Lyra I

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Seit Stunden lag sie in den Wehen. Es war windig und stürmisch in diesem kalten Land. Sie drückte fest die Hand der Hebamme und schrie so laut, dass ihre Stimme im ganzen Schloss zu hören war. Schweißperlen waren auf ihrer Stirn, während der Schmerz in ihrem Gesicht zu erkennen war. Pressen, pressen wiederholte sich die Hebamme und streifte ihr das goldene Haar, dass bereits nass war vor Schweiß aus dem fein geschnittenen Gesicht. Wo ist die Kräuterfrau, rief die Hebamme und schickte ein dünnes Hausmädchen nach ihr. Pressen, pressen meine Königin. Der Wind zischte und der Schneesturm wurde wilder und stärker. Ein weiterer Schrei kam aus dem Mund der Königin, sie stöhnte und stöhnte, nahm ihre Hand von der Hebamme und drückte an den Seiten des Bettes zu, dass zum größten Teil aus Fellen bestand. Sie presste mit aller Kraft und schrie als würde man sie bei lebendigen leibe häuten. Weiter pressen meine Königin. Die Türe knallte gegen die Wand, die Kräuterfrau brach hinein, hinter ihr folgte in kleinen Schritten das zärtliche Hausmädchen. Gerufen ihr mich habt, da ich bin seufzte die blinde Kräuterfrau mit den weißen Haaren. Während sie sprach, bewegten sich ihre trockenen Lippen und die vereinzelten Barthaare, die gekräuselt um ihren Mund wuchsen. Sie bewegte sich mit lauten Schritten Richtung Bett, sanft setzte sie sich vor die gespreizten Beine der Königin und starrte mit Ihren weißen Augen auf die blutige Scheide. Die Hebamme blickte misstrauisch auf die Kräuterfrau, selbst die Königin schrie nicht mehr und starrte über ihr Brüste zwischen ihren Beinen hinweg und begutachtete die alte Frau. Hraaza'ng helfen wird, Hraaza'ng gute Kräuterfrau. Sie öffnete den Lederbeutel der an ihrem Gurt hing und entnahm einige trockene Blätter. Es wurde leise in dem aus Steinwänden kalt gebauten Raum, nur das Feuer brannte knisternd im Kamin, alle Blicke richteten sich auf Hraaza'ng sie zerkleinerte die Blätter und Schrie.

Somn'mo y ol eilf sfoll gloch,

Flyeim foseil, aedsuae e en,

aeth feal heffu seam,

olu baou ra e en, lako raqo,

dab en en, vorax s'qo lav e en.

Mit weit geöffneten Augen starrten alle drei Frauen auf die Kräuterfrau. Das waren Asabische Worte stotterte die Hebamme, diese Worte erlernt man nur westlich der Inseln von Doumor. Die blinde Frau blickte durch den kalten steinigen Raum,ohne ein Wort zu sagen. Königin Lyra presste und presste ohne Schmerzen zu spüren,die Hebamme lächelte, seht nur der Kopf, pressen, pressen es kommt meine Königin. Ein lautes Schreien war zu hören, die Kräuterfrau verließ den Raum ohne sich zu verabschieden, niemand bemerkte ihre Abwesenheit. Komm hilf mir Helga sagte sie zu dem Hausmädchen, als die Hebamme das Kind in den Armen trug sprach die Königin mit leisen und schwachen Worten, nun sag schon Kristina, was ist es? Ein Junge oder Mädchen? Die Hebamme blickte in die Kristall blauen Augen des Kindes, ein Mädchen meine Königin. Wie wollt ihr sie nennen? Königin Lyra lächelte, schweißgebadet und erschöpft antwortete sie, Helena ihr Name ist Helena. Der Sturm wurde stärker, der Wind zischte gegen die Burgmauern und das heulen der Wölfe war zu hören. Kristina legte das Kind neben die Königin, die vor Erschöpfung

Helena - Das Erbe von KaltwindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt