Kapitel 36 ~ Du hast es die ganze Zeit gewusst

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Ich weiß nicht, warum ich Caro nicht vorher angerufen hatte und sie vorgewarnt hatte, dass ich zu ihr kommen würde. Ich hatte mir auch keine Gedanken darüber gemacht, was wohl ihre Eltern denken würden, wenn sie mich so sehen würden. So verheult und fertig. Und erst recht hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, ob sie Besuch hatte oder nicht.

Also klingelte ich, als ich vor Caros Haustür stand und versuchte mich zusammen zu reißen. Die Tränen hatte ich weggewischt und bemühte mich sehr, weitere aufzuhalten. Zu meinem Glück öffnete Caro die Tür und nicht ihre Mutter oder ihr Vater.

"Rose, was machst du denn hier?" Sie schaute mich überrascht an. Ich versuchte den Knoten in meinem Hals runterzuschlucken, aber stattdessen entwich mir ein Schluchzen. So sehr ich es versuche, ich bekam kein Wort heraus. Caros Gesichtsausdruck änderte sich sofort von überrascht zu besorgt und sie zog mich am Arm ins Haus, um dann die Tür zu schließen.

"Was ist passiert?" Fragte sie besorgt und versuchte mir am Gesicht abzulesen, was passiert war. Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten und schüttelte nur den Kopf. Sie zog mich in ihre Arme und ich fing unkontrollierbar an zu schluchzen.

"Lass uns in mein Zimmer gehen." Sagte sie, löste sich und zog mich sanft hoch in ihr Zimmer. Als wir am Wohnzimmer vorbeigingen, sah ich, dass Jack auf dem Sofa saß und uns überrascht anschaute. Ich drehte meinen Kopf von ihm weg, in der Hoffnung er würde meine Tränen nicht sehen und ging mit Caro hoch. In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie die Tür hinter uns und wir setzten uns aufs Bett.

"Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?" Fragte sie mich und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

"Ich bin so dumm." Die Worte kamen zwischen vielen Schluchzern heraus und ich war überrascht, dass ich überhaupt etwas sagen konnte. Sie zog mich zu sich heran, sodass ich meinen Kopf an ihre Brust legte.

"Du bist nicht dumm." Sagte sie und sorge somit dafür, dass mehr Tränen kamen. Ich weiß nicht warum, aber wenn mir Menschen nette Sachen sagten, wenn ich weinte, musste ich nur noch mehr weinen. Caro küsste mich auf den Kopf und strich mir über den Rücken, mit der Absicht mich zu beruhigen. Ich weiß nicht wie lange wir so dasaßen, ohne zu reden, aber schließlich konnte sie mich ein bisschen beruhigen und ich setzte mich langsam auf und sah sie an.

"Soll ich dir etwas zu trinken bringen?" Caro schaute mich fragend an und ich nickte, da ich merkte, dass mein Mund sich schleimig anfühlte. Was hat es mit dem Speichelfluss auf sich, wenn man weint?

"Wasser?" Wieder nickte ich und sie stand langsam auf. "Bin gleich wieder da." Sagte sie noch und ging dann aus dem Zimmer. Meine Wangen waren ganz kalt und nass von den Tränen, als ich über sie wischte und meine Augen taten weh vom weinen. Können die Tränen nicht schon aufgebracht sein? Ich möchte nicht mehr weinen...

Noch nie hatte ich mich so benutzt gefühlt. Die ganzen zwei Wochen waren einfach nur eine Lüge. Hatte Nick es schon geplant gehabt, als ich ihn das erste Mal getroffen hatte? War er überhaupt betrunken? Ich packte mir an den Kopf, in der Hoffnung, dass die ganzen Fragen endlich verschwanden. Aber das taten sie nicht. Neue Tränen bildeten sich und ich stöhnte frustriert auf. Hör auf zu weinen Rose!!

Sauer wischte ich eine weitere Träne weg und stand auf. Ich ging aus dem Zimmer raus und in das Badezimmer, was gegenüber Caros Zimmer war. Als ich vor dem Spiegel stand, biss ich mir auf die Unterlippe. Okay ich hatte mich schon gedacht, dass ich verheult aussehe, aber dass ich so scheiße aussehe...

Ich nahm etwas Klopapier und schneuzte meine Nase, schmiss das Klopapier dann in den Mülleimer und schaute mich wieder im Spiegel an. Meine Augen waren rot und jetzt auch noch meine Nase. Caro trat plötzlich ins Badezimmer, mit einem Glas Wasser in der Hand.

7 Minuten im HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt