1. Don't be afraid, I'm your friend...

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Es war Nacht.
Und ich rannte.
Ich rannte durch die engen Gänge der kleinen Stadt.
Das schwache Licht der Fackeln drang in die Gassen in denen ich lief.
Das Kleid, dass ich hochgerafft hatte, um schneller zu laufen war voller Schmutz und Dreck.
"Bleib stehen" schrie ein langhaariger Mann in einfacher brauner Rüstung.
Ich antwortete nicht und lief einfach weiter, ohne mich nochmal umzusehen.
Mein Atem ging stoßweise.
Ich musste es nur aus dieser Stadt schaffen, raus in die weite Ebene, dorthin würden sie mir nicht folgen.
Dort vorne war eine Gabelung, vielleicht könnte ich ihn abhängen, wenn ich doch nur schnell genug wäre.
Die Rufe hinter mir werden lauter, der Mann holte auf.
"Kenna!"
Ich drehte, noch während ich rannte, entsetzt meinen Kopf nach hinten.
Woher wusste dieser Mann meinen wahren Namen?
Jedoch konnte ich mir keine weiteren Gedanken darüber machen, denn ich war an der Kreuzung angelangt.
Mein verzweifelter Blick versuchte sich in den wenigen Sekunden einen ausreichenden Überblick zu verschaffen, während mein Herz weiter wie wild in meiner Brust schlug.
Dort hinter den kleinen Verkaufsständen.
Ich nahm meine Beine in die Hand und lief, zur gleichen Zeit betete ich zu allen Göttern dieser Erde, dass sie mich entkommen lassen sollten.
Ich erreichte die schmale Gasse und wäre fast in ihr verschwunden, als etwas meine Schulter durchbohrte.
Ich stieß einen spitzen Schrei aus.
Schmerz strömte von der Wunde zu meinen rechten Arm bis hin zu meinen Fingerspitzen.
Verkrampft ließ ich den hellblauen Stoff los, sofort verfingen sich meine Füße in den Saum und ich stürzte ungelenk zu Boden.
Meine Knie und Hände wurden durch den rauen Boden sogleich aufgeschürft.
Ein weinerliches Wimmern kam über meine Lippen.
Meine Schulter fühlte sich an wie das Metall eines Schmiedes im Feuer.
Gleißend hell übernahm der Schmerz meine Sinne und ließ mich an nichts anderes denken, auch nicht, als sich neben mir mein Verfolger niederließ.
Ich versuchte mit meiner unverletzten Seite nach ihm zu schlagen, während ich noch immer am Boden lag.
"Hör auf" erklang die tiefe Stimme des Mannes.
Plötzlich wurde mir eine Hand auf den Mund gelegt und das Messer aus meiner Schulter entfernt.
Ich brüllte vor Schmerz, doch durch die Hand konnte man nur ein Fiepen wahrnehmen.
"Shhhhhh" ertönte es.
Ich wurde herum gedreht und erblickte durch die schwache Beleuchtung das Gesicht meines Verfolgers, der mich schwach anlächelte.
Er drückte etwas auf die Blutung.
Panisch musterte ich ihn weiter.
"Ganz Ruhig, du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ein Freund" flüsterte er und hob den Dolch über mein Gesicht, schließlich steckte er ihn weg.
"Das hättet ihr euch... überlegen sollen, bevor ihr mich.... gejagt habt" gab ich abgehackt zurück.
Er lächelte und zog mich an sich.
Ich stemmte mich zwar gegen seinen Griff, doch war er eindeutig stärker.
"Kleine Prinzessin, wäret ihr weiter gelaufen, dann hätten euch die anderen getötet, seid froh das ich es bin und keiner von denen" gab er schmunzelnd von sich, "und jetzt ist es Zeit zu schlafen!"
Der Mann grinste mich verräterisch und schüttete mir etwas in meinen leicht geöffneten Mund.
Die bittere Flüssigkeit suchte sich einen Weg in meine ausgedörrte Kehle.
Ich begann kurz zu Husten, als meine Lider schwerer wurden.
Das letzte was ich in meiner so kurz erworbenen Freiheit sah war das fürsorgliche Lächeln eines Mannes den ich nicht kannte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 20, 2017 ⏰

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The Princess of NowhereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt