Der Weg

3. Kapitel

Rechtes Bein. Wanderstab. Linkes Bein. Rechtes Bein. Wanderstab. Linkes Bein. Dieser monotone Rythmus brachte Kuse Meile um Meile weiter, ohne das sie es wirklich merkte. Sie war in eine Art Trance gefallen und nahm ihre Umgebung kaum noch war, sodass sie den Wagen der von zwei schwarzen Pferden gezogen wurde erst im letzten Moment bemerkte. Mit einem preisverdächtigen Hechtsprung in das am Wegrand wachsende Grünzeug rettete sie sich vor dem Niedergetrampelt und Überfahren werden. Der Kutscher schien sie nicht bemerkt zu haben. Die Kutsche fuhr weiter und Kuse stand, sich den schmerzenden verlängerten Rücken reibend, auf und sah den 16. Nord-Süd Weg verlassen vor sich liegen. Nach dem sie ihre Rucksack gerichtet und ihren Wanderstab ergriffen hatte ging sie weiter als wäre nichts passiert. Rechtes Bein. Wanderstab. Linkes Bein. Rechtes Bein. Wanderstab. Linkes Bein.
Als die Sonne sich langsam dem Horizont näherte blickte sie auf. Vor ihr lag eine große Kreuzung, wie es sie nur gab wenn ein wichtiger Weg gekreuzt wurde. Es war die Kreuzung mit dem 50. Ost-West Weg, welcher im Zentrum der Hauptstadt Polybolos mit dem 50. Nord-Süd Weg das Zentrum des Landes bildete. An der vor Kuse liegenden Kreuzung stand auf der rechten Seite hinter dem Ost-West Weg, also in dem südwestlichen Abschnitt, ein kleines Gasthaus. Aus dem geziegelten Schornstein quoll im Abendlicht rötlich schimmernder Rauch. Das gesamte Gebäude war aus Ziegessteinen errichtet worden. Es hatte nur eine Etage und in dieser Etage aus Kuses Sicht ein Fenster welches sich neben der mit Stahlbändern beschlagenen Tür befand.
Ihr Bauchgefühl riet ihr sich von dem Haus freizuhalten. Doch ein stärkeres Bauchgefühl, Hunger, übertönte ihren Instinkt. Zusätzlich wurde ihr klar wie lange es her war seit sie zuletzt nicht unter freiem Himmel geschlafen hatte. Und eine Nacht in einem Gasthaus würden sie schon nicht umbringen.