Kapitel 1

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Ich wusste es. Ich hatte es schon geahnt, als Mary mir eine aufgeregte Sprachnachricht geschickt hatte, in der sie mir erklärte, dass sie auf dem Weg zu mir war.

Deshalb lächelte ich nur, als sie mir eine halbe Stunde später Konzertkarten unter die Nase hielt, nachdem ich ihr die Tür aufgemacht hatte.

„Ich dachte ich guck nicht richtig, als ich eben die Karten auf meinem Bett gefunden habe.", sagte sie und atmete einmal ganz tief ein, anscheinend war sie den ganzen Weg zu mir gerannt und deswegen aus der Puste. „Mom hat mir gestern sogar gesagt, dass sie es nicht möchte. Zu viel Gedrängel und so. Dabei müsste sie eigentlich wissen, dass du Klaustrophobie hast und nicht ich."

„Da hast du Recht." Ich schob sie vor mich hin in mein Zimmer und setzte mich dann auf den Schreibtischstuhl.

„Schon mal daran gedacht, dass die Karten nicht von deiner Mutter sind?" Eigentlich konnte das nicht sein, musste ich selbst zugeben, denn ihre Mutter war alleinerziehend und Verwandte hatte sie hier auch nicht.

„Wer denn? Ich meine, es könnte ja sein...mein Dad zum Beispiel könnte es gewesen sein, aber der wohnt in Spanien. Und er hätte meiner Mutter die Karten geben müssen...ist ja auch egal. Fakt ist: Ich hab Karten für Samstag.

Sollen wir nicht schon am Freitag los? Sonst ist das zu stressig, findest du nicht?"

Verwirrt sah ich von meinem Handy auf, auf welches ich geschaut hatte. „Wir? Ich dachte du gehst mit Sarah, du weißt, dass ich Konzerte hasse.".

„Ja, aber Sarah fährt nach Dänemark und besucht dort ihre Großmutter...ich dachte, vielleicht findest du Konzerte doch nicht so schlimm wie du immer dachtest."

Ich kratzte mich am Nacken und überlegte kurz. „Tut mir Leid, aber ich will nicht." Sie sah mich lange an, bis sie leise fragte: „Und deshalb soll ich alleine gehen oder was? Ich dachte wir wären gute Freunde. Keine besten, aber gute. Also was soll das?"

Sowas sagte Mary immer. Wenn wir uns gut verstanden, war ich immer ihre allerbeste Freundin, sobald ihr was nicht passte, war ich bloß nur eine gute.

Früher hatte mich das immer richtig verletzt, aber mittlerweile wusste ich, dass es mir egal sein konnte. Hauptsache wir verstanden uns gut.

„Hast du mir zugehört?", fragte sie und sah mich gekränkt an.

„Ich...ja. Aber nicht alles verstanden, sag nochmal."

„Ich habe gesagt, dass es doch total der Hammer wäre, wenn ich mich mit Harry oder so anfreunden würde."

Sie grinste. „Dann kann ich auf die Tours mitkommen."

Ich lachte. „Das du die Chance hast dich mit denen zu Unterhalten ist ziemlich unwahrscheinlich, M. Aber wenn du es versuchen willst – nur zu."

„Weißt du, eigentlich ist das gar nicht mal so unwahrscheinlich. Lese dir doch mal die ganzen FanFiction's durch. Da ist das ganz einfach. Man muss nur man selbst sein und peng – man stößt mit einem von One Direction zusammen. So schwer ist das gar nicht...Übrigens, ich habe eben auf dem Weg mit Sarah telefoniert und sie meinte, dass sie auch findet, das du mitkommen solltest."

„Sarah stimmt dir immer zu Mary, das ist nichts Neues. Willst du auch was essen?" Ohne auf ihre Antwort zu warten, stand ich auf und ging aus dem Zimmer runter in die Küche.

„Aber du magst 1D!", protestierte sie und folgte mir. „Das hast du mir selbst schon so oft gesagt...also das du nicht so ein Fan bist wie ich, die aber trotzdem ziemlich gut findest! Lia!!"

„Ich weiß. Aber hättest du mir eben richtig zugehört und nicht mal wieder an irgendetwas anderes gedacht, während ich mit dir gesprochen habe, würdest du wissen das ich wegen dem Konzert und den vielen Leuten nicht hinwill."

Ich machte den Kühlschrank auf, sah mir kurz die Sachen an die dort drin lagen, schüttelte leicht den Kopf und ging in unsere Vorratskammer, um mir Schokolade zu holen.

Manchmal konnte Mary echt nerven. Zum Beispiel wenn es, so wie grade, um etwas ging was sie richtig feierte. In diesem Fall OneDirection.

Aber irgendwo hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, an ihrer Stelle würde ich auch nicht gerne alleine nach London fahren, auch wenn wir schon oft dort gewesen waren.

„Auch ein Stück?" Ich hielt ihr die Schokolade hin.

„Bitte, Lia."

„Ich hab dir eb-"

„BITTE!"

„Ich bin nicht so wie viele andere, die sich so schnell zu etwas überreden lassen, M. Du musst es gar nicht erst die ganze Zeit versuchen."

„Was willst du haben?"

„Wenn du willst, dass ich mitkomme, räumst du jeden Tag mein Zimmer auf, machst meine Hausaufgaben, trägst meine Schultasche und kaufst mir jeden Monat etwas Schönes was ich haben will, egal wie teuer. Und du kommst jedes Wochenende zu mir und bringst eine Spinatpizza mit."

 Ich liebte Spinatpizza.

„Okay! Mach ich, klar!", schrie sie aufgeregt.

„M, das war ein Witz. Ich mag sowas nicht. Außerdem" – ich sah auf die Uhr – „kommt Mom bald nach Hause und du weißt das sie unangekündigten Besuch nicht mag."

Mary ging zur Tür. „Okay. Morgen telefonieren wir aber, einverstanden? Ich meine, wenn du mitkommen würdest, würdest du in deinen Ferien endlich mal was erleben."

Sie lachte und ich musste ebenfalls grinsen. Recht hatte sie, in den Ferien wusste ich nie so wirklich was ich tun könnte.

„Machen wir. Versprochen."

„Und vielleicht kann ich dich umstimmen?"

„Ja, vielleicht.", zugegeben sagte ich das nur, damit sie endlich ging.

Und das tat sie dann auch.


You & I [1D FF, German] #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt