Kapitel 1

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"Lacey! Komm bitte mal nach unten. Du hast Besuch.", rief meine Mutter mir von unten verschwörerisch zu. So wie sie sich anhörte, konnte es nur ein Junge sein. Ein attraktiver. Nur hatte ich so gar keine Lust auf unnötige Gesprächsthemen. Wahrscheinlich wieder so ein Lackaffe, der dachte er könnte mich 'gewinnen'. Falsch gedacht!

Ich stellte mich vor meinen weißen Wandspiegel, welcher am Rand Schnitzereien aufwies. Kleine Rosen wurden eingearbeitet und rosa angestrichen. Ich hatte ihn zu meinem 16. Geburtstag bekommen und mich schreiend in die Arme meiner Eltern geworfen. Es war eine Eigenanfertigung meines Dad's gewesen und sündhaft teuer. Damals hatte er mir ins Ohr geflüstert: "Er soll dich immer an deinen zweiten Namen 'Rose' erinnern und an dein makelloses Erscheinungsbild, mein Engelchen."

Mit 16 habe ich mich geschmeichelt gefühlt, wenn ich Komplimente wegen meinem perfekten Aussehen bekommen habe. Doch mit meinen 18 Jahren hat sich das schlagartig geändert. Ich hasse es mittlerweile mich im Spiegel anzusehen. Es ist nicht so, dass sich an meinem Auftreten etwas geändert hat. Nein, ich sehe noch immer so aus, wie ich schon immer ausgesehen habe. Doch meine Gedankengänge haben sich einer anderen Richtung zugewendet.

Mich störte, was ich jeden Tag sah. Meine blonden, langen und leicht gewellten Haare. Mein Gesicht, welches ziemlich genau den goldenen Schnitt besaß. Er besagt, dass ein Gesicht bestimmte Winkel aufweisen muss, damit es als schön und angenehm empfunden wird. Nur meine Augen waren ein kleines bisschen zu nah beieinander, sonst saß alles perfekt. Meine Zähne perlweiß und meine Figur schlank. Es gab nichts auszusetzen.

Ärgerlich griff ich in meine Haare und verwuschelte sie. Wenigstens etwas sollte nicht perfekt sitzen. Eine einzige Sache. Ich wendete mich von meinem Spiegelbild ab und wendete mich meiner Zimmertür zu. Ich würde ihn so sehr in die Pfanne hauen, dass er sich danach nicht noch einmal in die Nähe irgendeines Mädchens traut.

Scheiß Trophäenfänger!

Ich setzte ein verschmitztes Lächeln auf und ging unsere marmorne Treppe in dem unelegantesten Schritt hinunter über den ich verfügte.

Meine Mutter lächelte mich an. Dieses Lächeln, welches eigentlich nicht verraten sollte, wie sehr sie hinter ihrer aufgesetzten Fassade kochte.

Sie verstand mich nicht. Konnte mich nicht verstehen.

Ich hatte wohl eine Zeit lang gebraucht und dann noch mein tramplelnder Gang. Sehr gut! Jetzt muss ich nur noch ihn verärgern. Das kann ja nicht so schwer sein bei einem hirnlosen Geschöpf, wie ihm.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 13, 2023 ⏰

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