Verräterin

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"Stimmt es? Die Schule hat angerufen? Stimmt es, dass du dich umbringen willst?" Die Worte strömen auf mich ein, ich mache Schritte nach hinten, weiche aus und versuche panisch einen Ausweg zu finden. Verräterin. Verräterin. 

"Die Eltern deiner Freundin haben bei deiner Lehrerin angerufen." Verräterin. Wieso war ich überhaupt so dumm und habe ihr vertraut? Ohne zu antworten renne ich hoch in mein Zimmer, flüchte mich auf mein Bett und starre regungslos an die Wand. 

"Es stimmt nicht", wiederhole ich die Worte, die ich in meinem Kopf vorbereitet habe, als meine Mutter wieder hereinkommt. 

"Es war ein Scherz. Ehrlich. Wusste nicht, dass sie es so Ernst nimmt." Dummes Kind. Darüber macht man keine Scherze.

"Die wollen dich in ne Klinik schicken. Ist dir klar, was du uns für Probleme damit machst?!?" Tränen über Tränen verlassen meine Augen. Dann eben Selbstmord auf Raten, flüstert die verräterische Stimme und ich schlucke. Iss weniger, bis dein Körper kaputt ist, schneide deine Haut auf und zerstöre dich Stück für Stück. Aber vertraue niemandem mehr.

Nie wieder, werde ich ein Wort sagen. Nicht darüber, welche Pläne sich in meinem Kopf bilden. Der Gedanke an Blut, der andere anwidert und mich so mächtig fühlen lässt, wenn ich es vor meinem inneren Auge über meine Arme fließen sehe. Die vernarbten, dünnen Oberschenkel, die ich in meinen Träumen sah und so sehr gelogen sind, denn dort ist nichts außer fett. 

FETT.

FETT.

FETT.

HÄSSLICH.

GEH STERBEN.

Oh, ja. Das werde ich. 

Aber nicht heute. Ich werde warten, mich noch mehr Leid aussetzen, bis es irgendwann vorbei ist. Doch keiner wird Schuld haben. Nicht ihre Worte brachten mich ins Grab, sondern meine eigene Schwäche. Meine Unfähigkeit damit umzugehen. Ich bin selber schuld daran, nicht lebenswert und sollte am besten lieber gestern schon gestorben sein. 

Sie sind nicht schuld, denn sie sind viel besser als ich. Es ist ihr Recht, auf so etwas wertlosem wie mir herumzuhacken. 

"Hörst du uns eigentlich zu? Du brauchst Hilfe!"

"Brauche ich nicht. Es war ein Scherz. Nichts ernstes. Mir geht es gut. Wirklich. Alles okay." Abgehackte, gelogene Sätze. Es war kein Scherz, es war ernst. Mir geht es nicht gut. Nichts ist okay. Aber Hilfe brauche ich nicht, denn anderen geht es so viel schlechter als mir. 

Aber wenn ich ihr Gesicht ab jetzt sehe, dann werde ich die Verräterin sehen, die, die fast dafür gesorgt hätte, dass ich in einer Klinik gelandet wäre. 

Vielleicht dachte sie, sie würde mir helfen, aber die einzige Hilfe ist der Tod.

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Diese Idee habe ich schon seit mehreren Wochen. ja gut.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 20, 2016 ⏰

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