Der Blinde

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Es regnete.

Willhelm sass schweignd auf einer hölzernen Parkbank. Die Splitter des Holzes bohrten sich in seiner Fingerspitzen.

„ Es ist dunkel“ murmelte er leise vor sich her, als er die schwache Sonne, die es geschafft hatte, sich durch die massiven Wolkendecke zu kämpfen, im Gesicht spürte. Einen moment lang glaubte Will Vögel zu hören, die erfreut waren, nach so vielen Regenstunden, die Sonne wieder zu erblicken, dann aberaufhörten, als sie bemerkten, dass die Sonne bereits wieder verschwunden war.

Ein Regentropfen fiel Willhelm ins Gesicht. Er strich ihn sich weg und spürte dabei seine tiefen Falten. Schnell zuckte seine Hand wieder an den Rand der Holzbank, spürte dabei die Spliter in den Fingerballen.

Willhelm hörte sich schnell nähernde Schritte. So laut un tollpatschig, dass sie nur von Kindern stammen konnten. Grimmig lauschte er den lachenden Kindern nach, bis sie verstummten.

Ein klirrendes, helles Geräusch liess ihn aufhorchen.

Es war eine Münze, die in seinem Spendedöschen fallen gelassen worden war.

Will hob den Kopf. Es ist nicht viel, aber ich hoffe, sie werden glücklich damit“, erklang eine zarte Frauenstime, die Will bekant vorkam.

Wortlos blieb er sitzen, als die Schritte der Frau zuhören waren. Konnte das wirklich sein? War sie es tatsächlich?

Auf einmal stand Will auf. Als ob er zu neuem Leben erwacht wäre, sprintete er den

schritten nach.

„Emma!“, rief er laut. Er konnte die Schulter der Frau fassen, um sie aufzuhalten.

„ Emma, bist du es wirklich?“, Will wartete hoffnungsvoll auf eine Antwort.

„Lassen Sie mich los, alter Mann! Ich heisse Kim.“

Empört löste sich Kim aus Willhelms Griff und schritt hastig davon.

Schweigend blieb Willhelm stehen.

„Es ist dunkel“, flüstrte er.

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