II.

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Die Luft war jetzt frisch und auch das Nieseln hatte langsam nachgelassen, doch es waren erst die Vorboten eines Sturms da war sich das junge, braunhaarige Mädchen sicher. Sie bog gerade in die Einfahrt ihres Hauses...das Haus ihres Mannes und schloss die Tür auf. Ein kalter Luftzug kam ihr entgegen, sie trat ein und bemerkte erst jetzt, dass es in dem alten Haus noch kälter war als draußen. Es roch nass und vermodert. Von außen war es zwar schön anzusehen mit seiner weißen Veranda, den verzierten Säulen und den Sitzmöbeln. Es hatte auch einen wunderschönen großen Garten mit Palmen und Ahornbäumen, viel Platz für Grillpartys und die ganze Verwandtschaft.  Doch von Innen war es ganz anderes, ja sogar hässlich, das Dach war undicht und immer wenn es regnete roch es unangenehm, außerdem knarrten die Treppe bei jeder Stufe die man nahm. Die Möbel waren, so wie das ganze Haus, das Erbe, das Russell am Todestag seines Großvaters bekam. Avery konnte nie diesen Gedanken verdrängen, doch irgendwie erinnerte sie das Haus an ihren Mann. Von Außen schön anzusehen, doch je weiter man in das Innere Blickt, desto verängstigter, schockierter & enttäuschter ist man.

Die Brünette entledigte sich ihres Mantels und ging die Treppe rauf, wo sie oben angekommen feststellen musste, dass das Dach der alten Sommervilla mittlerweile so undicht war, dass es sogar schon von der Decke tropfte. Avery folgte mit ihren braunen, ja gar schwarzen Augen, den Weg der Wassertropfen und musste zu ihrem Leidwesen bemerken, dass der Perserteppich der darunter lag schon ganz feucht war. Sie rollte ihn stöhnend auf und versuchte ihn über das Treppengeländer zu hängen. Obwohl das Mädchen nicht wirklich zierlich aber auch nicht zu kräftig war, erschien ihr der Teppich tonnenschwer. Sie war erschöpft von ihrem Leben, das immer den gleichen Ablauf hatte, einen Mann den sie nicht liebte und er sie nicht. Sie war nur ein Aushängeschild, das war der Grund wieso ihr Mann sie noch nicht verlassen hatte. Die junge Frau wollte sich nur noch schlafen legen und die Welt außerhalb vergessen. Eine Tagträumerin war sie gewesen und beschäftigte sich oft mit unwichtigen Dingen. Erst heute hatte sie sich über das Leben der Kassiererin den Kopf zerbrochen aber man konnte es ihr nicht übelnehmen. Das waren die einzigen Augenblicke in ihrem Leben in denen sie frei war, von ihrem Mann, dem Haus und den Sorgen.

Nachdem sie es letztendlich doch geschafft hatte den Teppich zum trocknen aufzuhängen, ging Avery in ihr Schlafzimmer. Die Wände waren gelb gestrichenen. In den früheren Jahren war das sicher einen wunderbares, erfrischendes Zitrusgelb gewesen, doch heute sah es nur noch heruntergekommen aus. Das Mädchen legte sich in ihr Bett, warf die Decke halb über sich und träumte wieder. Von einer Welt in der sie sich geborgen fühlte, sie vielleicht eine neue Liebe kennenlernte und Kinder bekam. Irgendwo am Meer, oder an einem See wo es oft warm ist. Ja, so stellte sie sich ihr Wunschleben vor und genau so eins führte sie in ihren Träumen. Ihren Mann nannte sie Patrick, ihre Kinder, am besten zwei, nannte sie Sophia und Ira. Und da lag sie im Halbschlaf, und dachte sich noch, dass Russell bald Nachhause kommen würde und sie noch nichts zu Essen zubereitet hatte, doch da war sie schon weg. Versunken im Land der Träume.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 21, 2016 ⏰

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