Kapitel 1

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1.Kapitel

Ich durchsuchte meinen ganzen Schreibtisch. Nirgendwo auch nur ein brauchbares Blatt. Als ich in der Küche danach suchte, wurde ich fündig. Eingeklemmt zwischen den Schneidebrettern klemmten sie. Einzeln, schon ziemlich durch geknickt. „Typisch", murmelte ich. Aber diese Unordnung machte mir trotzdem zu schaffen. Bevor sich jemand meldete, musste ich dringend das Chaos beseitigen.
Ich trottete wieder zum Schreibtisch und breitete die Blätter vor mir aus. Aus der obersten Schublade holte ich meinen Füller, mit dem man besonders gut dicke Lettern schreiben konnte. Schwungvoll und elegant brachte ich die Überschrift auf den Zettel. Nach einer ganzen Weile betrachtete ich mein Meisterwerk. Ich interessierte mich sehr für Kunst, was mich auch zu dem Einzug in eine eigene Wohnung in der Nähe der Universität brachte.
Nachdem ich meine Arbeit beendet hatte und die Zettel beschrieben worden waren, machte ich mich auf um nach einem geeigneten Platz für sie zu suchen. Eins hängte ich im Supermarkt um die Ecke auf. Ein anderes an die Tafel vor dem Rathaus. Und das letzte pinnte ich lustlos an den nächst gelegenen Baum. Es würde sich sicherlich niemand melden und morgen war schließlich auch noch ein Tag.
Als ich die Wohnungstür hinter mir schloss, fühlte ich wie einsam ich mir vorkam. In diesem „Palast", wie ich das Haus bei meinem Einzug getauft hatte, bekam man von Größe eine ganz andere Vorstellung. Doch es hatte zu mir gepasst und ich war mir sicher es würde mich inspirieren.
Nachdem ich mir eine Tasse Tee und Abendessen gemacht hatte, setzte ich mich in den Wintergarten. Dieser gläserne Bereich erinnerte mich eher an die Kuppel eines Planetariums und nicht an einen normalen Wintergarten. Ich blätterte in ein paar Zeitungen, die auf dem Sofa neben mir lagen. Mit den Augen überflog ich die einzelnen Schlagzeilen, doch ich konnte nichts finden, was mich annähernd interessierte.
Ich wollte mich gerade einem Buch aus dem Regal widmen, da wurde ich auch schon unterbrochen.
Ein lautes Klopfen durchbrach die abendliche Ruhe. Ich schlurfte zur Haustür. Ein junger Mann, jedoch etwas älter als ich stand vor mir. Er hatte dunkelbraunes Haar, was an den Seiten etwas kürzer geschnitten und oben länger war. Er hatte es zur Seite gegelt, was ihm den typischen Surfer Look verlieh. Seine Haut war etwas gebräunt, seine Wangenknochen kantig und das Kinn stand etwas nach vorne. Der perfekt sitzende leichte Bart machte sein ganzes Profil stimmig. Er sah umwerfend aus und im ersten Moment hatte er mich tatsächlich um meine Sprache gebracht. „Hey. Ich bin Damon. Und du musst sicher Alice sein", seine tiefe, leicht rauchige Stimme lies mein Herz einen Schlag aussetzten. „Ehh... ja genau", stammelte ich. „Du musst die Anzeige gelesen haben oder?" So langsam fand ich meine Sprache wieder. Er nickte und verzog seinen Mund zu einem leicht schiefen Lächeln. Er hob seine Hand und streckte sie mir entgegen: „Hey, ich bin der neue Mitbewohner, auf den du gewartet hast." Ich trat ein Schritt zur Seite und mit seinem Eintreten, kamen auch das Unglück und der Schmerz in meine bisher so heile, wunderbare Welt.


DAMONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt