zu verschwinden. Leise schließt du die Tür, bevor du dich in den Drehstuhl fallen lässt und den Rechner hochfahren lässt. Dabei drückst du auf einzelnen Tasten des Keyboards vor dir herum. Die Tone lassen eine Gänsehaut auf deinen Armen entstehen und bevor du dich versiehst, beginnst du die Akkorde eines deiner Lieder an zu spielen und verlierst dich darin.
Du hattest sie vor langer Zeit mal geschrieben, aber warst nie dazu gekommen, sie zu veröffentlichen.
Als der Computer hochgefahren ist, öffnest du das Programm, mit dem du die Lieder komponierst und beginnst von neuem die Melodie von damals zu spielen. Du perfektionierst die einzelnen Stellen, bevor du über den Text nachdenkst. Bisher hatten Songs dir immer deinen Schmerz aufgenommen, doch dieses mal war es selbst für einen Song unmöglich alles aufzunehmen, was dir zu viel war. Zwar wolltest du das auch teilweise gar nicht, da der Schmerz dich herzlich daran erinnerte, dass du noch lebst, aber nachts nicht mehr schlafen zu können, aufgrund einer Qual namens Liebe, verträgst du genauso wenig. Vorsichtig beginnst du deine Gedanken auf dem Dokument festzuhalten. Du versuchst jetzt noch gar nicht, alles reimend und ineinander greifend zu verfassen, der Feinschliff kommt später, aber du willst eine Richtung haben, in die du gehen willst. Du schreibst so viel, dass es für mehrere Songs ausgereicht hätte, doch es würde nur einen geben. Einen, der den Fans indirekt mitteilen würde, was du fühlst und durchmachst.
Während du den Text erneut durchgehst und alles streichst, was dir, im Vergleich zu anderen Stellen, unwichtig erscheint, klopft es an der Tür. Du seufzst kurz, stehst aber dennoch auf und öffnest die Tür.
Vor dieser steht dein langer Freund Himchan und lächelt dich traurig an. Er war zwar genau wie die anderen enttäuscht, half aber auch sehr, indem er dir eine Schulter lieh. Er sah von Anfang an, wie sehr es dich beschäftigte und verletzte und dafür warst du dankbar.
Du warst für jeden Menschen dankbar, der deine Geschichte geprägt hatte und dazu gehörte auch sie.
"Hör auf.", flüstert dein Gegenüber und sieht dich mit einem wütenden Gesichtsausdruck an.
"Ich kann nicht.", gibst du nur kraftlos zurück, bevor du dich wieder in den Drehstuhl fallen lässt.
Du ziehst deine Beine an die Brust und siehst auf deine Knie. Wenn du aufhören könntest, hättest du es schon längst getan.
"Ich weiß. ", erwidert er und lässt sich auf den Stuhl neben dir fallen.
Das Zimmer war nicht sonderlich groß und auch nichts besonderes. Es befanden sich lediglich ein Fenster, ein Tisch, der wegen dem ganzen Equipment überquoll, und zwei Stühlen darin.
Und dennoch war dir dieser Raum lieber als alles andere. Vielleicht weil hier deine Gedanken einen nicht so großen Raum hatten. Das hier war der einzige Raum, den sie nie betreten durfte. Niemand außer dir durfte diesen Raum, ohne deiner Erlaubnis, betreten, denn das war dein Herzstück. Hier hattest du eure ersten Songs geschrieben und hier hattest du deine persönlichsten Gedanken gespeichert.
"Du musst damit abschließen."
Du nickst wissend.
Natürlich musst du damit abschließen, aber es war schwer. Zu schwer für gerade mal drei Monate.
"Es ist hart, ich weiß, aber du darfst nicht an den Erinnerungen hängen. Du musst das langsam aber sicher loslassen. Sie ist weiter gezogen, also tu du das auch."
"Ja, bald.", gibst du monoton wieder.
Er nickt enttäuscht und klopft dir auf die Schulter, dann erhebt er sich und begibt sich zur Tür. Dort dreht er sich noch einmal um und fragt:"Willst du was essen?"
Du schüttelst den Kopf, doch er ignoriert das:"Schön, du bekommst wieder Appetit. Nichts geht über ein ausgewogenes Frühstück."
Er schließt die Tür hinter sich und lässt dich wieder mit deinen Gedanken allein.
Warum du nun enttäuscht bist, verstehst du nicht. Immer wolltest du deine Ruhe, um allein dahin vegetieren zu können und kaum bist du es, fühlst du dich verlassen.
Als wärst du das nicht sowieso schon.
Du seufzst leise und wendest dich dem Computer zu, der schon fast nach dir zu rufen scheint.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 22, 2016 ⏰

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Lost {Bang Yongguk} [OS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt