Wir standen zusammen an der Bucht. Es war kühl. Das Meer schoss gerade zu an die Felsen. Leon nahm vorsichtig meine Hand. Ich zuckte einen Moment zusammen. Seine Hand war warm und weich. Ich schloss langsam die Augen. "Ich habe Angst!" flüsterte ich. "Ich bin bei Dir!" sagte er ganz ruhig. Der Wind peitschte gegen meine langen Haare. Es war Herbst, doch dieser Herbst war anders als ein normaler Herbst. Ich wusste es. "Lass uns gehn" , sagte Leon, " Es wird langsam dunkel." Am nächsten Morgen wachte ich auf. Ich war mal wieder schweißgebadet. Schnell sprang ich unter die Dusche und zog mir frische Sachen an. Es war ziemlich früh. Leon schlief noch. Er sah süß aus wenn er schlief. Ich band mir die Haare zusammen und machte Frühstück. Aylie kam gähnend in die Küche. Sie war wunderschön - wie immer. Ihr blondes seidiges Haar war leicht verwuschelt und ihre hellblauen Augen sahen müde aus. "was gibt´s den?" fragte sie leise. "Ich habe dir Brote gemacht", entgegnete ich, "ich muss jetzt los, Leon passt auf dich auf!" Ich holte meine Pelzjacke und meine Tasche. Es war kalt. Der Winter würde kommen, und es würde noch kälter werden. Viel kälter. Der erste Winter alleine. Alleine mit Leon und Aylie. Aylie verstand die Situation noch nicht, sie war erst vier.Den Kindergarten konnte ich nicht bezahlen. Mit meinem Aushilfsjob bei "Barney´s Bar" konnte ich gerade mal die Miete für das Haus, Lebensmittel und ein paar Klamotten bezahlen, mehr war nicht drin. Aber dieser Herbst und danach dieser Winter. Wie sollte ich heizen? Alles machte mir Sorgen. Meine Eltern waren weg Ich wusste nicht wo sie waren und wann sie wieder zurückkommen würde. Wenn überhaupt. Als sie gingen sagten sie bloß, dass ich mich um Aylie kümmern sollte und Leon mir dabei helfen würde. Es würde alles gut werden sagte sie. Aber ich bin 16 auf einen Schlag war alles anders. Ich war auf der New Toster School, machte meinen Abschluss und fing diesen "Aushilfsjob" an. Und jetzt musste ich davon überleben. Leon kann nicht arbeiten er ist eigentlich illegal hier. Leon ist Norweger .Er spricht nicht gern über seine Vergangenheit. Ich weiß nur, dass er von seinem Vater geschlagen wurde und dann ins Heim gekommen ist. Jetzt ist er 18 und wurde zu Aylie und mir geschickt. Ich lief die Straße entlang. Der Wind war noch stärker als am Abend davor. Ich lief vorbei an den kaputten alten Häußern dort wohnte schon lange keiner mehr. Es heißt, dass sich dort ab und zu Obdachlose und Drogenabhänige aufhalten. Gleich daneben wohnt eine alte Frau. Sie ist lediglich von Hecken und Bäumen eingemauert. In ihrem Garten stehen große Bunte Plastikkugeln. Sie wird so gut wie nie gesehen. Dann war ich auch schon da. "Wie geht´s dir?" fragte mich Barney und wischte über die Theke. Es war noch niemand da. "Ich weiß es nicht" , sagte ich leise. Barney seufzte und verschwand im Hinterzimmer. Draußen stürmte es mal wieder. Plötzlich öffnete sich die Tür. Ein Junge stand da. Er war groß, hatte dunkles Haar und braune Augen. Er war ungefähr so alt wie Leon. "Hallo, ich bin Kyle", sagte seine warme Stimme. Er lächelte und ich merkte das ich seit langem auch wieder lächelte.