Kapitel 1

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Ich rannte die Schultreppen rauf und suchte hektisch nach meiner Klasse. „Ah hier."
Nachdem klopfen riss ich die Tür auf und sah in die Gesichter meiner ach so lieben Mitschülern.
„Na da ist die fette Kuh." rief Mert von hinten und alle fingen an zu lachen.
„Halt deine Fresse." schrie plötzlich Labi der böse rein sah. Ich musste Lächeln. Nur er konnte mein Tag retten.
Als Mert dann wirklich seine Fresse hielt, warf ich ihm ein bösen Blick zu und setzte mich zu Labi, Labinot um genauer zu sein. Mein bester Freund seit der Kita. Ich liebte diesen Jungen einfach, er war lustig, nett, charmant und immer da für mich. Er akzeptierte mich so wie ich bin, obwohl ich gemobbt wurde, stand er jedesmal vor mir. Mit meiner Zahnspange, Brille und meinen 70 Kilo bewunderte er mich trotzdem und machte mir tagtäglich Komplimente. Ach ich liebte ihn einfach.

Labi riss mich aus den Gedanken während er mich antippte. „Wo warst du?" flüsterte er leise.
„Hab verschlafen. Hatte sowieso kein Bock auf die erste Stunde." ich sank mein Blick und redete bis zur Pause kein Wort mehr.

„Ey du brauchst dich nicht beleidigt fühlen wegen Mert. Der sieht doch aus wie ne Kartoffel." ich lachte während ich meine Bücher aus dem Spind nahm.
„Endlich lachst du." sagt er grinsend.
„Du verstehst das nicht Labi."
„Ich habe dir doch gesagt ignorier diese Menschen." während er mir tief in die Augen sieht versuche ich meine Tränen zu unterdrücken und schaue auf dem Boden.
„Wenn es so leicht wäre.-"
Und da kam er, mit seiner beliebten Gruppe. Der ganze Flur beobachtete die, und meine Augen waren nur bei Ihm. Besim. Seine dunkelbraunen Haare die er so schön rauftat, seine braunen Augen die mich durcheinander brachten und oh Gott, dieses Lächeln. Ich war definitiv verknallt in Ihn, und das seit der 10ten Klasse. Doch er wusste nicht einmal das ich existiere. Wie denn auch? Er hatte genug schöne Mädchen vor sich mit schönen Kurven und makellosem Gesicht. Wozu denn dann mich?
Ich lachte mich selbst aus, wie könnte ich den nur Hoffnung für sowas haben.

Labi zog mich weg als er merkte, dass ich nur zu Besim starrte. In der Caffeteria setzten wir uns hin und er sah zu mir. „So schön ist der nunmal auch nich."
„was? Du hast echt keine Ahnung." ich biss an meinem Apfel und wiederholte die Szene wieder in mein Kopf.
„Da bin doch ich schöner oder zemer?" Er machte eine Model pose und tat seine Lippen zu einem Duckface. Mal wieder lachte ich mich schlapp. „Besim ist doch nichts im Gegensatz zu dir." ich grinste ihn an.
Als die Schul Klingel läutetete, standen wir gleichzeitig auf und begaben uns in der Aula.
„Lass uns letzte Stunde schwänzen." gab Labi von sich.
„Aber wir haben doch-."
„Chemie. Was garnicht wichtig ist. Also ja?" unterbrach er mich.
„Nur weil du heute mein Tag gerettet hast."
Er umarmte mich fest und tat Luftsprünge.
„Opfer" rief ich lachend.

Die nächsten Stunden vergingen ganz normal. Wie immer sprach mehr als die Hälfte der Klasse sowie so nicht mit mir. Ich war es gewohnt, obwohl es so weh tat ausgeschlossen zu werden. Warum? Weil ich vom optischen keinem anpasste. Es zerfraß mich innerlich und machte mich so kaputt. Doch schließlich war ich auch nur ein Mensch mit Herz. Jahr zu Jahr es änderte sich nichts. Jedesmal die ausgeschlossene Mirlinda. Doch eins war mir klar, vielleicht nicht heute oder Morgen, aber irgendwann würde ich es Allen zeigen. Und das geschah dann auch.

„Linda?" schrie Labi plötzlich.
„O budall schrei doch nich so."
„Ja wenn du nur an Besi denkst und mir nicht mal zuhörst." ich musste grinsen als er auf beleidigt tat.
„Tut mir Leid." entschuldigte ich mich und legte meine Hand auf sein Arm.
„Schon gut." und dann legte er ebenfalls seine Hand auf mein Arm und wir beide lachten laut auf.
„Starbucks?"
„Ach Labi, du weisst das nur Wasser trinken dort voll teuer ist."
„Na komm. Ich zahl schon." flehte er mich an.
„Nein, auf garkeinen fall." Ich krämpfte meine Arme.
„Bitte. Bitte. Bitte." er kniete sich vor mir hin und bettelte mich an. Ich riss meine Augen auf und lachte mich schlapp.
„Okay okay, schon gut du Idiot. Steh auf alle schauen uns an." ich zog ihn hoch und konnte nicht mehr vor lachen.
Er war der einzige Mensch der mich so glücklich machen konnte wie noch nie, er gab mir ein Selbstwertgefühl, selbst wenn ich keins besaß.

Im Starbucks schlürfte ich mit dem Strohalm an meinem Frappacino und scrollte an mein Handy.
„Wann fährst du eigentlich nach Kosov diesen Sommer?" unterbrach er die Stille.
„Juli oder August. Ist mir eigentlich egal."
„freust du dich denn nicht?" fragte er
„Es läuft eh jedes mal gleich. Den ganzen Tag lang in mein Zimmer am Filme und Serien kucken und schön viel essen."
Labi grinste. „okay ich komm dich besuchen und dann zeigst du mir deine Stadt."
„Was? Du warst doch öfter in Pejë als ich du bambi."
„Ja aber jetzt will ich mal mit dir." Ich musste schmunzeln.
„Ist das also ein ja?" fragte er dann.
Ich nickte leicht und schlürfte weiter.
Als ein paar meiner Mitschüler kamen, senkte ich mein Kopf und kroch in meine Jacke.
„Was tust du da?" fragte Labi
„ach nichts. Komm lass uns gehen." Wir machten uns auf dem Weg zum Ausgang.
„Wenn haben wir denn da? Die hässliche Kuh und den Biest." sagte Aida als alle anfingen zu lachen.
„Als wärst du mit deiner ein Meter Zahnlücke und Gesicht wie eines Gehsteiges schöner." Alle wurden still und sahen geschockt zu Labi. Ich lachte laut auf und konnte mich kaum beruhigen. Sie griff an ihr Gesicht und lief leise davon.
„Labi du verteilst ja Körbe wie Jordan."
„Für dich tu ich alles." er blickte tief in meine Augen und brachte mich wieder zum Lachen.
„Du bist kein romantiker, versuch es auch garnicht." eigentlich log ich um ihn zu ärgern.
„Deswegen wollte Morena taraku auch ein Date mit mir ne."
„Natüüüüüürlich." schrie ich lachend laut auf.

Den ganzen Weg bis nach Hause hatte ich gelacht wie seit Jahren nicht mehr. Ich hatte ein Riesen Glück, dass ich so einen Freund und zugleich Bruder wie Labinot hatte. Er war einfach nur unersetzbar. Sein Herz war größer als ganz Asien.
„Und nun stehen wir vor Mirlinda Kelmendis Villa."
„Mshelle." *halts maul* rief ich genervt.
„Oke Oke digga. Ruhig bleiben Kollege. Na gut. Genug herum gealbert. Ich hoffe du fette Kuh hattest ein schönen Tag. Obwohl mit mir ist eigentlich alles immer schön. Okay kommen wir zum Punkt. Bis morgen, sei bitte um PUNKT 7.30 hier vor der Bus Station. Kapish?"
Ich musste grinsen während er ganze zeit nur vor sich laberte. Eigentlich hörte ich ihm kaum zu, ich war einfach nur für diesen einen Moment glücklich. Glücklich aus ganzem Herzen.
Er wedelte mit seiner Hand vor mir.
„Ja, Ja schon gut. Bis Morgen." Wir umarmten uns zur Verabschiedung und dann betrat ich mein Haus.

„Mam? Bab?" schrie ich durchs Haus.
„Nkuzhin jom." antwortete meine Mutter. *bin in der Küche*
Ich ging zu Ihr und gab ihr Küsse auf der Wange. „Wie war dein Tag?" fragte ich sie.
„Ganz okay. Geputzt, gewaschen und jetzt kochen. Albanische Hausfrau ne." ich liebte ihren Akzent. „Ti qa bone?" *und was hast du gemacht?*
„Schule, dann den halben Tag mit Labi verbracht. Wie immer."
„Wie geht es ihm eigentlich?" fragte sie
„Ganz gut."

Ich verschwand in mein Zimmer und legte meine Schultasche weg. Liegend am Bett fühlte sich meine Seele endlich frei. Mittlerweile hasste ich München schon, und das nur wegen ein paar meiner so negativen Mitschülern. Die Schule allgemein war reiner blödsinn, aber meine Eltern meinten, dass Privatschulen viel besser sind. Natürlich, vonwegen. Wenn Sie wüssten das ihre Tochter seid Jahren gemobbt wird, würden wir locker in ein anderes Land ziehen. Aber eigentlich wär das garnicht so schlecht ... und dann kam mir Labi in den Sinn, ich verdrängte sofort den Gedanken in ein anderes Land ziehen.
Leider Gottes war ich ein Einzelkind, wie sehr ich mir auch Geschwister gewünscht hätte, habe ich keine. Meine Eltern verwöhnen mich Tag zu Tag, aber eigentlich verlange ich nichts.

Langsam stand ich vom Bett auf und sah mich im Spiegel an. Ich verzog mein Gesicht beim Anblick meines Körpers. „Es ist allein deine Schuld." flüsterte ich.
Im Badezimmer kroch ich zusammen und fing an einfach zu weinen und alles raus zu lassen. Sowie jeden Abend. Mit der Hoffnung, dass der Morgen besser wird.

Bis das dass Glück uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt