Die Schulglocke leutete. Endlich war der Unterricht zu Ende! Ich quetschte mich, mit einem Stapel Bücher in den Händen, zwischen den anderen Schülern den Gang entlang Richtung Ausgang. Als ich auf dem Schulhof war, hörte ich hinter mir Michael, einer aus meiner Klasse, rufen:"Hei, Algenhirn!!" Ich wusste, dass er mich meinte, aber ich reagierte nicht darauf. Da stürmte er an mir vorbei und warf mir die Bücher aus der Hand. Innerlich fluchte ich, aber da konnte ich ja eh nichts machen. Es war ja schon fast normal, dass Michael mir das Leben schwer machte. Ich wollte gerade die Bücher wieder aufheben, als sich eine Hand gleichzeitig wie meine auf das Deutschbuch legte. Ich sah verwirrt auf und blickte in das strahlende Gesicht eines Mädchens. Es war die Neue, welche heute Morgen vom Schuldirektor in unsere Klasse gebracht wurde. Wie hiess sie nochmals? Ich überlegte einen Moment, dann fiel mir ihr Name wieder ein. Josephine hiess sie, Josephine van Daan.
Sie half mir die Bücher aufzuheben. Mehr als ein schüchternes "Danke" brachte ich jedoch nicht heraus, was dazu führte, das sie noch mehr strahlte. "Ich bin Josephine, aber du kannst mich Jo nennen", sagte sie zu mir, obwohl sie warscheinlich wusste, das ich ihren Namen schon kannte. , "und wie heisst du?" Ich antwortete mit einem knappen "Leon". Diese Antwort war so leise und schüchter heraus gekommen, das ich mich schon kurz danach dafür innerlich verfluchte. "In welcher Strasse wohnst du?", frage sie mich. "In der Brunnenstrasse", antwortete ich und versuchte ein bisschen selbstsicherer zu klinge, was mir, glaube ich, auch gelang. "In der Brunnenstrasse?", wiederholte sie, "Dort wohne ich auch." Ich wusste nicht, wie das ging, aber ihr strahlen wurde immer grösser. "Gehen wir zusammen nach Hause? Ich kann mir den Weg noch nicht so gut merken." "Wenn du auch mit dem Velo hier bist, hab ich nichts dagegen.", und ich war selber überrascht, dass meine Stimme so sicher klang.
Wir holten die Velos und ich packte kurz meine Bücher auf den Gepäckträger. Dann fuhren wir los. Wir schwiegen beide und zum ersten Mal konnte ich Jo mit aller Ruhe mustern. Sie war gross und kräftig (nicht so als ob sie dick währe, sonder das sie warscheinlich sehr viel Sport trieb) und hatte braungebrannte Haut. Ihre langen, kupferroten Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, der im Gegenwind hin und her geschleudert wurde, was sie aber gar nicht störte. Sie hatte ein schmales, mit Sommersprossen übersätes Gesicht, aus dem zwei leuchtendgrüne Augen hervorstachen. Ich wusste nicht warum, aber die Augen erinnerten mich an Katzenaugen. Unter ihrer kleinen Stupsnase hatte sie einen schön geschwungenen Mund, der, wie schon die ganze Fahrt lang, sanft lächelte.
Sie erwischte mich, wie ich sie anstarrte und ich sah sofort weg. "Wir sind gleich da", sagte ich zu ihr, "in welchem Haus wohnst du?" "Im 23", war ihre Antwort.
"Treffen wir uns Morgen hier?", fragte sie, bevor sie ins Haus ging.
Ich nicke. "Um 7:30, ok?"
"Okay. Also bis Morgen", antwortete sie. Sie lächelte mich nochmals an, dann verschwand sie im Haus.
DU LIEST GERADE
Iluma
ParanormalIch wollte gerade meine Bücher wieder aufheben, also sich eine Hand gleichzeitig wie meine auf mein Deutschbuch legte. Ich sah verwirrt auf und blickte in das strahlende Gesicht eines Mädchens...