»Hallo Horngesicht!« Ein kleiner grauer Kater mit grünen Augen turnte auf dem Rücken einer kleinen sandfarb-cremen Kätzin herum. Beschämt schob die kleine Kätzin ihre winzigen Pfoten auf ihre Stirn, um ihre kleinen Hornstubbel zu verdecken. Der kleine Kater schüttelte sein Fell und wollte gerade die kleine Kätzin anfauchen, aber da kam eine weitere Kätzin hinzu, eine ausgewachsene Pracht. Ihr sandfarbenes Fell glänzte im Licht der Sonne und ihr schwarzer Schwanz peitschte hin und her. » Cole, lass gefälligst deine kleine Schwester Nevé in Ruhe!« Cole rutschte ungeschickt von Nevés Rücken herunter. Die kleine Kätzin rannte schwer keuchend zu ihrer Mutter und drückte sich gegen ihre Beine. » Cole ist halt ein kleiner Fiesling. Er versteht es halt noch nicht. Er macht sich über dich lustig, aber er weiss nicht wie einzigartig perfekt du bist« Ihre Mutter lächelte sie an, und Nevé blickte mit grossen blauen Augen zu ihr hoch. »Aber... Es stimmt doch. Ich bin anders, oder? Warum bin ich anders? Warum bin ich nicht normal?« »Shsh.« schnurrte die Mutter in einem beruhigenden Ton. Nevé blieb aber hartnäckig. »Mama?« Die Mutter wechselte aprubt das Thema und rufte Cole herbei. Sie kuschelten sich an den Bauch der Mutter und hörten gebannt einer Geschichte ihrer Mutter zu.
Der Wind pfiff der kleinen Familie um die Ohren und ließ das Gras hin und her wippen, und Cole sprang auf und versuchte einen besonders langen Grashalm zu erwischen, allerdings landete er nur auf der Nase. In der Ferne war plötzlich ein lautes Krachen zu hören und Nevé zuckte zusammen. Schon fielen die ersten dicken Tropfen zu Boden. Die Mutter blickte besorgt zum Himmel. »Nevé, ich nehme Cole als erstes mit. Ich beeile mich. Warte dort unter den Wurzeln!« sie nickte mit dem Kinn auf eine Art Unterschlupf aus wurzeln und Nevé hastete unet sie. Sie blickte ängstlich ihrer Mutter hinterher, wie sie elegant über das Gras hüpfte. Mit jeder Minute, die Nevé allein dort unter den Wurzeln verbringt, desto dunkler wird es und desto stärker wird der Regen. Nevé kauerte sich hin und blickte hinaus in die unendliche Regenwand die den ganzen Boden umspülte. Wo zuvor sie sich mit Cole auf der Lichtung gebalgt hatte, schwamm nun eine braun geschäumte Suppe. Das Wasser spülte sich immer näher zu Nevés unterschlupf, und da wurde sie mit einem Ruck im Genick gepackt und schwebte schnell durch den Regen, unter ihr die braune Suppe und die so bekannten braunen Pfoten. Als die beiden eine ziemlich stabile Stelle auf einem Hügel erreicht hatten, liess die Mutter Nevé los und sie plumste in das feuchte Gras. »Nicht gut.« murmelte Nevés Mutter. Der Wassserstand des Flusses am unteren Fusse des Hügels war deutlich gestiegen und überspülte die dünne Brücke. Nevés Mutter blickte einmal nach links und einmal nach rechts. »Gar nicht gut. Cole ist da hinten, bei der Hütte.« Nevé erkannte eine alte Hütte in der weiten Entfernung. »Aber der Fluss da«, sie machte eine nickende Bewegung, »war vorhin noch nicht so wild. Und die Brücke war auch noch brauchbar!« Ohne Vorwarnung wurde Nevé wieder im Genick gepackt und ihre Mutter hastete mit ihr den rutschien Hang hinunter und sprang in den braunen Fluss. Durch das Fell in ihren Zähnen zischte ihre Mutter, dass sie ihre Beine bewegen musste. Nevé hatte ihre Augen aufgerissen, und plötzlich wurde sie von der starken Strömung erfasst und wurde vom Fluss mitgerissen. Sie hörte wie ihre Mutter kreischte und versuchte sie einzuholen, aber sie hatte mehr Masse. Sie kreischte. » Nevé! Paddle mir den Füssen! Paddle! Paddle!« Dann war stille.Marines Sicht (Mutter von Nevé)
Das trübe Wasser umspült emich und drückte mich immer wieder unter die Oberfläche. Ich tauchte wieder auf, und schnappte nach Luft. Wo ist meine Tochter? Ich blickte wild um mich ,aber ich konnte Nevés kleinen Körper nirgends sehen. Ich hievte mich an das Ufer und geschwächt brach ich zusammen und weinte. Ich habe meine Tochter verloren.
Nevés Sicht
Ich strampelte wild mit meinen Pfoten un mich, aber die vielen Wassermassen von Oben und von der Seite waren einfach stärker als ich. Ich war müde, und mein Fell zog mich immer tiefer in das Wasser. Ich schloss meine Augen und liess mich treiben. Rote punkte tanzten vor meinen geschlossenen Augenliedern und ich spürte, wie mein Kopf gegen einen harten Gegenstand schlug. Danach wurde alles schwarz.