(K)eine Freundin

5 2 0
                                    

Ein lautes „Pling“ ertönte und der Sperrbildschirm des Handys leuchtete auf. Mit verschwommenen Blick schaute sie auf das Handy: Drei Anrufe in Abwesenheit von Mama. Sie robbte ein Stück von der kalten Wand weg und griff in ihre Schultasche, um ein Taschentuch herauszuziehen. Heiße Tränen liefen über ihre Wangen und sie versuchte sie zu trocknen. Immer wieder hörte sie die Stimmen in ihrem Kopf : Du bist anders als wir Lisa, voll die Hässliche, was hat die wieder an! Fette Sau!
„ Aufhören!“ schrie sie und schlug sich die Hände an den Kopf.  „Pling“ der nächste verpasste Anruf. Doch sie konnte jetzt nicht mit ihr reden denn dann würde sie hören das sie geweint hatte und würde natürlich wissen, wollen warum sie noch nicht Zuhause war. Sie machte sich immer so viele Sorgen. Aber sie hatte gar keine Ahnung wie es Lisa ging, wie auch? Sie redete ja nie über das alles mit ihrer Mutter nicht, mit keinem. Nicht mehr .
Seit sie vor zwei Jahren umgezogen waren und sie auf eine neue Schule kam. Am Anfang waren es nur Blicke die ihr zugeworfen wurden und leises Getuschel, dann fingen einige Mädchen an sich über ihre Klamotten lustig zu machen. Jede Pause stand sie allein auf dem Schulhof, sie wollte doch so gern etwas mit den anderen machen aber die interessierten sich nicht für sie. Womit hatte sie das nur verdient und wieso merkte keiner, wie es ihr ging? Einmal hatte sie es versucht, das war als ein Mädchen sie an den Haaren gezogen und dann mit dem Kopf auf die Tischplatte gestoßen hatte. Es tat so weh und gab eine ziemliche Beule. Als ihr Vater sie darauf angesprochen hatte, erzählte sie ihm was geschehen war. „ Ach denkst du nicht das du übertreibst?“ hatte er nur gesagt und sie streng angeguckt. Seit diesem Gespräch wusste sie das man ihr eh nicht glauben würde und es also auch keinen Sinn hatte sich zu beschweren.
Lisa stand auf und sah in den Spiegel, ein blasses Gesicht starrte ihr entgegen ihre Augen waren rot und verquollen: Was ist denn nur falsch an mir? Sie musterte ihr Spiegelbild genauer. Fettige Haare eine viel zu große Nase und eine schöne Figur sieht auch anders aus“ dachte sie.  Kein Wunder das die anderen mich so behandeln ich muss an mir arbeiten,  ich bin Scheiße!“ Sie schlug mit der Hand gegen den Spiegel und sank dann schluchzend auf dem Boden zusammen. Ein Blick auf die Armbanduhr verriet ihr das sie bereits seit 1 Stunde hier drin eingesperrt war.
Eigentlich wollte sie nach der 8 Stunde nur kurz auf die Toilette doch kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen hörte sie wie von außen ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Sie war eingesperrt alleine auf dem Mädchenklo und das Schulgebäude war leer. „ Mich vermisst eh niemand. Vielleicht wäre es besser, wenn ich einfach für immer hier drin bleibe“. Plötzlich klopfte es von außen an die Tür und eine Männerstimme fragte : „ Hallo ist da wer?“ sie zögerte , sollte sie wirklich antworten? Hier drin war sie in Sicherheit vor den Mobbingattacken der anderen. Aber sie konnte schließlich auch nicht ewig hier bleiben „Ja, ich!“ rief sie. Die Tür wurde geöffnet sie hörte Schritte näher kommen und sah vom Boden auf. „Steh auf“ Vor ihr  stand Alex, eines der Mädchen, die keine Gelegenheit ausließen,  um andere schlecht zu machen. Sie hatte das selbst oft genug am eigenen Leib gespürt. Ein wenig verwirrt rappelte sie sich auf und ging zur Tür. Sie bedankte sich beim Hausmeister, der neben Alex stand und die Tür geöffnet hatte. So schnell wie möglich verließ sie das  Schulgebäude. Alex folgte ihr. „ Warum hast du mir geholfen?“ fragte sie auf dem Weg zum Parkplatz. „Egal, die anderen dürfen es nicht erfahren. Wenn die das wüssten…“ „Also hast du auch Angst vor ihnen?“ fragte Lisa staunend. „Was habt ihr gegen mich?“ „Ich hab nichts gegen dich. Aber es ist nun mal so, dass DIE immer einen brauchen, den sie fertig machen können, um sich als was Besseres zu fühlen. Tut mir leid, ich hab nie darüber nachgedacht,  wie sich das für dich anfühlt.  Aber heute waren mir einfach zu viel.“ Lisa nickte stumm und holte den Autoschlüssel aus ihrer Tasche. Mit einem leisen Klick öffnete sich das Schloss und sie öffnete die Fahrertür. Sie stieg ein und dann wollte gerade die Tür  schließen, hielt aber kurz inne : „Soll ich dich mitnehmen.?“

(K )eine Freundin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt