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Ich habe nie an etwas geglaubt. Nicht an Feen, Kobolde, Vampire oder andere Kreaturen

- noch nicht einmal an Gott.

Plötzlich hat sich alles geändert und alles war wahr. Vom einen auf den anderen Moment ändert sich dein ganzes Leben und Leuten denen du vorher vertraut hast, werden dir fremd und sind etwas ganz anderes.

Es ging so erschreckend schnell und doch so  langsam. Plötzlich erklärt sich dein ganzes Leben und es ergibt einen Sinn. Du hast eine Aufgabe, obwohl Sie doch oft unmöglich erscheint. Plötzlich kann man Dinge, die man vorher nicht konnte. Wenn man ein Schattenjäger wird, dann passiert genau das.

Es ist ziemlich verwirrend.

Du kannst ganz plötzlich sehr gut kämpfen. Du kannst mit jeglicher Waffe umgehen und dich mit fast allem verteidigen was du findest. Du kannst in so gut wie jeder Situation, der du gegenüber stehst klar denken und handelst eigentlich fast immer richtig, mit einer Ausnahme; wenn du verliebt bist.

Liebe ist das Schlimmste was einem Schattenjäger passieren kann. Man kann nicht mehr klar denken, handelt falsch und kann in Stresssituationen nicht die richtigen Entscheidung treffen. So böse und schlimm es sich anhört, so klar ist es für einen Schattenjäger; man verliebt sich nicht

- egal in wen oder was.

Nur ist das alles einfacher gesagt als getan. Ungefähr hier beginnt meine Geschichte.


Heute ist mein Geburtstag. Ich werde 16. Für die meisten in diesem Alter ist das ein Grund zu feiern. Für mich eher weniger, denn ich weiß, dass mich meine Eltern dann noch härter bestrafen werden, denn ich bin ja jetzt erwachsen und so weiter.

Wie man vielleicht merkt, bin ich nicht sonderlich begeistert von meinen Eltern, aber ich glaube das beruht auf Gegenseitigkeit. Manchmal frage ich mich tatsächlich, warum ich immer noch bei ihnen bin, wenn ich ihnen doch so viel Ärger und Stress verursache.


Na ja, darum soll es hier ja eigentlich nicht gehen. Es hilft vielleicht nur, den Abschied besser zu verstehen.

Eigentlich dachte ich immer, dass ich ein normales Mädchen wäre, dass ihr Abitur macht, eines Tages vielleicht studieren geht, heiratet und Kinder bekommt. Das ‚Normale' eben. Inzwischen weiß ich, dass es nie so sein wird. Aber zurück an den Anfang.

Also heute ist ja mein 16. Geburtstag. Ich feiere ihn nicht, also verläuft er eigentlich wie jeder andere Tag auch.

Meine Eltern sind schon aus dem Haus, als ich aufstehe. Gemütlich werde ich wach und ziehe mir etwas an. Ein T-Shirt und eine einfache Jeans. In diesem Moment höre ich, wie jemand an unserer Veranda hochläuft, etwas abzulegen scheint und wieder geht. Etwas verwundert, mache ich mich also auf den Weg zu schauen, ob etwas vor der Tür liegt.

Dort angekommen, öffne ich die Tür und es liegt tatsächlich etwas auf dem Boden zu meinen Füßen. Es ist ein längliches Paket. Kein Absender steht drauf und es ist nur mit braunem Papier umwickelt. Immer noch verwundert, hebe ich dieses auf und schaue mich um, ob ich den mysteriösen Absender irgendwo entdecken kann, aber es ist niemand mehr zu sehen.

Jetzt ist meine Neugier geweckt und ich nehme das Paket mit hinein. Auf dem Küchentisch öffne ich es und staune nicht schlecht, als ich ein Schwert vor mir liegen sehe. Dabei liegt ein Stück Papier.

Dieses nehme ich heraus und falte es auf:

„Sehr geehrte Elizabeth Hayden,

hiermit sind sie offiziell auf der Schattenjäger Akademie aufgenommen.

Wir bitten sie, nur das Nötigste mitzunehmen, Alles und Jeden hinter sich zu lassen und sich um

11:30 an der Bushaltestelle ‚Bahnhof'

einzufinden.

Wir freuen uns auf ihr Kommen,

Schattenjäger Akademie

Professor van Haven

Akademieleiter."

Zuerst verstehe ich den Brief nicht ganz. Ich soll einfach Alles und Jeden hinter mir lassen? Bei meinen Eltern ist das ja kein so großes Problem. Aber mein ganzes Leben? Das ist nicht ganz so einfach. Auf diesen Schock hin, setzte ich mich zuerst einmal auf einen der Stühle in der Küche.

Schattenjäger Akademie... 

Mit diesen Worten kann ich gar nichts anfangen. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und schaue mir das Schwert etwas genauer an.

Es ist aus hartem Stahl gefertigt und wirkt fast schwarz. Im Licht sieht man immer wieder Ornamente auf der Scheide schimmern. Ich traue mich, es aus dem Karton zu holen. Es ist perfekt für meine Hände gefertigt worden. Ich kenne mich mit Waffen ja nicht wirklich aus, aber es scheint für mich wie die beste Waffe.

Plötzlich versprühe ich den Drang das Schwert zu schwingen und gebe diesem auch nach.

Fast perfekt bekomme ich eine ganz Kombination von Schlägen hin. Vor Schreck, lasse ich das Schwert erst einmal fallen. Was geschieht mit mir? Warum kann ich das? Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. In der Ruhe liegt die Kraft.

Vorsichtig hebe ich es auf und lege es wieder auf den Tisch. Ich habe gemischte Gefühle. Einerseits bin ich stolz, dass ich so etwas kann, andererseits macht es mir Angst. Niemand kann so etwas über Nacht, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das gestern noch nicht konnte.

Jetzt bin ich noch verunsicherter. Was soll dieser Brief? Und dieses Schwert? Will mich da jemand auf den Arm nehmen oder... oder stimmt das wirklich? Ich weiß mir keine Antworten auf diese Fragen.

Ich weiß nur, dass ich jetzt eigentlich in die Schule gehen sollte, aber ich habe dafür doch gar keinen Kopf.  Gehe ich nicht und meine Eltern bekommen es heraus, bin ich tot. Also muss ich wohl gehen.

Aber zuerst sollte ich das Schwert verstecken. Ich packe alles wieder fein säuberlich zusammen und bringe es in mein Zimmer. Da ich weiß, dass meine Mutter hier gern einmal alles durchsucht, habe ich eine Bodendiele gelöst und stecke dort die ganz privaten Sachen herein. Ich hoffe, dass auch das Schwert dort hinein passt.

Nach kurzem Probieren, habe ich einen Weg gefunden es leicht schräg hinein zu legen. Vorsichtig mache ich die Diele wieder an ihren gewohnten Platz und stehe auf.

„Mist... Ich muss los."

In rasantem Tempo, putze ich mir meine Zähne, schminke ich mich so minimal wie ich es mir zutraue, schnappe meine Tasche und renne aus dem Haus.

SchattenjägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt