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"Hallo Louis. Ich bin Dr. Torres, du kannst mich aber auch Alice nennen."

Freundlich lächelte die Psychologin ihren Patienten an.

Louis hielt seinen Blick auf seinen Händen, als er ihr leise antwortete.

"Hallo."

"Ich weiß, dass du vermutlich nicht freiwillig hier bist und dass du wahrscheinlich lieber in deinem Bett liegen würdest, aber ich denke es ist gut dass du hier bist." Sie räusperte sich kurz, ehe sie weiter sprach.

"Wir werden gemeinsam dagegen ankämpfen. Ist das okay für dich? Denn wenn du nicht möchtest dass dir geholfen wird, musst du mir das unbedingt sagen. Du musst das selbst wollen, sonst haben wir keine Chance."

Louis hob kurz seinen Blick, blickte unsicher in die Augen der Psychologin. Er war schon bei einigen Psychologen, doch diese hatten ihn nie gefragt ob er das auch wirklich wolle.

"Glauben sie dass man mir noch helfen kann?"

Seine Stimme drohte zu brechen. Er hatte eine Weile nicht mehr geredet.

"Natürlich! Ich habe deine Akte gelesen. Ich hatte schon weitaus schlimmere Fälle, auch wenn sich das für dich komisch anhören mag, da du vermutlich denkst es könnte nicht mehr schlimmer gehen, oder?"

Der Junge nickte leicht.

"Aber ich sage dir, so schlimm es auch klingen mag, schlimmer geht immer. Wir werden alles dafür tun damit es dir wieder gut geht, ja? Ich verspreche es dir."

"Ich möchte dass sie mir helfen. Ich will wieder glücklich sein."

Tränen rannen über das Gesicht des Sechzehnjährigen, welche er gar nicht erst versuchte zu stoppen, da es keinen Wert hätte.

Alice lächelte ihren Patienten zufrieden an. Sie war voller Hoffnung und freute sich auf die Behandlungszeit mit Louis.

"Möchtest du mir erzählen wie du so geworden bist? Ich habe einen ziemlich ausführlichen Bericht von Dr. Brown bekommen, indem er alles genau schildert, also ist es nicht zwingend notwendig wenn du nicht darüber sprechen möchtest."

Louis zögerte, setzte dann aber zur Antwort an.

"Ich war 13 als ich mich in einen Jungen verliebt habe. Er war damals 16. Ich hatte es ihm erzählt und von einem Tag auf den anderen wussten es plötzlich alle. Sie beleidigten mich Tag für Tag, prügelten mich, warfen mir Steine hinterher. Jeden Tag warfen sie mir andere Dinge an den Kopf. Schwuchtel, Fettsack, Schwanzlutscher waren alltägliche Bezeichnungen für mich. Jeder kannte mich nur noch unter diesen  Namen. Kaum einer nannte mich noch Louis....
Irgendwann habe ich ihre Beleidigungen ernst genommen. Ich fand davor nie dass ich zu dick war oder etwas in der Art aber wenn ich jetzt vor den Spiegel trete, sehe ich überall nur fett. Ich habe angefangrn mich zu ritzen. Erst an den Armen, später an den Beinen und mittlerweile sogar an der Hüfte. Ich bin schwach, das weiß ich selber. Aber all das zieht mich immer tiefer in ein bodenlos scheinendes Loch, das versucht mich zu verschlingen."

Während seinen Erzählungen liefen ihm unaufhaltsam Tränen über die Wangen. Ihn störte das nicht, Dr. Torres störte es auch nicht. Sie wusste es war wichtig ihn nicht zu unterbrechen, da er sonst vermutlich nicht mehr geredet hätte.

"Möchtest du dich kurz auf diese Waage stellen?"

Sie deutete hinter sich. Lies Louis aber nicht aus den Augen. Alice wollte ihn zu nichts zwingen weshalb sie fragte ob er dies wollte.

Louis erhob sich zögernd von seinem Stuhl und steuerte die Personenwaage im hinteren Teil des Zimmers an.

"Kann ich meine Schuhe anbehalten?"

"Natürlich."

Der Sechzehnjährige schloss seine Augen, holte tief Luft und stellte sich dann langsam auf die Waage.

Alice beobachtete diese Situation aufmerksam und machte sich hin und wieder ein Paar Notizen zu seinem Verhalten.

Louis wagte nach Sekunden der Stille einen Blick auf die Waage.

"41.5kg"

Sagte er in den Raum hinein. Dr. Torres notierte sich die Zahl und bat den Blauäugigen dann vor den Spiegel.

"Wo siehst du an deinem Körper deine Problemzonen? Ich kann dir zwar sagen dass du perfekt bist, so wie du bist, aber ich denke das siehst du anders."

"Ich hasse meinen Po... meinen Bauch... meine Beine"

"Bauch-Beine-Po also. Mal schauen was Liam da für uns hat."

Sie lächelte ihren Schützling an und forderte ihn dann dazu auf mit ihr mit zu kommen.

Dr. Torres und Louis betraten einen kleinen Raum mit einer Spiegelwand. Darin befand sich ein etwa 20Jahre alter junger Mann, welcher Louis lächelnd begrüßte.

"Hallo, ich bin Liam. Du musst Louis sein, richtig?"

Louis nickte.

"Du fragst dich bestimmt was du hier sollst, aber das soll dir am besten Dr. Torres erklären."

Alice fuhr sich kurz durch ihr rabenschwarzes Haar, ehe sie fortfuhr.

"Ein Teil meiner Behandlungsmethode unterscheidet sich von den Methoden anderer Psychologen. Ich arbeite gemeinsam mit Liam. Er ist Tanzlehrer. Ich war früher Tänzerin und ich konnte früher vieles durch das Tanzen überstehen. Es war mein Anhaltspunkt. Sobald ich getanzt habe, habe ich mich frei gefühlt und konnte meinen Emotionen freien Lauf lassen. Als ich hier angefangen habe, habe ich unendlich viel Zeit damit verbracht eine wirkungsvolle Methode zu finden, hatte aber nie wirklich Erfolg. Bis ich dann eines Tages Liam getroffen habe. Er war einer meiner ersten Patienten. Er erzählte mir dass er etwas braucht an dem er seine Gefühle ausleben könnte. Da kam mir das Tanzen in den Sinn."

"Es hat mir unfassbar geholfen. Sie mich an, ich bin glücklich wie eh und je."

Liam lächelte fröhlich.

"Lässt du dich darauf ein? Li und ich werden dir einen, auf dich abgestimmten, Trainingsplan zusammenstellen. Du könntest so versuchen deine Sorgen abzubauen und gleichzeitig könntest du etwas gegen deine 'Problemzonen' tun."

"Ich werde es versuchen."

Louis lächelte unsicher.

"Du wirst das ganze hier auch nichg alleine machen. Wir werden dir jemanden in deinem Alter finden, mit dem du dich austauschen könntest. Ich habe da auch schon jemanden im Sinn. Du wirst ihn morgen kennenlernen."

Liam klopfte Louis kurz auf die Schulter, sagte ihm die Uhrzeit für die erste Trainingsstunde und verschwand dann gemeinsam mit Alice.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 10, 2016 ⏰

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Drown | Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt