Neues zu Hause

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Franzi schließt eine weiße Holztür zu einer kleinen Wohnung auf. Die Wände sind weiß gestrichen und auf dem Fußboden ist Laminat. Vor uns ist ein kleiner Flur, von dem rechts ein Wohnzimmer abgeht.

"Links ist die Küche, geradeaus das Bad und hinten links das Schlafzimmer. Rechts ist das Wohnzimmer. Wir müssen mal schauen, wo wir dich einquartieren. Bei mir im Bett, wie Jan kannst du ja nicht schlafen." Jan? Ihr Exfreund. Ich verstehe. So richtig ausgezogen scheint er jedenfalls nicht zu sein. Im Flur stehen glänzende schwarze Schuhe, die eindeutig nicht Franzi gehören.

Sie deutet meinen Blick zu den Schuhen anscheinend richtig und seufzt. "Der Mann ist so ein Chaot. Der hat die Hälfte von seinem Zeug hier vergessen. Die habe ich nur aus Gewohnheit noch nicht weggeräumt. Genau..."

Sie geht den Flur herunter und ich folge ihr langsam, den Müllsack mit meiner Kleidung über der Schulter. "Wenn du magst, dann kannst du das Bett haben und ich schlafe auf dem Sofa oder so",  meint Franzi und ich protestiere heftig. "Nein! Ich werde dich hier nicht auf dem Sofa schlafen lassen. Dann schlafe ich auf dem Sofa und du in deinem Bett." Doch Franzi schüttelt den Kopf: "Da hab ich aber ein schlechtes Gewissen, wenn du jetzt auf dem Sofa schlafen musst. Egal. Ich zeig dir erstmal, wo du dein Zeug hintun kannst. Ich habe jetzt eh den halben Schrank leer. Das ist kein Problem."

Ich folge ihr in das Schlafzimmer und sie öffnet den großen weißen Schrank, der die gesamte Wand einnimmt. "Hier die Hälfte kannst du haben. Breite dich ruhig aus. In dieser Wohnung ist es eh gerade zu leer", meint sie. "Sonst... könnten wir auch zusammen... Also ich meine das Bett ist ja groß genug", meine ich und sie nickt. "Hast Recht. Ich wollte es nur nicht vorschlagen, weil... Irgendwie kennen wir uns ja kaum. Aber das sollten wir ändern!", lächelt sie mich an. Sie ist so lieb zu mir. Sowas macht man doch nicht einfach für irgendjemanden, oder? Wenn ich nur irgendeine Schülerin für sie wäre, dann hätte sie mich doch nicht hierher eingeladen? Oder tue ich ihr einfach nur Leid? Wer bin ich für sie? Langsam folge ich ihr in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. An der Wand steht ein Fernseher, gegenüber, mitten im Raum ein Sofa. Auf dem Fußboden liegt ein weißer flauschiger Teppich.

Wir setzen uns auf das Sofa, aber keiner weiß, waser sagen soll. Schließlich meine ich: "Warum ist er ausgezogen?" Sofort bereue ich es, denn ihr Blick verdunkelt sich und sie zieht ihre Augenbrauen zusammen.
"Dises... verdammt Arschloch von einem Mann war der Meinung, dass...", sie zögert und meint dann leise: "Dass ihm eine Frau nicht mehr genug ist und er ja auch noch eine andere ficken könnte." Sie wischt sich mit der Hand über die Augen. "Ich weiß nicht, was er in ihr gesehen hat. Sie... Ich habe sie gesehen. Ich erspare uns beiden mal Details... Und dann ist er weg. Zu ihr. Scheiß Schlampe." Ich rüche näher an sie heran und lege ihr den Kopf auf die Schulter. Sie tut mir Leid. Eine Sekunde später zucke ich zusammen. Was mache ich hier eigentlich? Verdammt, sie ist meine Lehrerin! Oder doch nicht? Ist sie nicht eher eine Freundin, oder Bekannte? Mitbewohnerin? Auf jeden Fall sollte ich ihr nicht so nah sein, wie ich es gerade bin. Glaube ich.
Sie ist da anderer Meinung, denke ich, denn sie legt mir einen Arm um die Schulter. Ich würde sie nie so enttäuschen. Ich wäre immer für sie da. Ich... Verdammt. Ich träume doch gerade nicht ernsthaft von einer Beziehung mit meiner Deutschlehrerin. Das kann doch nicht mein Ernst sein. Trotzdem bewege ich mich nicht und auch sie lässt ihren Arm, wo er ist.

Erst nach einer Weile hebe ich meinen Kopf und Franzi steht auf. "Ich mache uns was zu Essen, okay?" Ich nicke und sie fragt, was ich gerne mag. "Alles außer Thunfisch", antworte ich und sie lächelt. "Das bekomme ich hin. Sie geht zur Küche und mir kommt es mit einmal ziemlich dreist vor, hier einfach auf dem Sofa sitzen zu bleiben und sie arbeiten zu lassen. "Soll ich dir helfen?", frage ich, als ich ihr gefolgt bin. "Ne lass mal. In der Küche brauche ich meinen Freiraum. Mach es dir einfach auf dem Sofa gemütlich." Es kommt mir falsch vor. Es kommt mir so falsch vor, mich auf das Sofa zu setzen und in ihrer Wohnung zu sein. In dem Moment klingelt mein Handy. 

Franzi [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt