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„Ja Mama ich komm ja schon runter!" „Hast du denn auch alles eingepackt?" „Ja... ich hab alles dabei..." Ich ging mit meiner riesen Reisetasche nach unten und sah wie die Augen meiner Mutter sich mit Tränen füllten. „Hey.. ich bin doch in zwei Wochen wieder da", sagte ich. „Und was soll ich in der Zeit machen?", fragte sie traurig. „Hallo? Du musst jeden Tag arbeiten gehen?!" „Und was machst du ohne mich zwei Wochen in Köln?" „Mama.. ich mach da ein Praktikum, das heißt ich werde den ganzen Tag arbeiten." „Dann hast du gar keine Zeit mich zu vermissen.", sagte sie traurig und die ersten Tränen rollten ihre Wangen runter. Manchmal hatte ich echt das Gefühl ich spreche mit einer Freundin und nicht mit einer Mutter. Klar, sie war allein erziehend und ich war das einzige was sie hatte, bis auf unsere kleine Hündin Ali, aber trotzdem. Ich machte schließlich nur ein zweiwöchiges Praktikum als Modedesignerin in Köln und wanderte nicht nach Madagaskar aus. Natürlich war ich traurig sie zwei Wochen lang nicht bei mir zu haben und mit ihr über alles reden zu können, aber erstens war ich sonst auch kaum zu Hause, sondern bei meiner besten Freundin Josy, und zweitens machte meine Mama sonst auch nichts anderes als mit Ali zu kuscheln, ihre besten Freundinnen treffen und zu arbeiten. Zwar sahen wir uns ziemlich wenig am Tag, aber wenn waren wir so in unsere Gespräche vertieft, dass wir eigentlich alles um uns ausschaltete.„Komm, zieh dir schnell deine Schuhe und deine Jacke an, dein Zug kommt in einer halben Stunde."

Anscheinend hatte sie sich wieder zusammen gerafft, denn alle Tränen waren weggewischt und sie sah fast wieder menschlich aus und irgendwie glücklich. Moment, glücklich?! War sie plötzlich froh, dass sie zwei Wochen Ruhe vor mir hatte?! Stimmungsschwankungen... dass musste es sein, zwar hatte sie die immer selten, aber wenn total ausgereift.Schnell schlüpfte ich in meine weißen Chucks und zog mir meine Jeansjacke über. Irgendwie total hirnrissig, da es draußen ziemlich kalt war, aber alle anderen Jacken hatte ich im Koffer verstaut.

Als ob der nicht so schon zu schwer gewesen wäre. Ich guckte in den Spiegel und ein 16 jähriges Mädchen mit hellbraunen, längeren und leicht gewellten Haaren schaute mich an.

Eigentlich war ich ganz zufrieden mit mir, wenn meine Augen nicht einen leichten rot stich gehabt hätten. Warum konnte ich nicht wie normale Menschen, braune Augen haben. Nein!  Meine müssen auch  noch rot schimmern.

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„Antonia, kommst du jetzt endlich ins Auto, sonst fahr ich ohne dich.", schrie meine Mum schon von draußen. „Dann fahr doch.

Du weißt, dass du dann umsonst los fährst?", fragte ich ironisch, aber meine Mama verstand es todernst und schrie sauer zurück:

„Dann bleib doch hier."  „Jaja. Ich komm ja schon."*Nach fünf Minuten kamen wir dann auch am Bahnhof an. Ich weiß, dass wir viel zu früh dran waren und ich jez ca. 20 Minuten warten konnte, aber wenn man 16 Jahre lang mit einer Frau zusammen lebt die auch noch deine Mutter ist, dann ist man immer überpünktlich. „Und? Freust du dich?", fragte sie jetzt.

„Klar, aber irgendwie bin ich total aufgeregt und hab deshalb auch ein bisschen Angst, dass nicht alles so klappt, wie ich es mir vorstelle."

„Hey, wird schon alles klappen.", meinte sie liebevoll. „Das hoff ich für dich, weil ich sonst wieder nach Hause komme." „Hoffentlich klappt alles.", flüsterte sie kaum hörbar, aber da ich jetzt keinen Ärger wollte fragte ich unschuldig: „Mh? Was hast du gesagt?" „Ach, nichts." „Hoff ich mal für dich.", meinte ich dann trotzdem patzig.

„Komm, steig aus. Dein Zug kommt zwar erst in zehn Minuten, aber Maren wollte noch kommen und deshalb muss ich jetzt fahren."

Maren ist Mamas beste Freundin und für die lässt sie ihre eigene Tochter auch gerne mal zehn Minuten in der Kälte stehen. „Jaja, ist gut ich hab verstanden: Du willst mich los werden.", lachte ich los und meine Mama stimmte nur lachen zu.

Wir stiegen aus und Mum half mir noch den Koffer aus dem Kofferraum zu hieven. Ich schloss sie noch in meine Arme, verabschiedete mich kurz und schmerzfrei, ehe sie wieder in unser Auto stieg und losfuhr.

Dem Abenteuer, zwei Wochen alleine in Köln, stand also nicht mehr im Wege.  Nach zehn Minuten, gefühlten  -10°C und schmerzenden Beinen, kam der Zug auch an unserem  „riesen"  Bahnhof an. Ich schleppte meinen jetzt schon nervigen Koffer in einen 4er und ließ mich auf einen Sitzplatz fallen.

Wenn man bedenkt das die Zugfahrt zwei Stunden und 30 Minuten dauern würde und ich jetzt schon keine Lust mehr hatte, konnte das echt lustig werden. Für meine Schule sollte ich eine Mappe anfertigen, mit Berichten über den Tagesablauf, Anreise, Abreise, etc., weshalb ich meinen Laptop aus meinem Rucksack nahm und anfing zu beschreiben, wie ich mit dem Auto zum Bahnhof und von dort nach Köln gelangt bin. Nach ungefähr einer Stunde fahrt musste ich aussteigen und hatte 20 Minuten Zeit um den nächsten Zug nach Köln zu suchen. Der Hagener Bahnhof war ungefähr sieben Mal so groß wie bei uns zu Hause, jedoch hatte ich kein Problem damit, da ich mich im Chaos, im Gegensatz zu meiner Mutter, super zurecht fand. An einem kleinen Stand holte ich mir noch einen eindeutig überteuerten Latte Machiatto und begab mich zum Gleis. Der Zug war bereits da, aber total überfüllt, was mich aufs übelste aufregte. Mitten im Gang musste ich stehen bleiben, da vor mir schon alles voll war und setzte mich auf meinen Koffer. Super, noch über eine Stunde Fahrt und ich durfte auf meinem Koffer sitzen. Aber dafür waren mehr Menschen da, die ich alle beobachten konnte. Da mich die ganzen Unterhaltungen um mich herum nervten, holte ich mein Handy und meine geliebten Beats-Kopfhörer hervor und hörte im Dauermodus ein Mash-up von Titanium und 500 miles, dass ich zum ersten mal bei Pitch Perfect gehört hatte. Man, das Lied machte einfach gute Laune, weshalb ich mich auch dabei erwischte, wie langsam zu grinsen begann. Anscheinend war ich auf meinem Koffer eingeschlafen, denn als ich meine Augen das nächste mal öffnete fuhr der Zug langsam über die Hohenzollern-Brücke. Wow! An den Gittern hingen ja echt viele Schlösser.

Zwar hatte ich davon schon gehört, aber das das so extrem war hätte ich nie gedacht. Langsam fuhr der Zug in den Bahnhof ein, weshalb ich alle meine Sachen zusammen suchte. Ich machte mich auf den Weg zum Ausgang und als ich ausstieg begann mein Herz vor Freude und Aufregung an zu rasen und ich machte mir echt Gedanken über einen plötzlichen Herzstillstand. Ich suchte nach meiner Cousine, welche mich am Bahnhof eigentlich abholen wollte. Sie wohnte jetzt seit einem halben Jahr in Köln und machte hier eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Da ich sie nicht finden konnte rief ich sie an.

let me sleep in your armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt