Prolog

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Fünf Gestalten kamen in den dunklen Raum. Er wurde nur durch die zahlreichen Kerzen etwas erhellt. Das schwache Licht warf angsteinflößende Schatten auf den, mit Marmor bedeckten Boden. In der Mitte des Raumes stand eine Truhe mit vier Riegeln. Eine Lampe hing genau darüber, dadurch leuchtete sie prunkvoll und majestätisch.

Weiße Linien verzierten den Boden und liefen zu einem Pentagramm zusammen. Die Gestalten positionierten sich. Sie standen jeweils auf den Zacken des Sternes, zogen ihre Kapuze tief ins Gesicht und fingen an ein Lied zu summen.

Die Tür öffnete sich abermals und ein junges Mädchen kam herein. Ihre langen blonden Locken fielen ihr über ihren nackten Körper und bedeckten ihre kleinen Brüste. Ihr Gesicht war geschminkt, die Augen mit schwarzen Kajal optisch vergrößert und lange Wimpern warfen feine Schatten auf ihre rosigen Wangen. Ihr ganzes Leben lang wurde sie auf diesen Tag vorbereitet. Vierzehn kurze Jahre musste das Mädchen warten und die Schriften der Offenbarung durch Johannes auswendig lernen.

Sie war perfekt für dieses Ritual. Jungfräulich, klug und wunderschön. Sie hatte gerade ihre Erste Monatsblutung gehabt, deswegen wurde genau dieser Tag, als DER Tag ausgewählt.

Die Zeit war reif. Es war ein Befehl von Oben. Direkt aus dem Himmel überliefert durch die Stimme Gottes.

Es war alles vorbereitet und es würde genauso ablaufen, wie es in der Offenbarung stand. Das Buch der Sieben Siegel würde geöffnet werden und die Menschheit würde gereinigt werden.

Das war zumindest das Ziel der Sekte. Sie waren dafür bekannt, dass sie nur volljährige, alleinstehende Männer aufnahmen. Nur der Anführer durfte sich eine Frau aussuchen und ein Kind mit ihr Zeugen, war es ein Junge wuchs er bei der Frau auf, ein Mädchen allerdings, wurde bis nach der Ersten Blutung aufgezogen. Ihr wurde all das Wissen über das Neue Testament - explizit die Offenbarung - gelehrt.

Jetzt war es soweit. Die Tür öffnete sich abermals und ein großer Mann mit rotem Mantel kam herein. Er nahm das Mädchen an der Hand und führte es direkt in die Mitte. Er umkreiste sie und strich ihr die Haare im Nacken zusammen.

„Ich bin stolz auf dich, meine Tochter", flüsterte er ihr zu, küsste ihre nackte Schulter und legte ihre Hände behutsam auf das erste Siegel. Sie würde alle vier öffnen und die Apokalypse starten.

Sieben Siegel - Die OffenbarungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt